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Cem Özdemir hielt »Rede des Jahres 2018«

Das Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen verleiht Cem Özdemir den Preis »Rede des Jahres 2018«.

Cem Özdemir
Cem Özdemir. Foto: dpa
Cem Özdemir.
Foto: dpa

TÜBINGEN. Özdemir erhält die Auszeichnung für seinen fulminanten Debattenbeitrag im Deutschen Bundestag vom 22. Februar 2018. Darin rechnet er mit einem von der AfD gestellten Antrag ab, der darauf abzielte, den kurz zuvor freigelassenen Deniz Yücel zu maßregeln.

Vehement verteidigt Özdemir den Verfassungsgrundsatz der freien Meinungsäußerung und weist die AfD in die Schranken. Seine Rede ist ein eindrückliches Plädoyer für eine offene Gesellschaft, gegen Ausgrenzung und Spaltung.

Scharfzüngig und emotional begegnet Cem Özdemir dem Antrag der AfD, den er mit großer Verve und rednerischem Können pariert. In jeder Sekunde des kurzen Beitrags sind Leidenschaft und Engagement des Redners zu hören und zu sehen. Özdemir schafft es, eine entschlossene Verteidigung des Grundgesetzes mit einem Angriff auf den vermeintlichen Patriotismus der AfD zu verbinden und umreißt Grundzüge eines Verfassungspatriotismus, der ohne Spaltung und Ausgrenzung auskommt.

Özdemir stellt sich mit seiner Rede vehement gegen eine Missbilligung von Texten des Journalisten Deniz Yücel, die von der AfD beantragt worden war, und erinnert an das Grundprinzip der Pressefreiheit: »Bei uns in der Bundesrepublik Deutschland ist das Parlament keine oberste Zensurbehörde.« Mit seinem Hinweis auf die Pressefreiheit offenbart Özdemir die Tragweite der Debatte um den Antrag der AfD und verteidigt das Grundgesetz in engagierter Weise. Dabei nimmt er die AfD-Auseinandersetzung mit Patriotismus und Identität auf, hält der Partei jedoch entgegen: »Sie verachten alles, wofür dieses Land in der ganzen Welt geachtet und respektiert wird.« Vielfalt, Erinnerungskultur, parlamentarische Demokratie sind für Özdemir Kennzeichen der Bundesrepublik. Der AfD hält er vor, dass sie sich hingegen mit einem Deutschland identi-fiziere, das so nicht existiere, und spricht der Partei nachdrücklich das Recht ab, zu »bestimmen, wer Deutscher ist und wer nicht«.

Hintergrund »Rede des Jahres«

Die Auszeichnung »Rede des Jahres« wird seit 1998 vom Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen vergeben und ging seitdem unter anderem an Margot Käßmann, Marcel Reich-Ranicki und Navid Kermani. Mit diesem Preis würdigt das Seminar für Allgemeine Rhetorik jährlich eine Rede, die die politische, soziale oder kulturelle Diskussion entscheidend beeinflusst hat. Neben das Kriterium der Wirkungsmächtigkeit treten bei der Auswahl weitere Bewertungsmaßstäbe wie argumentative Leistung und stilistische Qualität der Rede. Ziel ist es, das gesamte rhetorische Kalkül des Redners zu betrachten und zu bewerten.

Die Jury der »Rede des Jahres« setzt sich aus Mitarbeitenden des Seminars für Allgemeine Rhetorik zusammen. Dieses Jahr war mit Oliver Schaub erstmals auch ein von den Studierenden bestimmtes studentisches Mitglied Teil der Jury.

Den Kriterienkatalog und ehemalige Reden des Jahres finden Sie unter: http://www.rhetorik.uni-tuebingen.de/portfolio/rede-des-jahres/