Logo
Aktuell Feier

Beschwerden: Sagt Tübingen das Malle-Festival wieder ab?

Während Tausende im Spätsommer auf dem Festplatz in Tübingen zu Partyschlagern feierten, beschwerten sich Dutzende Anwohner bei Polizei und Stadt. Die Veranstalter des Mallorca-Sommer-Festivals sagen nun, dass deshalb »eine bereits verbindlich zugesagte Terminvergabe« für kommendes Jahr infrage steht.

Ausgelassen und friedlich war die Stimmung  auf dem Festplatz in Tübingen Mitte September. Viele Anwohner beschwerten sich aller
Ausgelassen und friedlich war die Stimmung auf dem Festplatz in Tübingen Mitte September. Viele Anwohner beschwerten sich allerdings über das Festival. Foto: Steffen Schanz
Ausgelassen und friedlich war die Stimmung auf dem Festplatz in Tübingen Mitte September. Viele Anwohner beschwerten sich allerdings über das Festival.
Foto: Steffen Schanz

TÜBINGEN. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie: Partyschlager. Die rund 5.000 Besucher, die beim ersten Tübinger Mallorca-Sommer-Festival am 13. September ihren Lieblingsinterpreten bei Songs wie »Hurensohn« oder »Layla« zujubelten, gehören wohl zu Ersteren. Doch so friedlich und ausgelassen das Fest auch ablief - es gab zahlreiche Beschwerden von Anwohnern, die in Hörweite des Tübinger Festplatzes leben.

Wie die Veranstalter nun mitteilten, könnten diese Beschwerden ein Nachspiel haben. »Das Mallorca-Festival 2025 in Tübingen war organisatorisch und in der Durchführung ein voller Erfolg«, heißt es von Seiten der Vitamin-B-Group, einer Eventmanagement- und Marketingagentur aus Pommersfelden in Franken. Das habe auch die Stadtverwaltung selbst bestätigt, die »hinsichtlich der Organisation und Durchführung der Veranstaltung keine Beanstandungen« geäußert hat.

Lautstarke Minderheit ist gegen das Festival

»Umso irritierender ist es für uns, dass die Stadt trotz dieser positiven Einschätzung eine bereits verbindlich zugesagte Terminvergabe für den 12. September 2026 wieder infrage stellt«, so die Agentur weiter. Begründet werde diese Maßnahme mit rund 50 Anwohnerbeschwerden, die bei Stadt, Ordnungsamt und Polizei im Verlauf des eintägigen Festivals eingegangen waren. So sorge eine »kleine, lautstarke Minderheit« dafür, dass das Mallorca-Festival in Zukunft abgesägt werden könnte. Zu Unrecht, wie die Veranstalter finden.

Man habe - und das hat die Stadtverwaltung gegenüber dem GEA bestätigt - nämlich alle Gesetzesvorgaben eingehalten. »Im Bericht der Polizeibehörde, welche verschiedene Lärmmessungen durchgeführt hat, sind keine Beanstandungen aufgeführt«, schreibt die Pressestelle der Unistadt. Der Grenzwert von 85 Dezibel sei vor Ort nicht überschritten worden.

Festival war auch an Messpunkten in der Stadt nicht zu laut

Auch der Beurteilungspegel, der regelmäßig an den am stärksten von der Lautstärke betroffenen Wohngebäuden in der Rappenberghalde und am Ortsrand von Derendingen gemessen wurde, blieb unter den gesetzlich vorgeschriebenen Schutzwerten. »Wir haben mehrmals während der Veranstaltung gemessen und überwacht und keine Überschreitung festgestellt«, fasst die Stadtverwaltung zusammen.

Von »zu laut« könne also keine Rede sein, betonen die Veranstalter. »Wir respektieren jede Beschwerde. Es kann aber nicht sein, dass eine kleine Minderheit von Gegnern die kulturellen Interessen der Mehrheit blockiert.« Hanno Schuster von der Vitamin-B-Group betont: »Die Kritik richtet sich im Kern nicht gegen die Veranstaltung selbst, sondern scheint eher daher zu rühren, dass manche Menschen Partyschlager nicht mögen oder einzelne Texte missverstehen.« Der Partyschlager sei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen und werde vom Handwerker bis zum Akademiker gehört. »Es ist uns wichtig klarzustellen: Partyschlager-Events - genauso wie unsere Festivaltour - haben mit den bekannten Chaoten vom Ballermann nichts zu tun.«

Endgültige Genehmigung erfolgt viel später

Zu einer geplanten Petition, die sich gegen weitere Ausgaben des Festivals in Tübingen richte, ergänzt die Vitamin-B-Group: »Petitionen, die auf den Ausschluss dieser Kulturform abzielen, sind für uns Ausdruck von Intoleranz und stehen im Widerspruch zu einem modernen, demokratischen Gesellschaftsverständnis.« Gerade von Tübingen als einer weltoffenen Stadt sei man in diesem Punkt besonders enttäuscht.

Diese verweist indes darauf, dass bereits bei der ersten Vergabe für das diesjährige Festival zwar früh Ort und Datum bestätigt werden konnten - aber eine endgültige Genehmigung erst viel später erfolgte, nämlich nach der Einreichung des Veranstaltungsformulars, »das spätestens zwei bis drei Monate vor Beginn ausgefüllt vorliegen muss«, wie die Stadtverwaltung schreibt.

Komitee plant Veranstaltungen

Denn: Über die geplanten Veranstaltungen in Tübingen berät jährlich ein Komitee, das sich aus Vertretern des Gemeinderats, des Jugendgemeinderats, der Dehoga, des Tübinger Verkehrsvereins und der Wirtschaftsförderung sowie dem Kulturamt zusammensetzt - und dieses Komitee musste sich erst noch entscheiden, weil man ursprünglich dem Holy-Festival zugesagt habe, ehe nach deren Absage durch die Veranstalter die Mallorca-Party den Zuschlag erhielt.

Grundsätzlich habe sich das Komitee bereits für das Festival im kommenden Jahr ausgesprochen. »Die Entscheidungen sind aber immer vorbehaltlich etwaiger Beschwerden zu sehen«, konkretisiert die Verwaltung. Und weil davon einige zusammenkamen, wolle man den nächsten Beratungstermin im ersten Quartal 2026 abwarten, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Das ist allerdings keine mögliche Absage an das Feiern per se. »Zudem hatten die Veranstalter 2026 für Freitagabend eine 80er/90er-Party beantragt und für den Samstag das Mallorca-Festival.« Da man aber nur eine lärmintensive Veranstaltung wolle, merkte das Komitee an, dass für 2026 am Samstag - also an dem Tag, an dem eigentlich die Mallorca-Party steigen soll - »die 80er/90er-Party schön wäre.« Ob nun also Bon Jovi, Britney Spears oder doch wieder Ikke Hüftgold - auf dem Festplatz wird sehr wahrscheinlich weitergefeiert werden. (GEA)