NEHREN. Die Idee, in Nehren ein neues Outdoor-Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche zu schaffen, ist schon einige Jahre alt. »Vor fünf Jahren haben wir hierzu schon eine große Jugendbeteiligung gemacht«, erinnerte sich Bürgermeister Egon Betz in der jüngsten Gemeinderatssitzung. »50Jugendliche kamen und brachten ihre Ideen ein. Dann kam Corona, dann der Krieg. Und dann kam nix«, brachte Betz den Sachstand auf den Punkt. In diesem Jahr allerdings kam wieder Bewegung in die Sache: Bei einer weiteren Jugendbeteiligung wurden die alten Pläne überarbeitet und mit 30 Kindern und Jugendlichen diskutiert - schließlich soll eine Lösung für die Fläche des ehemaligen Reisser-Kindergartens an der Ecke Franz-Fecht-Straße und Brunnenstraße gefunden werden. Und genau dort soll der Jugendspielplatz entstehen.
Vor den Gemeinderäten und zahlreichen Familien im Zuschauerbereich erklärte Mira Schwind vom Landschaftsarchitekturbüro Setup aus Leonberg die aktuellen Planungen. Das Geländeprofil soll weitestgehend erhalten bleiben. Anstelle des Kindergartengebäudes sei ein rundes Spielfeld mit einer Gummibelag geplant, außerdem eine kleine, überdachte Sitzugelegenheit, eine Tischtennisplatte, ein Trinkbrunnen und eine Schaukel, auf der zwölf Personen gleichzeitig die Leichtigkeit des Seins genießen können. Damit das Spielfeld nicht abschüssig wird, werden Steinquader als äußere Umrandung den Höhenunterschied zum restlichen Gelände überwinden - und zugleich als weitere Sitzgelegenheiten dienen. Neben dem eiförmigen Spielfeld - die Jugendbeteiligung hatte gezeigt, dass kein quadratisches (Fußball-)Feld gewünscht ist - wird es auch eine Spielwiese geben. Bäume und Büsche sollen soweit wie möglich erhalten werden, um als Schattenspender und Lärmschutz zu dienen.
Eben der Lärmschutz bereitete sowohl einigen Gemeinderäten als auch einigen Eltern Sorgen. Schließlich kann der Kindergartenbetrieb mit seinen starren Öffnungszeiten nicht mit einem Spielplatz verglichen werden, der gegebenenfalls bis zur Nachtruhe um 22 Uhr regulär genutzt werden könnte. Zur Franz-Fecht-Straße hin sei, da es hier keinen natürlichen Lärmschutz durch das Gelände gibt, eine Lärmschutzwand aus Holzelementen geplant worden, erklärte Schwind. Aus Kostengründen habe man hiervon aber Abstand genommen. 95.000 Euro würde der Lärmschutz kosten - der gesamte Jugendspielplatz ohne diese rund 800.000 Euro. Auch eine angeregte Überdachung der Spielfläche wurde aus Kostengründen aufgegeben.
Debatte um den Lärmschutz
»Dass der Schallschutz hintenanstehen soll, halte ich nach unseren früheren Erfahrungen für falsch«, kritisierte Gemeinderat Karl-Bernd Stocker (SPD). Zwist gab es im Ort in der Vergangenheit etwa um den Schulhof und dessen Nutzung. Jürgen Lauhoff (AL) dagegen konnte sich für eine Lärmschutzwand an dieser Stelle nicht begeistern. »Diese Wand wäre ein Monster«, meine Lauhoff im Hinblick auf die geplanten Dimensionen der Lärmschutzwand. Bürgermeister Betz dagegen sieht das Bauwerk als nicht so gewaltig an: Würde sie hergestellt, dann aus Holz, mit geschwungenem Verlauf und umwachsen von Bäumen und Sträuchern. Eine kostengünstige Alternative könnte sein, nur die Fundamente für die Lärmschutzwand einbauen zu lassen und erst einmal abzuwarten. Betz bekräftigte: »Vielleicht sollten wir erst einmal abwarten. Wie laut wird es denn wirklich?«
Auch für eine Hängematte oder eine Slakline sollten die Fundamente vorbereitet werden, schlug Gudrun Märkle (AL) vor, nachdem zuvor auch einer der anwesenden Jugendlichen deren Fehlen moniert hatte. Anstelle der Tischtennisplatte war auch eine Teqball-Platte vorgeschlagen worden. Auch am vorgesehenen Trinkbrunnen (25.000 Euro) schieden sich die Geister.
Am Ende der Diskussion wurde deutlich: der Nehrener Gemeinderat trägt den Jugendspielplatz mit. Über die Ausstattung wird aber - hauptsächlich aus Kostengründen - nochmals diskutiert werden müssen. Bürgermeister Betz versprach, auch die Kinder und Jugendlichen nochmal zur Mitsprache einzuladen. Noch steht allerdings auch der Abriss des Reisser-Kindergartens aus. Immerhin: Im November wird die Feuerwehr, die in den Räumlichkeiten des Kindergartens Material gelagert hatte, das Gebäude verlassen. Dem Abriss steht dann nichts mehr im Wege. Klappt alles, könnte der Jugendspielplatz im Sommer 2026 fertiggestellt werden. (GEA)

