MÖSSINGEN. Die Stadt Mössingen wollte einen Trakt der Bästenhardtschule umbauen. Dabei wurde im Juli routinemäßig die Raumluft untersucht. In einigen Klassenräumen wurde eine Belastung mit Schadstoffen festgestellt. Dabei handelt es sich um PCB, Polychlorierte Biphenyle. Der Richtwert von 800 Nanogramm in der Luft wurde im letzten Schuljahr deutlich überschritten. Die Stadt reagierte sofort und sperrte den Grundschultrakt.
Bei der jüngsten Untersuchung stellte man fest, dass das Lüften der Räume deutlich dabei hilft, die Schadstoffmenge unter dem Richtwert zu halten. Dennoch seien die Werte »so hoch, dass dauerhafter Unterricht nicht möglich ist«, so Mössingens Baubürgermeister Martin Gönner im Gemeinderat. Denn die Holzteile seien von PCB richtiggehend durchdrungen, so Gönner. Das Problem hätten einige andere in den 1960er Jahren gebaute Schulen im Land ebenfalls.
PCB-Grenzwert war teils deutlich überschritten
Die Mössinger Stadtverwaltung stellte dem Gemeinderat zwei Wege vor, wie die Schule möglichst schnell wieder auf volle Auslastung kommen könnte: Entweder den Grundschultrakt und den Verwaltungsbau sanieren. Oder einen teilweisen Neubau des Grundschultrakts samt einem teilweisen Rückbau des Verwaltungstrakts anzugehen – letzteres, ließ die Verwaltungsspitze im Gremium wissen, sei das von ihr favorisierte Vorgehen.
In diesem Fall würde der Grundschul-Trakt neu errichtet werden, am liebsten in Modulbauweise. Die Hausmeisterwohnung im Erdgeschoss des nächsten Traktes solle teils zurückgebaut werden, die Technikräume im Untergeschoss blieben erhalten. Dasselbe gelte für die Umkleideräume der Turnhalle. Diese gründlich zu reinigen, reiche laut Expertenmeinung aus, so Baubürgermeister Gönner. Das Hauptschulgebäude samt der Mensa bleibe erhalten.
Die Stadt braucht Fördermittel, um die Schule wieder herrichten zu können
Vom ursprünglichen Gedanken, die Schule noch in diesem Schuljahr mithilfe von Modulbauteilen schnell wieder fit für den Unterricht zu machen, rückte die Stadtverwaltung trotz der »Notsituation«, so Oberbürgermeister Michael Bulander, zwischenzeitlich ab. Der zuvor skizzierte, von der Verwaltung präferierte zweite Weg, mit teilweisem Rückbau des Verwaltungstrakts, sehe ein Verfahren nach der gesetzlich vorgegebenen Vergabeordnung vor. Diese muss angewendet werden, wenn die Kosten 220.000 Euro überschreiten.
Dieses Verfahren beinhaltet einen Architektur-Wettbewerb, zu dem parallel Planungen anlaufen sollen. »Das dauert ein, zwei Monate länger, aber wir haben dann eine Auswahl an Entwürfen«, warb Baubürgermeister Gönner. Das verschaffe der Stadt einen Zeitvorsprung, den man nutzen wolle, um Fördermittel abzuklopfen. »Ohne öffentliche Förderung ist es nicht finanzierbar«, betonte Kämmerin Heidrun Bernhardt.
Kämmerin Heidrun Bernhardt hofft auf Digitalpakt
Sie setze dabei auf den Digitalpakt des Lands Baden-Württemberg mit den Schulen: »Ich hoffe, wir können noch auf diesen Zug aufspringen. Aber das Land hat auch Finanzprobleme«, so die Kämmerin. Die neu zu bauende Grundschule brauche dann auch ein neues Raumkonzept: Die Ganztagsförderung beansprucht andere Raumzuschnitte als jene, die vorhanden waren.
Die Fraktionen im Gemeinderat signalisierten Zustimmung. SPD-Fraktionschef Arno Valin sorgte sich allerdings um die Finanzierung und fürchtete, um eine Überbelastung der Gemeindekasse. Den Beschlussvorschlag der Verwaltung bezeichnete Valin als »Blackbox mit Carte blanche« – quasi ein Scheck, auf den keine konkrete Zahl eingetragen wurde. Martin Gönner entgegnete: »Wir wollen keinen Freibrief, wir wollen Rückendeckung!«
Kinderbetreuung in Bästenhardt fällt vorerst flach
Die Stadt müsse schnellstmöglich handeln, warf Kämmerin Heidrun Bernhardt ein. Denn in der Bästenhardtschule sollten ja auch Betreuungsplätze für Kiga-Kinder geschaffen werden. Die seien nötig, weil durch die haushaltsbedingte Absage an die Sanierung des Bästenhardter Gemeindezentrums dort keine Kiga-Kinder untergebracht werden können. Sie stellte fest: Wir werden das Projekt Kinderbetreuungsplätze in Bästenhardt auf Eis legen müssen." Zumindest für das Jahr 2026.
Wahrscheinlich darüber hinaus: »Wir rechnen mit 34 Monaten, bis das Gebäude bezogen werden kann«, sagte Martin Gönner. Der Gemeinderat folgte dem Vorschlag der Verwaltung bei einer Enthaltung. (GEA)


