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Es gibt im Kreis Tübingen wieder mehr Rebhühner

Gegen den landesweiten Trend: Es gibt im Kreis Tübingen wieder mehr Rebhühner. Wirksame Hilfen

Rebhühner neigen dazu, sich unsichtbar zu machen. Ihr grau-braunes Gefieder ist eine ideale Tarnung, allerdings nicht für Greifv
Rebhühner neigen dazu, sich unsichtbar zu machen. Ihr grau-braunes Gefieder ist eine ideale Tarnung, allerdings nicht für Greifvögel und Füchse. Sie werden bis zu 30 Zentimetern lang, haben einen dunkelbraunen Brustfleck und werden rund 400 Gramm schwer. FOTO: DPA
Rebhühner neigen dazu, sich unsichtbar zu machen. Ihr grau-braunes Gefieder ist eine ideale Tarnung, allerdings nicht für Greifvögel und Füchse. Sie werden bis zu 30 Zentimetern lang, haben einen dunkelbraunen Brustfleck und werden rund 400 Gramm schwer. FOTO: DPA

ROTTENBURG/MÖSSINGEN. Blühende Brachen, Feldraine mit Altgras und Niederhecken sind Rückzugsorte, die das Rebhuhn dringend braucht. Im Kreis Tübingen erarbeitet der Nabu gemeinsam mit der Initiative Artenvielfalt Neckartal fachliche Grundlagen für einen effizienten Rebhuhnschutz. Gemeinsam mit dem Verein Vielfalt und dem Landratsamt Tübingen werden Landwirte und Kommunen beraten, um entsprechende Rebhuhnschutzflächen zu schaffen.

Erste Erfolge sind zu vermelden: Ein ehrenamtliches Monitoring ergab in diesem Jahr mit 50 besetzten Revieren einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr (34). Insgesamt wurden im Kreis 61 Rebhuhn-Reviere erfasst. »Wir freuen uns über diese guten Nachrichten«, sagt Nabu-Projektleiterin Karin Kilchling-Hink, die seit 2006 am Mössinger Vogelschutzzentrum tätig ist. »Das Monitoring zeigt, dass unsere Schutzmaßnahmen erfolgreich sind, denn die Tiere hielten sich sehr häufig in den Brachen und in der Nähe gepflegter Hecken auf.«

Deshalb sei es wichtig, die Maßnahmenflächen zu erweitern. »Aus einzelnen Puzzlestücken möchten wir eine zusammenhängende Schutzkulisse schaffen«, erklärt Karin Kilchling-Hink. »Dafür brauchen wir auch weiterhin die Unterstützung aller Projektpartner und den bemerkenswerten Einsatz der Landwirte, ohne den die bisherigen Erfolge nicht möglich gewesen wären. Gemeinsam können wir das Rebhuhn effektiv unterstützen.«

Kilchling-Hink führte am Freitag eine interessierte Gruppe durchs Projektgebiet bei Rottenburg-Wurmlingen und zeigte, wie die Hilfe für das vom Aussterben bedrohte Rebhuhn in Ackerbaugebieten konkret aussieht. Die Teilnehmer erfuhren, wie die Feldvögel leben, was sie fressen und wo sie ihre Jungen aufziehen. In ganz Baden-Württemberg sind viele ehemals vom Rebhuhn besiedelte Gebiete verwaist und der Abwärtstrend ist ungebrochen.

Bestand noch nicht gesichert

Um die Situation im Kreis Tübingen zu erfassen, waren im Frühjahr 2018 insgesamt 34 Kartierer im rund 3 000 Hektar großen Projektgebiet unterwegs. Bislang wurden im Kreis auf 30 Hektar mehrjährige Blühbrachen angelegt, in denen Rebhühner Nahrung und Deckung finden. Für den Verzicht auf eine reguläre Bewirtschaftung erhalten die Landwirte einen finanziellen Ausgleich über die Landschaftspflegerichtlinie des Landes.

Das Gemeinschaftsprojekt erarbeitete außerdem ein Konzept zur feldvogelgerechten Heckenpflege, dem sich bereits mehrere Kommunen im Kreis Tübingen angeschlossen haben. Hilfe ist dringend weiter nötig, denn die bedrohten Feldvögel sind noch lange nicht über den Berg. Erst ab einer Population von 250 Tieren kann der Bestand im Kreis Tübingen als gesichert gelten.

Die Region ist ein ehemaliger Verbreitungsschwerpunkt des Rebhuhns. Die Bestände waren dort zwischen 1980 und 2015 um 87 Prozent eingebrochen. Gründe dafür sind unter anderem der Verlust geeigneter Lebensräume und der Rückgang von Insektennahrung. (em)