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Einiges los auf den Härten: »Schönste Festwiese weit und breit«

Offene Ateliers und das Dorffest in Mähringen sorgen am Wochenende auf den Härten für Besucherströme

Der Kusterdinger Musikverein spielte im Festzelt.
Der Kusterdinger Musikverein spielte im Festzelt. Foto: Claudia Jochen
Der Kusterdinger Musikverein spielte im Festzelt.
Foto: Claudia Jochen

KUSTERDINGEN. Das erste gemeinsame Dorffest von Immenhausen und Mähringen war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Auch die »Künstlerkolonie« erfreute sich am Sonntag regen Andrangs: Die Ateliers waren bis weit nach 17 Uhr geöffnet.

Bunt geht es zu auf der Festwiese zwischen den beiden Härtengemeinden Immenhausen und Mähringen, wo erstmals nach vierjähriger Pause wieder ein Dorffest auf den Härten stattfindet. Rund um das imposante Festzelt auf dem Gelände neben dem Kinderhaus Pusteblume, in dem der Musikverein Kusterdingen zur Nachmittagsunterhaltung aufspielt, gruppieren sich die Stationen des Kinderprogramms..

Sonja Grahn hat mit ihrer Kindergartengruppe schon einen Gesangsauftritt beim Frühschoppen absolviert und übt sich nun mit Tochter Emily (9) an der Feuerspritze der Jugendfeuerwehr Kusterdingen. Während die Mama eifrig pumpt, spritzt die Tochter mit dem Feuerwehrschlauch Holzkegel von den Fensterbrettern einer liebevoll gestalteten Hausfassade.

Während Festbesucher Ilias (7) nebenan die Torwand des CVJM unter Beschuss nimmt, werden im vom DRK-Ortsverband betriebenen Bärenhospital Teddybären fachgerecht verbunden, auf Tragen geschnallt und über die Festwiese bugsiert. »Wir versuchen die Kinder spielerisch an die Thematik Rettung und Versorgung von Verletzten heranzuführen«, erläutert David Klante vom Jugendrotkreuz, bevor er der sechsjährigen Carla weiter hilft, ein vermeintlich verletztes Pelztier medizinisch zu versorgen.

»Wir hatten Mühe, zur Sperrstunde das Zelt leer zu bekommen«

Die Mähringer Ortsvorsteherin Susanne Bailer beobachtet wohlwollend die Kartoffeldruckerei des Obst- und Gartenbauvereins und zeigt sich angetan vom bisherigen Verlauf des gemeinsamen Fests: »Gestern war das Festzelt quasi von Beginn an voll. Bereits kurz nach dem Fassanstich ging die Kassenschlange bis nach draußen. Und die Band Diet Dope hat abends dann derart Stimmung gemacht, dass wir Mühe hatten, zur Sperrstunde das Zelt leer zu bekommen.«

Für Abkühlung sorgen Emilia und ihre Mutter an der Wasserspritze.
Für Abkühlung sorgen Emilia und ihre Mutter an der Wasserspritze. Foto: Claudia Jochen
Für Abkühlung sorgen Emilia und ihre Mutter an der Wasserspritze.
Foto: Claudia Jochen

Ihr Immenhausener Amtskollege Siegfried Maier ergänzt: »Ich bin seit bald 45 Jahren bei der Feuerwehr und habe schon viele Dorffeste erlebt. Aber wie hier von allen mit angepackt wird, das ist schon toll. Aber wir haben hier halt auch die am schönsten gelegene Festwiese weit und breit«, schwärmt Maier und zeigt auf das von der Achalm bis zur Hohenzollernburg reichende Panorama.

Wer spätestens nach Herstellung eines Naturwebrahmens am Stand des Waldkindergartens oder der Erkundung einer stattlichen Phalanx von Oldtimer-Traktoren Hunger und Durst verspürt, dem bietet die Freiwillige Feuerwehr Immenhausen die ganze Palette gängiger Bierzeltkulinarik. Mit etwas Glück bekommt man sein Steakweckle direkt aus der Hand eines echten Staatssekretärs serviert: Chris Kühn hat es sich nicht nehmen lassen, für vier Stunden in die Feuerwehrschürze und hinter den Tresen des Bierzelts zu schlüpfen. »Das gehört einfach dazu«, meint der Wahl-Immenhausener.

Für das Dorffest wurde erstmals ein T-Shirt mit entsprechendem Logo entworfen.
Für das Dorffest wurde erstmals ein T-Shirt mit entsprechendem Logo entworfen. Foto: Claudia Jochen
Für das Dorffest wurde erstmals ein T-Shirt mit entsprechendem Logo entworfen.
Foto: Claudia Jochen

Bevor die Jettenburger Dorfmusikanten schließlich zum Festausklang blasen, wirbt die Gruppe Bagoma Drum Beat mit einer furiosen Trommel- und Tanzeinlage noch um Spenden für ein schulisches Inklusionsprojekt des Vereins Zinunula in Uganda. Ortsvorsteher Siegfried Maier zieht eine klare Bilanz: »Dieses Dorffest ist die Messlatte für Kusterdingen.«

»Hier ist ja eine richtige Künstlerkolonie auf den Härten«, erklärt eine Besucherin auf dem Parkplatz vor dem Bürogebäude Teichäcker 4. Dort haben Beate Rüttiger (Tonfiguren, Pappmachee, Bilder Acryl/Mischtechnik) und Barbara Illing (Öl- und Pastellmalerei) zusammengefunden und stellen höchst unterschiedliche Kunstwerke zur Schau..

Im Klosterhof Kusterdingen spielt nicht nur die Musikantin Ina Z ein kleines Bühnenprogramm, auch eine achtköpfige Frauengruppe, allesamt Schülerinnen des studierten Kunstmalers Frank Köhler (Immenhausen), präsentiert dort ihre Ölbilder. »Es gab einige Preisanfragen für unterschiedliche Gemälde«, erklärt Meister Köhler stolz, aber die Künstlerinnen verkaufen nicht. Denn die Motive sind mit liebevoller und stundenlanger Hingabe gemalt worden, das soll dann im Familienbesitz bleiben.

»Dieses Dorffest ist die Messlatte für Kusterdingen«

Eberhard Armbrust aus Renningen muss im Garten von Barbara Binder (Burgstraße 9) lange auf seine Frau warten, die dort in Haus und Hof einkaufsbummelnd unterwegs ist. Aber schließlich wird er ebenfalls fündig: Der »Mähringer Schlossgeist« hat es ihm angetan, ein Birnenschnaps, mit dem man auch die zähesten Wartezeiten überbrücken kann.

Petra Feilenschmid präsentiert bei den Offenen Ateliers ihre »Explosionsschachteln«.
Petra Feilenschmid präsentiert bei den Offenen Ateliers ihre »Explosionsschachteln«. Foto: Claudia Jochen
Petra Feilenschmid präsentiert bei den Offenen Ateliers ihre »Explosionsschachteln«.
Foto: Claudia Jochen

Petra Failenschmid hat ein extravagantes Hobby, das sie in der Raihingstraße 51 mit Hingabe zelebriert: »Sonst sieht es hier wüst aus im Atelier, der ganze Boden ist voller Schnipsel«, erklärt sie lachend. Sie fertigt »Explosionsschachteln« an: Seit über 40 Jahren bastelt sie Kinderwägen, Pavillons, ganze (Klassen-, Wohn-, Schlaf-)Zimmer und Schwimmbäder, die in eine kleine Box passen und sich entfalten, wenn man den Deckel abhebt.

Landschaftsarchitektin Susanne Schäfer zeigt in der Neckar-Alb-Straße 15 Aquarelle mit zarten Blüten, kunstvoll dahingeschwungenen Denkanstößen, Zitaten und Mutmachern. Sie ist Gärtnerin mit Leib und Seele und genießt die Schönheit der Pflanzen und die Ästhetik von Gärten, auch den vor ihrem Atelier, einem liebevoll umgebauten Bauernhaus. Kein Wunder, dass man auch hier das Ehepaar aus Renningen trifft: Mann Eberhard hat es sich mit seinem Einkauf bereits gemütlich gemacht. Hier lässt es sich gut auf die Gattin warten. (GEA)