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Aktuell Bestattung

Kirchentellinsfurter Friedhof wird umgestaltet

Eine rund 3.600 Quadratmeter große Fläche wird auf dem Kirchentellinsfurter Friedhof frei. Wie sie künftig aussehen wird, hat jetzt der Gemeinderat beschlossen.

Der Kirchentellinsfurter Friedhof ist eine grüne Oase mitten im Ort. Jetzt soll er umgestaltet werden.
Der Kirchentellinsfurter Friedhof ist eine grüne Oase mitten im Ort. Jetzt soll er umgestaltet werden. Foto: Jette Heusel
Der Kirchentellinsfurter Friedhof ist eine grüne Oase mitten im Ort. Jetzt soll er umgestaltet werden.
Foto: Jette Heusel

KIRCHENTELLINSFURT. Der Kirchentellinsfurter Friedhof ist eine kleine grüne Oase oben im Ort. Da im nördlichen Bereich Ende 2025 die Ruhezeiten für die Gräber enden, wird eine Fläche von rund 3.600 Quadratmeter frei. Damit tut sich eine einmalige Chance auf, um den Bereich vor der Martinskirche neu zu gestalten und den veränderten Bedürfnissen der Trauernden anzupassen. Zwei Varianten hat Julia Zimmermann vom Bauamt dafür entwickelt: eine im klassischen und eine im parkähnlichen Stil. Erstere wird nun weiter verfolgt. Bei einer Enthaltung stimmte der Gemeinderat am Donnerstagabend mehrheitlich dafür.

Die klassische Variante sieht einen rechtwinklig gegliederten zentralen Bereich vor. Die Wegführung hat Zimmermann verändert. Eine von zwei Hauptwegachsen soll künftig direkt zum Eingang der Martinskirche führen. In der Mitte hat die Bauamtsmitarbeiterin einen kleinen Platz zum Verweilen geplant, auf den alle Wege zulaufen. Der bestehende Naturfriedhof soll erhalten und weiter bepflanzt werden. Dort sind Urnenbestattungen in der Wiese und unter Bäumen möglich. An einem Weg der Erinnerung können Stelen an wichtige Kirchentellinsfurter Persönlichkeiten erinnern, schlägt Zimmermann vor.

»Bei den Kindergräbern sieht es im Moment ein bisschen trostlos aus«

Zwischen Kirche und Aussegnungshalle werden die Kindergräber als »Kleiner Garten« gestaltet. Diesen Bereich will die Gemeinde als erstes in Angriff nehmen. »Da sieht es im Moment ein bisschen trostlos aus«, so Zimmermann. Auch dort hat sie ein kleines Plätzchen zum Verweilen eingeplant. Heckenriegel aus Blutbuche sollen außerdem für die Trauernden eine Privatsphäre schaffen, die es dort bisher nicht gibt. Eine »leichte hainartige Bepflanzung« stellt sich Zimmermann in diesem Bereich vor. Sie wolle hier »viel Farbe und Leichtigkeit« in den Friedhof bringen.

Ein weiterer Platz, um sich zu versammeln, ist direkt an der Kirche geplant. Am Eingang bei der Aussegnungshalle hat Zimmermann eine Remise geplant, in der künftig Ausstellungen möglich sein werden. Dort soll es auch Fahrradabstellplätze geben. Asphalt auf den Wegen wird durch Pflaster ersetzt. Damit wird Boden entsiegelt. Bei der Bepflanzung denkt Zimmermann an pflegearme und klimaresistente Pflanzen.

Die parkähnliche Variante ist weniger streng ausgerichtet. Es gibt kein rechtwinkliges Wegenetz, keine Ecken, sondern nur geschwungene Linien. Auch hier hat Zimmermann ein kleines Plätzchen zum Verweilen vorgesehen. Sehr viel mehr Raum nehmen die Bereiche für einen Naturfriedhof ein.

»Ich hätte mir gewünscht, mutiger zu sein«

Im technischen Ausschuss sei eine Tendenz zum klassischen Stil zu erkennen gewesen, sagte Zimmermann. Deshalb wurde nun dieser Entwurf im Gremium ausführlich vorgestellt. Außerdem wurde dafür auch eine Förderung beantragt. Mathias Kessler (SPD) stieß das sauer auf: Im Ausschuss seien beide Varianten neutral vorgestellt worden. Das habe sich jetzt im Gemeinderat geändert. »Ich hätte mir gewünscht, mutiger zu sein«, sagte er zum Entwurf. Fügte aber versöhnlich hinzu: »Ich werde mich auch auf der klassischen Variante bestatten lassen.«

Bei beiden Varianten sind nur Urnengräber vorgesehen. Damit folgt Kirchentellinsfurt dem Trend in der Bestattung. »Die Erdbestattung ist auf dem sterbenden Ast«, drückte es Ortsbaumeister Martin Lack aus. Erdgräber werden immer weniger nachgefragt. Möglichst pflegeleichte Grabanlagen verbunden mit einem Wunsch nach Individualität, beschreibt Zimmermann die Wünsche der Trauernden. Zuvor unternahm sie einen kleinen Ausflug in die Geschichte des Bestattungswesens: 1874 gab es die erste Feuerbestattung in Deutschland, Benutzungsgebühren für den Friedhof sind älter. Sie wurden im 16. Jahrhunderte eingeführt. Wie Grabanlagen auszusehen haben, wurde ab 1905 festgelegt. Da gab es deutschlandweit die ersten Gestaltungssatzungen.

Der Bereich mit den Kindergräbern soll zum »Kleinen Garten« werden.
Der Bereich mit den Kindergräbern soll zum »Kleinen Garten« werden. Foto: Jette Heusel
Der Bereich mit den Kindergräbern soll zum »Kleinen Garten« werden.
Foto: Jette Heusel

Für die Umgestaltung hofft Kirchentellinsfurt auf Fördermittel von der KFW als Maßnahme für natürlichen Klimaschutz in den Gemeinden. Sollte die Gemeinde den Zuschlag bekommen, dann würde die Baumaßnahme mit rund 80 Prozent gefördert. Was ist aber, wenn die Förderung nicht kommt, fragte Ruth Setzler (GAL). »Von diesem Fall gehen wir gar nicht aus«, sagte Lack. Immerhin hat die Gemeinde schon jetzt ein Startgeld zur Verfügung: Die Kreissparkasse spendete 5.000 Euro für die Umgestaltung der Kindergräber. Die soll so schnell wie möglich begonnen werden. »Ich hoffe, das wir es in diesem Jahr noch schaffen«, sagte Zimmermann. (GEA)