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Ansturm auf Kirchentellinsfurter Baggersee: Schwierige Parksituation

Einen Parkplatz zu finden (auf dem man auch wirklich parken darf) war am Samstag beim Baggersee in Kirchentellinsfurt gar nicht so einfach. Auf der Liegewiese hielten sich aber die meisten Badegäste an die Abstandsregeln.

Badegäste gestern am Baggerseeufer: Die meisten verweilten in gebührendem Abstand zueinander. Foto: Andreas Straub
Badegäste gestern am Baggerseeufer: Die meisten verweilten in gebührendem Abstand zueinander.
Foto: Andreas Straub

KIRCHENTELLINSFURT. Das erste Ferienwochenende war heiß. Viele Leute zog es zur Abkühlung an Badeseen, so auch nach Kirchentellinsfurt. Der Baggersee erlebte einen regelrechten Besucheransturm. Hunderte Menschen tummelten sich am See. Autos mit Kennzeichen aus Reutlingen, Tübingen, Böblingen, Ludwigsburg, Esslingen, Karlsruhe, Göppingen, Heilbronn, Aalen und viele mehr parkten teils wild am Straßenrand.

Der Park & Ride Parkplatz an der Bundesstraße war komplett voll, obwohl er deutlich über einen Kilometer vom See entfernt ist. »Wir sind mit dem Fahrrad da«, sagte eine Frau aus Nürtingen. Ihr Ehemann hatte eine Liegedecke auf dem Gepäckträger, die Handtücher waren im Rucksack verstaut. »Das Wasser im See ist wunderbar, gerade bei so einer Affenhitze.« Der eigentliche Parkplatz ist derzeit abgesperrt (wir berichteten).

Die Gemeinde bewirtschaftet den See nicht mehr. Heißt: der Steg ist weg, es gibt keine Mülleimer und keine Toiletten. Weil zwei Autos am Samstag sogar die Schranken und damit die Rettungswege zuparkten, ließen Kirchentellinsfurts Bürgermeister Bernd Haug und der Ordnungsdienst diese abschleppen. Verstärkung erhielten sie von der Sicherheitsfirma Ott, deren Mitarbeiter viele Diskussionen führen mussten. Für Unverständnis sorgte bei einigen Besuchern das Halteverbot am Straßenrand. »Das ist doch ein Spießergehabe«, schimpfte ein Passant.

»Wenn wir den Parkplatz öffnen, wirkt das wie ein Magnet«, sagte Haug. Dann würden noch mehr auswärtige Besucher kommen. Der Bürgermeister und der Ordnungsdienst versuchten in vielen einzelnen Gesprächen vor Ort die Verkehrssicherungspflicht zu erklären. »Es herrscht viel Egoismus«, sagte Haug. Er hoffe, dass die Lage nicht eskaliere. »Unser Ziel ist, den See so lange wie möglich offen zu halten.« Denn neben dem Verkehr muss die Gemeinde auch die Corona-Regeln überwachen. »Wir fahren auf Sicht«, so Haug. Schlimmstenfalls müsste die Gemeinde wie vor einigen Wochen ein Betretungsverbot, das bis nach Pfingsten gültig war, aussprechen.

An geltende Parkregeln hielten sich 2020 lange nicht alle. Also musste sogar ein Abschleppunternehmen anrücken. Foto: Andreas Straub
An geltende Parkregeln hielten sich 2020 lange nicht alle. Also musste sogar ein Abschleppunternehmen anrücken.
Foto: Andreas Straub

Im Wasser nahmen es viele nicht so genau. Wo es sich planschen ließ, waren manchmal viele Menschen zusammen. Auf den Wiesen verweilten die meisten Badegäste aber in kleinen Grüppchen und im gebührlichen Abstand zueinander. »Man muss schon noch etwas vorsichtig sein«, sagte Beate Strasser aus Böblingen. Sie hatte sich gleich einen Campingstuhl und einen Sonnenschirm mitgebracht.

»Ich bin seit den frühen Morgenstunden da und genieße den Sommer in Deutschland.« Normalerweise sei sie immer nach Spanien geflogen, aber das sei ihr zu gefährlich. Einige paddelten in Gummibooten auf den See hinaus, andere jonglierten und tanzten zu Musik aus mitgebrachten Lautsprechern auf der Wiese. Auch Kartenspiele und kleine Brettspiele erfreuten sich einiger Beliebtheit. Der hinterlassene Müll hielt sich in Grenzen. Viele nahmen ihren Abfall wieder mit. Einige legten ihn aber auch am Wegrand ab, immerhin auf einem Haufen.

Im Schatten eines Baumes auf einem aufblasbaren Sitzkissen las Günter Schmückle aus Stuttgart-Degerloch Marco Balzanos »Ich bleibe hier«. Das wolle er, so Schmückle, recht wörtlich nehmen. »Auch wenn ich in Gedanken in der Vergangenheit bin und sogar beim Lesen schwitze.« Er werde auch nächstes Wochenende wieder kommen. »Wenn der See nicht wie andere geschlossen wird. Das wäre ein Jammer.« (GEA)