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Regional-Stadtbahn Neckar-Alb: Alte Vision, neuer Antrieb

Die Machbarkeitsstudie für eines der größten Infrastrukturprojekte der Region ist 25 Jahre alt. Nach wie vor sind die Erkenntnisse aus der Studie aktuell. Aber mehr denn je stellt sich die Frage der Finanzierung der Bahn.

38 Kilometer Schiene müssen für die Regional-Stadtbahn neu gebaut werden. Ein Beispiel dafür ist die Honauer Steige.
38 Kilometer Schiene müssen für die Regional-Stadtbahn neu gebaut werden. Ein Beispiel dafür ist die Honauer Steige. Foto: Zweckverband Regional-Stadtbahn
38 Kilometer Schiene müssen für die Regional-Stadtbahn neu gebaut werden. Ein Beispiel dafür ist die Honauer Steige.
Foto: Zweckverband Regional-Stadtbahn

TÜBINGEN. Vor 25 Jahren stellte der Regionalverband Neckar-Alb mit einer Machbarkeitsstudie die Weichen für die Regionalstadtbahn. Die Studie sei nach wie vor aktuell, sagt Tobias Bernecker, Geschäftsführer des Zweckverbands Regional-Stadtbahn. Das Ergebnis der Untersuchung damals: Die Bahn ist technisch und wirtschaftlich machbar, und sie ist auch volkswirtschaftlich sinnvoll. Daran habe sich bis heute nichts geändert, so der Geschäftsführer. Allerdings sind die kommunalen Finanzen in der Zwischenzeit eingebrochen. Könnte das die Bahn gefährden? »Ich bin da optimistisch«, sagt der Tübinger Landrat Hendrik Bednarz. »Wo ein Wille, da ist meistens auch ein Weg.«

Ganz leicht war es vor 25 Jahren nicht, das Projekt in Angriff zu nehmen. »Ich wurde auch erst auf die Schiene gesetzt«, erinnert sich Edmund Merkel, der damalige Vorsitzende des Regionalverbands. »Dann bin ich aber mitmarschiert.« Dass es schwierige Diskussionen gegeben habe, bestätigt auch Manfred Dust, damaliger CDU-Fraktionsvorsitzender im Regionalverband. Der Gomaringer Willi Kemmler (SPD) hatte die beiden ehemaligen Kommunalpolitiker zum Pressegespräch mit Bernecker und Bednarz gebeten, um an die Anfänge des großen regionalen Mobilitätsprojekts zu erinnern.

»Sie können nicht mit Pessimismus Zukunft gestalten«

Schon damals ging es ums Geld, sagt Dust. Bereut hat diesen Schritt bisher niemand. »Sie können nicht mit Pessimismus Zukunft gestalten«, sagt Merkel. Das es teuer werde, sei von Anfang an klar gewesen. Schließlich müssen 162 Kilometer Schiene ausgebaut, elektrifiziert und mit zusätzlichen Haltepunkten versehen werden. 38 Kilometer werden komplett neu gebaut. In der Machbarkeitsstudie waren es sogar noch mehr. Schließlich war damals die Tübinger Innenstadtstrecke zu den Kliniken in der Studie mit dabei. 2021 wurde dieser Teil der Strecke über einen Bürgerentscheid gekippt. Die Tür für Tübingen sei aber nach wie vor geöffnet, so Bernecker.

Die Planungen sind also schon ein Vierteljahrhundert alt. Von außen betrachtet fühlt sich das wie eine kleine Ewigkeit an. Bernecker sieht das anders: Man habe einiges in dieser Zeit erreicht. Die Ammertalbahn sei elektrifiziert, die Ermstalbahn werde bald wieder im Halbstundentakt verkehren, in Reutlingen und Pfullingen soll bis Ende des Jahres entscheiden werden, wo genau die Trassen verlaufen, die Fahrzeuge sind bestellt. Man sei jetzt in der Entwurfs- und Genehmigungsphase. In den 30er Jahren sollen die Züge fahren.

»Die Ammertalbahn muss zuverlässiger werden«

Reibungslos lief es bisher allerdings nicht. Die Züge der Ammertalbahn werden »sehr gut angenommen«, sagt Bernecker. Schon jetzt habe man mit 30.000 Fahrgästen jährlich eine Zahl erreicht, die für 2030 prognostiziert wurde. Allerdings gab und gibt es immer wieder Störungen im Zugbetrieb, bestätigt Bernecker. »Die Ammertalbahn muss zuverlässiger werden.«

Finanziert wird das große Projekt vor allem von Bund und Land, betont der Geschäftsführer. Allein 90 Prozent der Baukosten trägt der Bund. Darüber hinaus hat das Land seinen Anteil noch einmal aufgestockt und finanziert nun 50 Prozent der Planungskosten. Ein kommunaler Anteil von rund 43 Millionen Euro bleibt bei den Landkreisen hängen, hatte Bernecker im Sommer in Gomaringen gesagt. Dennoch wird es in der Zeit der knappen Kassen für die Kommunen nicht einfach, das Nahverkehrsprojekt zu finanzieren. Der Regierungspräsident Klaus Tappeser hatte daran schon gewisse Zweifel geäußert. Bernecker ist trotzdem zuversichtlich. Das Regierungspräsidium habe den Wirtschaftsplan des Zweckverbands »ohne jede Einschränkungen genehmigt«. Mit den Verbandsmitgliedern sei die Finanzierung intensiv diskutiert worden, so Bernecker. Man investiere hier mit hohen Förderquoten in eine große Lebensader in der Region.

Für den Landrat ist dennoch klar, dass sich bei der Finanzierung der kommunalen Haushalte strukturell etwas ändern müsse. »Solche Infrastrukturprojekte müssen möglich sein«, betont Bednarz. (GEA)