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Aktuell Engagement

Kicken gegen Blutkrebs: 70 Vereine aus der Region setzen ein Zeichen

Gemeinsam lässt sich mehr bewegen: das dachte sich auch Wolfgang Poddig, als er beim TSV Mähringen eine Registrierungsaktion für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei auf den Weg bringen wollte. Am Ende machten 70 Vereine mit.

Die DKMS-Vertreterinnen Angela Wistuba-Hamprecht (links) und Laura Jenter zusammen mit Heiko Grobis (links) und Wolfgang Poddig.
Die DKMS-Vertreterinnen Angela Wistuba-Hamprecht (links) und Laura Jenter zusammen mit Heiko Grobis (links) und Wolfgang Poddig. Foto: Alexander Thomys
Die DKMS-Vertreterinnen Angela Wistuba-Hamprecht (links) und Laura Jenter zusammen mit Heiko Grobis (links) und Wolfgang Poddig.
Foto: Alexander Thomys

KUSTERDINGEN. Nach arbeitsreichen Wochen wurde nun im Klosterhof in Kusterdingen gefeiert: Vertreter von 40 beteiligten Vereinen kamen zusammen, um das Ende der erfolgreichen Aktion »Kicken gegen Blutkrebs« zu würdigen - und den ein oder anderen Preis abzustauben. Es war das feierliche Ende einer bemerkenswerten Gemeinschaftsaktion, die es so in der Region und darüber hinaus wohl noch nicht gegeben hat, wie es Jens Zimmermann, Vorstandsmitglied beim Württembergischen Fußballverband (WFV), ausdrückte. Am Ende konnten mehr als 1.200 Typisierungen verzeichnet werden - von Menschen also, die sich als potenzielle Stammzellspender registrieren ließen und die damit denjenigen Hoffnung schenken, die zur Behandlung von Blutkrebs auf einen passenden Spender angewiesen sind.

Früher mussten die Spendenwilligen sich hierfür eigens Blut abnehmen lassen - oder sich bei einer Blutspende für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren lassen. Heute reicht ein Wangenabstrich, um eine DNA-Probe aus der Mundschleimhaut zu entnehmen. Ein unkompliziertes Verfahren also, das Testkit mit Wattestäbchen wird zugeschickt. »Der ganze Registrierungsvorgang ist digitalisiert, man muss nur noch einen QR-Code scannen«, erklärte Laura Jenter von der DKMS. Um auf diese lebensrettende Möglichkeit Aufmerksam zu machen, braucht es aber Kommunikatoren und Aktionen - wie das von Wolfgang Poddig initiierte »Kicken gegen Blutkrebs«.

Berthold Biesinger vom Theater Lindenhof unterhielt die Besucher der Abschlussveranstaltung im Klosterhof mit schwäbischen Annek
Berthold Biesinger vom Theater Lindenhof unterhielt die Besucher der Abschlussveranstaltung im Klosterhof mit schwäbischen Annekdoten. Foto: Alexander Thomys
Berthold Biesinger vom Theater Lindenhof unterhielt die Besucher der Abschlussveranstaltung im Klosterhof mit schwäbischen Annekdoten.
Foto: Alexander Thomys

Beim Blutspenden sei ihm die Idee gekommen, einmal eine Registrierungsaktion für die DKMS beim TSV Mähringen durchzuführen. Doch Poddig dachte schnell weiter: »Warum nur in Mähringen, warum nicht mehr?« Schnell hatte er das Ziel, mindestens 1.000 Menschen für die DMKS zu begeistern. »Als ich das zum ersten Mal gehört habe, dachte ich, dass ist schon sehr ambitioniert«, erinnerte sich Jenter. Doch schnell merkte die DKMS-Vertreterin: »Da war Musik dahinter.« Was auch mit Heiko Grobis zu tun hat. Der vernetzt mit seiner Instagramseite »NTRT-Fußballreport« die Fußballer in den Kreisen Esslingen und Reutlingen. Ihn holte Poddig mit ins Boot, um für die DKMS zu werben. »Erst lief es schleppend, aber zum Saisonstart im Bezirk Alb kam die Aktion so richtig ins Rollen«, freute sich Grobis. Er habe »keine Sekunde gebraucht«, sich für die Aktion stark zu machen, erzählte Grobis: »In meiner Familie und im Freundeskreis habe ich auch schon Krebsdiagnosen miterleben müssen.«

Am Ende waren es 70 Vereine aus der ganzen Region, die bei ihren Heimspielen für die DMKS-Registrierung warben. Was mit einer Menge Arbeit verbunden war. »Alleine mit Wolfgang Poddig habe ich 190 E-Mails geschrieben - und wir haben fast täglich telefoniert«, erinnerte sich DKMS-Vertreterin Jenter. Normalerweise würden sich Vereine nur für vereinzelte, einmalige Aktionen melden. »Hier waren plötzlich 15 meiner Kollegen eingebunden, um alle Aktionen zu unterstützen.« Möglich machte den großen Erfolg auch, dass Poddig auf viele Unternehmen zuging, die es ermöglichten, Preise für die meisten Registrierungen auszuloben. »Die Leute brauchen immer einen kleinen Tritt in den Hintern«, schmunzelte Poddig. Als Preise gab es dann etwa einen Gutschein für einen Trikotsatz für eine Mannschaft, Bier vom Faß oder auch eine Trainingseinheit mit dem ehemaligen Reutlinger Profiboxer Björn Blaschke.

Croatia Reutlingen an der Spitze

Die meisten Typisierungen gelangen dem SV Croatia Reutlingen, wo sich insgesamt 62 Menschen bereit erklärten, im Falle des Falles als Stammzellspender zu fungieren. Beim TSV Gomaringen registrierten sich 45 Menschen, der TSV Kohlberg brachte es auf 43 Frauen und Männer, die sich bei der DKMS registrierten. »Sollte es passende Treffer geben, um Leben zu retten, werden wir auch die Vereine darüber informieren«, versprach Jenter. Nach zwei Jahren übrigens dürfen sich Spender und Empfänger - wenn beide einverstanden sind - kennenlernen. »Das sind immer besondere Begegnungen und Momente«, betonte Angela Wistuba-Hamprecht von der DKMS.

Während eines Fußballspiels von 90 Minuten würden weltweit rund 200 Menschen die Diagnose Blutkrebs bekommen, sagte WFV-Vorstandsmitglied Jens Zimmermann, der die Veranstaltung in Kusterdingen auch moderierte. »Und jeder einzelne kann dazu beitragen, diese teuflische Krankheit zu besiegen.« Dass sich durch das Engagement von Poddig und Grobis »in wenigen Wochen so viele Vereine vereint« hätten, sei eine »wirklich großartige Sache«, lobte Zimmermann. Vom WFV erhielten die beiden daher als Dankeschön Gutscheine für das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund. Die beiden Initatoren denken dabei bereits schon an die nächsten Aktionen für die Gute Sache: Grobis etwa plant ein Hallenturnier zusammen mit dem SV Croatia Reutlingen - die Einnahmen sollen an den Förderverein krebskranke Kinder in Tübingen gehen. Und Poddig plant, bei der nächsten Aktion auch andere Sportvereine einzubinden. Aus »Kicken gegen Blutkrebs« könnte dann »Sport gegen Blutkrebs« werden. (GEA)