Zurück auf den rechten Weg bringen

REUTLINGEN. Wird die Jugend immer krimineller? Diese Frage stellen sich viele, wenn sie einen Blick in die Zeitung werfen. »Eindeutig nein«, meint der Reutlinger Jugendrichter Sierk Hamann, »nicht alles, was Blödsinn ist, ist eine Straftat – das hat viel mit Pubertät zu tun.« Wir haben ihn beim ZmS-Exklusiv-Termin im Amtsgericht Reutlingen getroffen und ihm einige Fragen rund um das Thema Jugendkriminalität und das Amt eines Jugendrichters gestellt.

Hamann beruhigt: »Reutlingen ist eine der sichersten Großstädte Deutschlands.« Seine Erklärung: »Hier kümmert man sich halt.«

Oftmals steckt hinter einer Straftat mehr, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Dies zu erkennen sei mit die Aufgabe eines Jugendrichters, so Hamann. Außerdem hat er die Aufgabe, das richtige Strafmaß zu finden, um eine Wiederholung der Straftat zu verhindern. Als Jugendrichter stehen ihm verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl: Er kann Sozialstunden, Strafarbeiten oder Arrest verhängen.

Hamann betont, dass das Hauptziel einer Strafe darin liege, die Jugendlichen zu erziehen und sie zurück auf den rechten Weg zu bringen. Die Straftäter, für die das Jugendgericht zuständig ist, sind zwischen 14 und 21 Jahren alt, »und damit noch erziehbar«, sagt der Jugendrichter schmunzelnd.

»Nicht alles, was Blödsinn ist, ist eine Straftat«

Auf die Frage, ob man als Jugendrichter Mitgefühl haben darf, antwortet er: »Wir sind hier ja keine Roboter, sondern Richter. Jedoch hat mein Mitgefühl keine Auswirkungen auf das Strafmaß.« Es ist spürbar, wie Hamann in seinem Beruf als Jugendrichter aufgeht und nach Gerechtigkeit strebt.

Es war sehr interessant für uns, hinter die Mauern des Amtsgerichts zu schauen. Besonders eine Aussage Sierk Hamanns hat uns bewegt: »Ich bin stolz darauf, einen Job in solch einem guten Rechtssystem zu haben. Ihr glaubt gar nicht, was für ein Gefühl es ist, wenn sich hier zwei Leute ehrlich die Hand geben.« (ZmS)

Luisa Trauner und Nico Bosler, Johannes-Kepler-Gymnasium, Reutlingen, Klasse 9a