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Wenn Frisörbesuche und Urlaube undenkbar sind

REUTLINGEN. Die Menschen kümmern sich heute immer mehr nur um sich selbst und schauen, dass sie möglichst gut und ohne Zwischenfälle durchs Leben kommen, für Mitmenschen bleibt da oft kein Verständnis mehr übrig. Es gibt allerdings Menschen, die machen das anders. In vielen Vereinen und Fördergruppen engagieren sie sich sozial oder politisch und nehmen Probleme selbst in die Hand. Man kann sich im Kampf gegen Aids oder für den Umweltschutz einsetzen, sich bei einer Partei einschreiben oder gegen Tierversuche demonstrieren. Der Reutlinger Kinderschutzbund ist so ein Beispiel.

Viele ehrenamtliche Helfer versuchen dort Kindern aus Reutlingen ein besseres Leben zu ermöglichen. Es gibt dort auch die unterschiedlichsten Angebote, um alle Bereiche abzudecken. Eigentlich alle »Kunden« des Kinderschutzbundes haben finanzielle Probleme, aus ganz verschiedenen Gründen: Einige sind geschieden oder allein erziehend, viele sind arbeitslos, das betrifft sowohl Ausländer als auch Deutsche.

Mit einfachen Mitteln hilft man diesen Leuten im Kleiderladen, denn Kinderkleidung kostet viel Geld und wer von einem geringen Gehalt oder Arbeitslosengeld auch noch Miete und Essen bezahlen muss, hat dafür oft nichts mehr übrig. Deshalb werden dort gebrauchte, gut erhaltene Sachen an sozial schwächere Familien abgegeben.

Sprachförderung wird angeboten

Dass es bei einem manchmal eingeschränkten Leben, in dem Frisörbesuche oder Urlaube einfach undenkbar geworden sind, auch mal innerhalb der Familie zu Missstimmungen kommt, ist wahrscheinlich.

Nicht alle, aber einige Eltern sind mit ihrer Situation überfordert, auch da bietet der Kinderschutzbund Hilfe an. In der Familienbetreuung bekommen Eltern Tipps zur Haushaltsführung und Kindererziehung, durch Beratungsgespräche und Hausbesuche können Krisen überwunden werden.

Um die Kinder direkt zu fördern, werden Hausaufgabenbetreuung und Einzelnachhilfe, für Kinder ausländischer Familien auch Sprachförderung angeboten - über 200 Kinder profitieren davon. Wie alle Angebote werden auch diese von den Leuten dankend angenommen, eines davon wegzulassen wäre undenkbar, da der Bedarf so hoch ist.

Auch ein Kinder- und Jugendtelefon gibt es, bei dem Kinder und Jugendliche bundesweit unter 08 00/1 11 03 33 über ihre Sorgen und Probleme reden und Rat erfragen können. Alles ist kostenlos und anonym, und natürlich wird alles streng vertraulich behandelt.

Allein im Jahr 2003 wurden 15 143 Anrufe registriert, so dass die 32 ehrenamtlichen Helfer, die von Montag bis Freitag von 13 bis 19 Uhr und sogar am Wochenende von 15 bis 19 Uhr bereitstehen, alle Hände voll zu tun haben.

Wichtig ist es dem Kinderschutzbund, auch Ansprechpartner bei Problemen zu sein, sowohl für Kinder als auch für Eltern, den Leuten das Gefühl zu geben, dass sie nicht ganz allein sind und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. All diese Angebote sind auf ehrenamtliche Mitarbeiter gestützt, die neben ihren eigenen Verpflichtungen versuchen, anderen Menschen zu helfen.

Spenden werden besonders für den Kleiderladen benötigt. Es hat sich gezeigt, dass sich durch Engagement und Ausdauer viel bewegen lässt und dass die Probleme, über die wir uns alle gerne beschweren gar nicht so unüberwindbar sind, wenn wir selbst versuchen unseren Teil zur Besserung beizutragen. (ZmS)



Julia Baumgärtner, Bildungszentrum Nord, Gymnasium, Klasse 10 d