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Aktuell Luftfahrt

Von Stuttgart in die ganze Welt

STUTTGART. Am Freitag, 13. November, durften wir – die Teilnehmer des Börsenplanspiels vom Friedrich-Schiller-Gymnasium Pfullingen – zusammen mit den anderen ZmS-Börsianern hinter die Kulissen des Stuttgarter Flughafens blicken. Dabei führte uns Franz Reich durch den Stuttgarter Flughafen. Als wir das Gebäude betraten, wies er uns darauf hin, dass die Säulen, die das Dach tragen, optisch als Bäume dargestellt sind. »Vom Stuttgarter Flughafen aus fliegen Flugzeuge in alle Welt«, erklärt unser fachkundiger Flughafenexperte. Die weitesten Flugziele sind Abu Dhabi und Atlanta (USA).

Selfie vor einem Flugzeug, das zur Startposition rollt. Der Landesflughafen liegt größtenteils auf der Gemarkung der Städte Lein
Selfie vor einem Flugzeug, das zur Startposition rollt. Der Landesflughafen liegt größtenteils auf der Gemarkung der Städte Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt. Rechts im Hintergrund der Tower. FOTO: FINK
Selfie vor einem Flugzeug, das zur Startposition rollt. Der Landesflughafen liegt größtenteils auf der Gemarkung der Städte Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt. Rechts im Hintergrund der Tower. FOTO: FINK
Nennenswert ist, dass der heutige Flughafen, nicht der erste, sondern der dritte in Stuttgart ist. Er wurde 1939 eröffnet. Erstaunlich fanden wir auch, dass der erste Stuttgarter Flughafen auf dem heutigen Cannstatter Wasen lag. Es gibt Jobs am Flughafen, die wir Normalbürger so in unserem Kopf haben, wie Piloten und Stewardessen. Der Airport bietet aber auch noch ganz andere Arbeitsstellen, die ebenso unverzichtbar sind, wie beispielsweise die oft vergessenen Putzkolonnen, die dafür sorgen, dass der Flughafen sauber und ordentlich bleibt. Rund um den Flughafen gibt es 250 Firmen im Airport-Dienstleistungsbereich.

Hohe Sicherheitsanforderungen

Für die Sicherheit am Flughafen sorgen 350 Bundespolizisten sowie eine eigene Feuerwehrwache, die sich exakt neben der Startbahn befindet. Die Feuerwehr hat jährlich rund 6 000 Einsätze am Flughafen. »Glücklicherweise hatten sie bis jetzt nur sechs Einsätze, die mit Flugzeugen zusammenhingen«, berichtete uns Franz Reich. Das verwirrte uns ziemlich, denn wofür gibt es dann die Feuerwehr, wenn nicht zum Löschen der Brände am Flughafen? Die Erklärung auf diese Frage ist ganz einfach, denn die Feuerwehr kümmert sich nicht nur um die Brände, sondern auch um verletzte Menschen.

Hätten Sie gedacht, dass auch 600 000 Bienen am Flughafen eine wichtige Rolle spielen? Das war der Punkt der Führung, der uns persönlich am meisten verwunderte, denn was suchen Bienen auf einem Flughafen? Anhand des Honigs können Fachleute die Luftqualität ermitteln – Biomonitoring nennt man das.

400 Flugzeuge von 60 Airlines

Nachdem wir es durch die Sicherheitskontrolle geschafft hatten, warteten wir auf unseren Bus zur Start- und Landebahn. »400 Flugzeuge von 60 verschiedenen Airlines aus aller Welt starten von hier aus täglich«, erzählte uns Franz Reich während der Fahrt. Als wir aus dem Bus ausgestiegen waren, befanden wir uns nur wenige Meter von der Start- und Landebahn entfernt – ein Unikum in Deutschland. So konnten wir aus nächster Nähe ein Flugzeug der Germanwings sowie der Blue Air beim Starten und Landen bewundern.

Auf der 3 345 Meter langen und 45 Meter breiten, west-östlich ausgerichteten Start- und Landebahn starten die Flugzeuge gegen die Windrichtung mit einer Geschwindigkeit von bis zu 280 Kilometer pro Stunde. Die Startbahn ist an den Seiten abgerundet, damit an regnerischen Tagen das Wasser abfließt und so den Flugverkehr nicht behindert.

Luxus kostet extra

Damit ein Flugzeug überhaupt auf dem Stuttgarter Flughafen landen darf, muss die Fluggesellschaft eine Landegebühr in Höhe von 2 600 Euro bezahlen. Dazu kommen Kosten für Kerosin, Wartung und Flugzeugreinigung. Kurz gefasst: Luxus kostet extra. Erstaunlich ist, dass der Treibstoff des Flugzeuges – Kerosin – in den Tragflächen lagert. Die Tanklaster, die die Flieger auftanken, sind so flach gebaut, damit sie unter die Tragflächen fahren können.

Pro Tag werden etwa acht bis neun Millionen Liter benötigt, um die Flugzeuge von A nach B zu fliegen. Jährlich rechnet sich dieser Verbrauch auf unglaubliche 230 Millionen Liter! In einer Minute können die Flugzeuge mit bis zu 3 000 Litern Kerosin betankt werden. Da Kerosin leicht entzündbar ist, ist das Rauchen im Außenbereich des Flughafens strengstens untersagt! Bei diesen Zahlenspielen rauchte selbst uns Börsenfüchsen der Kopf.

Nach der Landebahnbesichtigung ging es im Bus zurück zu einem der Terminals, dort wartete auch schon die nächste Überraschung auf uns: Wir gingen durch eine unscheinbare Tür und kamen in einen riesigen dunklen Raum, in dem es nach alter Kleidung roch. Es war das Kofferverteilungszentrum. Wir erfuhren, dass sich insgesamt fünfeinhalb Kilometer Förderband durch die Terminals schlängeln. In einer Stunde werden 3 500 Koffer verladen und für den Flug verstaut.

Drei Mal durchleuchtet

Auf seiner Reise durch den Flughafen wird der Koffer drei Mal durchleuchtet, um sicherzustellen, dass weder Flüssigkeiten, noch Waffen, noch explosive Stoffe und andere gefährliche Gegenstände sich im Koffer befinden. Die Chance, dass der Koffer währenddessen verloren geht, liegt bei 0,021 Prozent – also fast Null. Befindet sich allerdings ein unidentifizierbarer Gegenstand im Koffer und der Besitzer ist nicht aufzufinden, ist es eventuell möglich und notwendig, diesen Koffer zu sprengen.

Ist nichts Auffälliges im Koffer zu finden, wird er ins Flugzeug geladen. Wird das Gepäckstück allerdings von seinem Besitzer zurückgelassen oder vergessen und nicht innerhalb von zwei Monaten abgeholt, dann wird es in einer von zwei Auktionen im Jahr versteigert. Das Geld kommt einem wohltätigen Zweck zugute, der Airport rundet den Betrag auf.

Die Arbeit der Flughafenangestellten verdient unseren Respekt. Es ist erstaunlich, was diese Menschen in nur 24 Stunden tagtäglich leisten. Der Flughafen mit seinen vielen Möglichkeiten wir haben ihn kennengelernt – vielleicht findet der ein oder andere Freizeitbörsianer hier später seine wahre Berufung. (ZmS)

Nicole Bosch und Louise Vasseur, Friedrich-Schiller-Gymnasium, Pfullingen, Klasse 9b