Die Hanta-Viren sind eine Gruppe von Viren, die während des Koreakrieges erstmals am Fluss Hanta in Erscheinung traten. Mittlerweile ist der Virus auf der ganzen Welt verbreitet.
Als Überträger dieser Viren gelten Mäuse oder Ratten, überwiegend Wildrotmäuse. Der Virus kann jedoch weder Katzen noch Hunde befallen, wird von ihnen daher auch nicht auf den Menschen übertragen.
In Korea wie in Nord-, Ost- und Süd- Europa erkranken jährlich mehrere 100 Menschen an einer Hanta-Virus-Infektion. Auch aus Deutschland werden jedes Jahr mehrere hundert Fälle bekannt. Da Reutlingen ein so genanntes Endemie-Gebiet ist, das heißt, der Virus hier deutlich häufiger als im Bundesdurchschnitt vorkommt, haben wir von ZmS den ortsansässigen Arzt Roland Rauscher zu diesem Thema befragt.
ZmS: Wie wird der Hanta-Virus von der Maus auf den Menschen übertragen?
Dr. Roland Rauscher: Ist ein Nagetier infiziert, scheidet es für mindestens einen Monat die Hanta-Vieren durch den Kot und für zwölf Monate über den Urin aus. Der Virus kann außerdem für einige Tage im Staub überleben. Menschen können sich durch Tröpfcheninfektion anstecken, das heißt, indem sie diesen infizierten Staub einatmen oder infizierte Materialien (Kot, Urin) anfassen und dann Mund oder Nase berühren. Die ersten Symptome machen sich dann nach neun bis 35 Tagen bemerkbar.
Wie beginnt die Erkrankung?
Dr. Rauscher: Eigentlich ist der Virus zunächst nicht von einer normalen Grippe unterscheidbar. Das heißt die Erkrankung beginnt mit Fieber, Gliederschmerzen und Erkältung (Husten, Schnupfen). Erst wenn man im Urin Verfärbungen sieht, sprich wenn der Urin dunkler, trüber und weniger wird, deutet es auf den Hanta-Virus hin. Ist die Infektion jedoch schon fortgeschrittener, zeigen sich Symptome wie Müdigkeit bis hin zur Ohnmacht.
Welche Organe werden durch den Virus angegriffen?
Dr. Rauscher: In erster Linie die Niere, es kann aber auch sein, dass Nebensymptome wie Wasser in der Lunge oder eine Leberanschwellung auftreten. Die Niere macht quasi eine Entzündung durch, dadurch kommt es zum Anstieg von Giften im Körper, bis zum totalen Nierenversagen, denn der Virus zerstört Zellen im Bereich der Niere.
Wie kann man sich davor schützen?
Dr. Rauscher: Das Haus sauber halten und regelmäßig Hände waschen, vor allem nach dem Arbeiten im Freien oder im Keller, wo sich Mäuse bevorzugt aufhalten.
Gibt es einen Impfschutz?
Dr. Rauscher: Nein. Es besteht kein Interesse daran, da der Hanta-Virus noch keine Massenerkrankung ist und die Impfstoffentwicklung sehr aufwendig und teuer ist.
Wie wird die Erkrankung behandelt?
Dr. Rauscher: Man behandelt die befallenen Organe, das heißt in dem Fall die Niere. Bei einer schon fortgeschritteneren Hanta-Virus-Erkrankung, bei der es bis zum Nierenversagen gekommen ist, wird man an eine Dialyse angeschlossen. Dieses Gerät soll die Niere ersetzen, bis sie wieder funktionsfähig ist.
Wie lange dauert der Heilungsprozess?
Dr. Rauscher: Das kommt darauf an, wie ausgeprägt der Virus ist. Bei ziemlich starker Infektion kann es viele Wochen bis Monate dauern, dann heilt der Infekt meist ganz aus. Es kann jedoch passieren, dass die Niere später nicht mehr optimal funktionsfähig ist.
Kann die Infektion tödlich enden?
Dr. Rauscher: Ja, sie kann tödlich sein, jedoch liegt die Wahrscheinlichkeit, dass man daran stirbt, nur bei fünf Prozent.
Laura Atzmüller und Andrea Kundt, Waldorfschule auf der Alb, Klasse 11