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Voller Einsatz für eine saubere Gemeinde

BODELSHAUSEN. Müll? Nicht in Bodelshausen, dachten sich die Gemeinderäte und entschieden, dagegen etwas zu unternehmen. Daraus entstanden dann die so genannten gelben Karten. Wir haben Bodelshausens Bürgermeister Berndt-Dieter Esslinger zu diesem Thema befragt.

ZmS: Warum haben Sie die gelben Karten in Bodelshausen eingeführt?

Berndt-Dieter Esslinger: Man lässt viel fallen, anstatt es in den nächsten Mülleimer zu werfen. Dieser ist meistens nicht so weit entfernt. Aber ein paar Meter mehr laufen, würde zwar der Gesundheit gut tun, doch dazu sind die meisten zu faul. Das war der Ausgangspunkt dafür. Da Bodelshausen eine schöne Gemeinde ist, sollte man auch was für dieses Kompliment tun.

Wer ist auf diese Idee gekommen?

Esslinger: Zuerst muss ich sagen, dass wir eine rechtliche Grundlage und die polizeiliche Umweltschutzverordnung benötigen, um dies überhaupt durchsetzen zu dürfen. Das kam aus dem Rathaus.

Wer hat die Kosten für die »Müllsünder« festgelegt, und wie kam man ausgerechnet auf gelbe Karten?

Esslinger: Der Gemeinderat bestimmt über die Kosten, die die Gemeindeverwaltung vorschlägt. Wie im Fußball sollten diese Karten als eine Verwarnung gelten. Beim Fußball gibt es die gelbe Karte, wenn man jemanden gefoult hat. Deshalb sind die Karten gelb. Doch es gibt auch die roten Karten. Wenn man diese bekommt, muss man je nach seiner »Straftat« Geld an die Gemeinde bezahlen.

Finden Sie die Strafen nicht ein bisschen zu übertrieben hoch?

Esslinger: Eine Strafe ist nur dann sinnvoll, wenn sie weh tut. Wenn es weniger wäre, würde man denken, »das kann ich ja locker bezahlen, dann macht es mir nichts aus«. Dann macht man es ja immer wieder. Da wir es nicht wollen, dass unsere Gemeinde schmutzig ist, sollten die Beträge eigentlich noch höher sein. Es ist keine Abzocke, wir wollen nur das Bewusstsein der Menschen ändern, damit sie besser aufpassen. Man muss sich nur an die Regeln halten, dann muss man nicht bestraft werden.

Sehen Sie irgendwelche Fortschritte? Wenn nein, warum bauen Sie nicht mehr Mülleimer auf?

Esslinger: Da viel Werbung in Schulen und Kindergärten gemacht wird, ist es schon viel sauberer in Bodelshausen. Das hängt auch damit zusammen, dass wir an den Mülleimern an der Seite Aschenbecher angebracht haben, um zu verhindern, dass man die restliche Zigaretten auf den Boden wirft. Auch die Erwachsenen und Kinder helfen mit, die Gemeinde sauber zu halten. Wir können auch nicht überall einen Mülleimer aufstellen, da man diese dann alle anfahren und leeren muss. Das kostet auch viel Menschen- und Maschinenkraft für die Reinigung.

Finden Sie es nicht übertrieben, einen Detektiv ermitteln zu lassen?

Esslinger: Nein, eigentlich nicht. Denn er straft nicht beim ersten Mal, wenn er einen erwischt. Wir haben ihn eingestellt, um die Leute zu kontrollieren. Denn: Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser. Und ohne Kontrolle kann man in unserem Staat leider nichts durchsetzen. Er arbeitet sechs Stunden pro Woche, er hat auch andere Aufgaben. Unter anderem kümmert er sich um freie Gehwege für behinderte Menschen und Mütter mit Kinderwagen.

Welche Altersschicht beschmutzt Bodelshausen am meisten?

Esslinger: Das sind leider oft die jüngeren Leute, also Kinder und Jugendliche. Sie lassen jedes Papierchen fallen und heben es dann nicht wieder auf. Ihre Vorbilder sollten ihre Eltern sein, die ihre Kinder richtig erziehen und ihnen beibringen, dass man nichts einfach so auf den Boden fallen lässt. Diejenigen, die diese Erziehung erhalten, sollten die anderen darauf ansprechen und ihnen sagen, dass sie ihr Papierchen wieder aufheben sollen. Sie sollen lernen, dass man nichts fallen lässt.

Wer kassiert das Geld ein, das Sie einnehmen?

Esslinger: Also wir haben noch nicht so viel Geld kassiert, dass wir mit dieser Aktion einen Gewinn machen würden. Das Geld geht an die Schulen und Kindergärten, aber damit werden auch die Aschenbecher finanziert, die an den Mülleimern sind.

Sind Sie selbst in diesem »Unternehmen« tätig?

Esslinger: Ja, wenn ich jemanden beobachte, der etwas fallen lässt, gehe ich zu ihm hin und spreche ihn an. Er kann es dann wieder aufheben und in den Mülleimer tun oder mir das Geld dafür geben. Ich schmeiße auch nichts auf den Boden.

Auch junge und ältere Einwohner äußern sich zu diesem Thema. Ein Jugendlicher sagte uns, es sei eigentlich ganz in Ordnung. »Aber es regt mich voll auf, dass man so viel zahlen muss. Ich wurde schon zweimal vom Bürgermeister ermahnt, ich solle meine Kippe vom Boden aufheben.« Ein Erwachsener, den wir befragten meinte, die Gelben Karten seien eine gute Sache. Sie helfen, die Gemeinde sauber zu halten. Strafen tun weh, deshalb halten sich die meisten an die Regeln. (ZmS)

Tanja Schmid, Vera Rieger und Eva Kotta, Klasse 10 a, Quenstedt-Gymnasium, Mössingen