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Aktuell eSports

Virtuelle Duelle

REUTLINGEN/BERLIN. Mercedes-Benz- Arena Berlin, 31. Oktober. 17 000 Zuschauer starren gebannt in die Mitte des ausverkauften Stadions. Dort sitzen sie: die beiden besten Teams der Welt – die »KOO Tigers« auf der einen und »SKT T1« auf der anderen Seite. Die Stars, die zehn besten League of Legends (LOL) Spieler der Welt, im größten eSport Event des Jahres!

Moderne Gladiatoren in der Arena: Das "League of Legends-Finale verfolgten Tausende Videospiel-Fans live in Berlin.  FOTO: ZMS
Moderne Gladiatoren in der Arena: Das "League of Legends-Finale verfolgten Tausende Videospiel-Fans live in Berlin. FOTO: ZMS
Moderne Gladiatoren in der Arena: Das "League of Legends-Finale verfolgten Tausende Videospiel-Fans live in Berlin. FOTO: ZMS
Doch was ist eSport überhaupt? eSport (übersetzt: »elektronischer Sport«) ist der Überbegriff für professionelles Gaming. Das bedeutet, dass die besten Spieler des jeweiligen Videospiels entweder alleine oder als Team in einem Turnier gegeneinander antreten. Der eSport des Spiels League of Legends lässt sich sehr gut mit Fußball und der dazugehörigen Bundesliga beziehungsweise Weltmeisterschaft vergleichen: Das ganze Jahr spielen die besten Mannschaften der jeweiligen Region in der sogenannten »LCS« gegeneinander. Am Ende des Jahres werden die besten Teams der Regionen ausgewählt und spielen dann in einem globalen Turnier, den sogenannten »Worlds«, gegeneinander.

Begehrte Karten ergattert

Wir hatten Glück: Wir waren dabei! Im Finale eben dieser Weltmeisterschaft in Berlin, für das die Karten innerhalb von sechs Minuten komplett ausverkauft waren. Aber von vorne: Als wir gegen 10 Uhr an der Mercedes-Benz Arena ankamen, zwei Stunden vor Einlass, war der gesamte Platz vor der Arena überschwemmt von Leuten, die sich bei dem Merchandise-Store anstellten oder das Cosplay (Fans in Kostümen der Spielcharaktere) bewunderten. Nach vielen Fotos mit bekannten Personen der League of Legends-Szene und erfolgreichen Einkäufen beim Merchandise-Store ging es dann auch für uns in die Arena.

Bühnenshow zum Warm-up

Der erste Blick in das umgebaute Hockey Stadion war überwältigend: In der Mitte der Arena waren die Plätze der beiden Finalisten-Teams, über ihnen hingen vier riesige Bildschirme in der Luft, die später das Spielgeschehen in alle Richtungen übertrugen, jetzt aber erst einmal langsam den Countdown von einer Stunde runterzählten. Während der langen Wartezeit sorgten die Veranstalter dafür, dass den Zuschauern nicht langweilig wurde. Es gab eine Bühnenshow, bei der über die beiden Teams und ihre jeweilige Chance zu gewinnen von den Kommentatoren diskutiert wurde.

Dann kam der Countdown schließlich bei null an: Es wurde im gesamten Stadion dunkel. Erwartungsvolle Stille. Plötzlich begannen die Bildschirme aufzuleuchten, der Titelsong der Weltmeisterschaft wurde gespielt, zusammen mit einem atemberaubenden Video, das die emotionalsten Momente des Turniers noch einmal zeigte. Zurückblickend war das für uns der beste Moment des Finales – die Atmosphäre im Stadion war unbeschreiblich und unglaublich fesselnd.

Mit der entsprechenden Stimmung wurden dann auch die beiden Teams empfangen. Die ersten zwei Spiele des »best-of-five«-Finales konnten die Favoriten SKT T1 in einem harten Kampf für sich entscheiden. Als es dann bei dem dritten Spiel schon um den Gewinner ging, entfachten die Underdogs KOO Tigers mithilfe der Zuschauer, die sie mit Jubelrufen und La-Ola-Wellen unterstützten, ungeahnte Kräfte und schafften es, den bis dahin im gesamten Turnier ungeschlagenen Favoriten eine Niederlage beizubringen. Letztendlich war es jedoch nicht von Bedeutung, denn das vierte Spiel riss SKT T1 wieder an sich und entschied das Turnier in einem letzten, spannenden Spiel für sich.

Unvergessliches Ereignis

Die Siegerehrung war im Gegensatz zu der Eröffnungszeremonie und der Stimmung während der Spiele eher durchschnittlich. Es schien, als hätten sich die Veranstalter dabei keine große Mühe mehr gegeben, weil es vorher schon klar schien, wer gewinnen würde.

Wir hoffen, dass wir mit diesem Artikel das Interesse für diese neue Art von Sportereignis wecken konnten. Für uns jedenfalls war es ein unvergessliches Ereignis, das – obwohl es von etwa 30 Millionen Menschen weltweit verfolgt wurde – in den klassischen Medien praktisch keine Beachtung fand. (ZmS)

Jonathan Herbrich und Alexander Simon, BZN-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9d