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Versöhnung statt Strafe: Streitschlichter helfen

GOMARINGEN. An der Schlossschule Gomaringen können jedes Jahr Schüler aus der siebten Klasse eine Streitschlichterausbildung machen. Wir haben diese Ausbildung im vergangenen Jahr absolviert. Wir haben herausgefunden, dass ein Streit mit einer Meinungsverschiedenheit anfängt, mit Beschimpfungen weiter geht und oft mit Handgreiflichkeiten endet.

Ausgebildete Streitschlichter (von links): Julian Dollinger, Hadassa Göcking und Evan Beier.FOTO: ZMS
Ausgebildete Streitschlichter (von links): Julian Dollinger, Hadassa Göcking und Evan Beier.FOTO: ZMS
Ausgebildete Streitschlichter (von links): Julian Dollinger, Hadassa Göcking und Evan Beier.FOTO: ZMS
Der Ablauf einer Schlichtung besteht aus vier Teilen: Einleitung, Klärung, Lösungen suchen, Vereinbarung und Abschluss. Die Gefühle der Streitenden sind sehr wichtig für die Klärung des Streits, aber sie sind ziemlich schwierig herauszufinden. Während der Schlichtung gibt es auch Regeln, sie werden in der Einleitung erklärt. Natürlich haben wir Streitschlichter auch eine bestimmte Rolle: Wir sind unparteiisch, verschwiegen, und wir geben keine Strafen.

Zoff mit Happy End

Ein Fall-Beispiel (die Namen sind natürlich geändert): Martin hat den Füller von Paula geklaut und Paula ist dann richtig ausgerastet. Sie hat das Geodreieck von Martin zerbrochen. Und schließlich mussten beide zu den Streitschlichtern. Es war schon schwierig, den Streit zu schlichten. Beide waren ziemlich sauer aufeinander. Martin erklärte, er wollte Paula ja nur ärgern, er hätte ihr den Füller wieder gegeben. Nachdem er sich ehrlich entschuldigt hatte, tat es Paula auch leid, das Geodreieck gleich kaputtgemacht zu haben.

Wir konnten dann im vierten Schritt folgende Vereinbarung mit den beiden schließen: Martin hat den Füller zurückgegeben und Paula wird Martin ein neues Geodreieck kaufen. Am Ende haben wir noch den Schlichtungsvertrag geschrieben und ein Folgetreffen ausgemacht. Paula und Martin konnten sich wieder vertragen.

Oft werden die Schüler von den Lehren zu uns Streitschlichtern geschickt. Deswegen fragen wir am Anfang der Schlichtung auch, ob sie überhaupt einverstanden mit der Schlichtung sind. Wenn sie es nicht sind, wird die Schlichtung abgebrochen und die Schüler werden wieder in den Unterricht geschickt.

Wenn die Streitenden die Regeln nicht einhalten, bekommen sie zuerst eine Gelbe Karte, und wenn sie erneut eine Regel verstoßen, folgt die Rote Karte. Auch dann wird die Schlichtung abgebrochen.

Bei der Bewerbung hilfreich

In der Ausbildung haben wir nicht nur gelernt, wie wir anderen bei Streit helfen können, sondern auch für uns selbst einiges mitgenommen. Wenn wir in einer Streitsituation sind, können wir jetzt besser ruhig bleiben und unsere Sichtweise erklären. Für die Streitschlichterausbildung haben wir ein offizielles Zertifikat für den Qualipass bekommen. Das hilft uns später bei einer Bewerbung um einen Beruf, weil der Betrieb dann schon sieht, dass wir eine besondere Qualifikation mitbringen.

Wir empfehlen allen Schülern, die an ihrer Schule die Möglichkeit haben, eine Streitschlichter-Ausbildung zu machen. Von den Lehrern würden wir uns noch wünschen, uns öfter einzuschalten, da wir ihnen viel Arbeit mit Konflikten in den Klassenzimmern abnehmen könnten. (ZmS)

Hadassa Göcking und Evan Beier, Schlossschule Gomaringen, Klasse 8