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Aktuell Zeitung macht Schule

Unterschriften abgeschwatzt

Typische Situation: Mittagspause in der Reutlinger Innenstadt; Schüler, die noch Mittagsschule haben, kaufen sich ein schnelles Mittagessen und sehen sich Schaufenster an. Wir schlendern zu zweit gemütlich über den Marktplatz, denn wir haben noch Zeit bis zum Unterrichtsbeginn. Da kommt ein ungepflegter junger Mann zielgerichtet auf uns zu.

In dem folgenden Gespräch legt er es - offenbar rhetorisch geschult - darauf an, uns gegeneinander auszuspielen, indem er mit dem einen über den anderen spricht. Einer von uns wird zum Coolen, der andere zum Braven.

Und das vermeintliche Interview über das Schicksal von Ex-Drogenabhängigen soll uns Schritt für Schritt ein schlechtes Gewissen machen, damit wir später nicht einfach gehen, sondern unterschreiben. Eigentliches Ziel nämlich ist es, uns ein Zeitschriftenabonnement zu verkaufen, mit der Begründung, dass er als Ex-Drogenabhängiger so wieder in der Gesellschaft Fuß fassen kann.

Wir denken, dass es sich wirklich nur um die genannten sechs Euro handelt. Damit wir aus dieser unangenehmen Situation wieder herauskommen und uns vor unserem Freund nicht blamieren, füllt jeder von uns einen Vertrag aus und unterschreibt ihn, mit dem sicheren Gefühl genau das Falsche zu tun.

Diese Unterschrift hätte jeden von uns ohne die Möglichkeit zum Widerruf, der gesetzlich vorgeschrieben ist, mehr als 200 Euro gekostet. Im klein Gedruckten dieses Vertrags steht nämlich, dass es sich nicht wie behauptet um eine einmonatige Laufzeit handelt, sondern um eine Zeitschriftenlieferung für die Dauer von 24 Monaten.

Wir haben erfahren, wie schwer es ist, aus solchem Gespräch zu entkommen. Besser, man lässt sich gar nicht erst ansprechen. (ZmS)



Björn Serfas und Felix Hornung, Isolde-Kurz-Gymnasium Reutlingen, Klasse 10b