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Aktuell Tiere

Therapie im Sattel

GRAFENBERG. Im Reitstall in Grafenberg wird seit Kurzem ergotherapeutisches und logopädisches Reiten von Gaby Wössner und ihrem Team angeboten. Im Grunde werden die normalen therapeutischen Handlungen mit dem Pferd zusammen ausgeführt. Unter Ergotherapie versteht man, einen Menschen wieder zum Handeln zu bringen. Logopädie beschreibt Probleme in der Sprache eines Menschen.

Die Reittherapie hilft zum Beispiel bei ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung), Angststörungen, Autismus, selektivem Mutismus, spastischen Lähmungen, Downsyndrom oder Depressionen.

Ergotherapeuten und Logopäden, Physiotherapeuten, Psychologen und sogar Pädagogen arbeiten zusammen mit dem Patienten und dem Pferd, wobei besonders beim selektiven Mutismus sehr große Erfolge zu sehen sind.

Ruhige, menschenbezogene Tiere

Das Pferd unterstützt die Therapie, indem es Motivation und Freude des Patienten steigert. Die Bewegungen des Pferdes und seine Wärme haben einen positiven Effekt für die Sinne des Patienten. Anders als Menschen, die auch mal etwas vorgaukeln, spiegelt das Pferd die Stimmung des Menschen genau wider. Es merkt zum Beispiel, wenn man Angst hat und sich dabei verkrampft und versucht sofort auf den Menschen einzugehen.

Das Pferd sollte sehr ruhig und trotzdem menschenbezogen sein. Es braucht außerdem starke Nerven, doch auch Neugierde und Intelligenz, sowie Lernfähigkeit dürfen nicht fehlen. Panische und schreckhafte Reaktionen können eine Gefahr darstellen und sind daher keine guten Eigenschaften für ein Therapiepferd. Die Ausbildung eines solchen Pferdes dauert durchschnittlich ein Jahr. Eine bestimmte Therapie-Dauer ist nicht festzulegen, da es auch hier wieder ganz auf den Patienten ankommt.

Je nach Behinderung und Charakter des Patienten wird das passende Therapiepferd für ihn ausgesucht. Ängstliche und schüchterne Patienten suchen sich normalerweise gezielt hellere und kleinere Pferde aus, da diese ihnen die Angst nehmen. Dunklere und größere Pferde steigern jedoch das Selbstbewusstsein.

Weg in ein neues Leben

Als Hilfsmittel gelten: Voltigier-Gurte, Pads, normale Sättel und Lammfellsättel, wobei man jedoch auch manchmal auf dem blanken Pferderücken sitzen darf. Therapie-Materialien sind zum Beispiel: Bälle aller Art, verschieden farbige Tücher, Wäscheklammern, Spielkarten, große Würfel, Pylonen und Cavalettis, also kleine Hindernisse aus dem Pferdesport. Zu verschiedenen Anlässen und Themen wie zum Beispiel Weihnachten oder Mittelalter werden spezielle Materialien wie beispielsweise weiche Holzschwerter bereitgestellt.

Es ist sehr faszinierend, wie die Pferde diesen Menschen helfen und ihnen einen Weg in ein neues Leben ermöglichen. Obwohl es eine sehr empfehlenswerte und sinnvolle Therapie ist, wird sie nur teilweise von der Krankenkasse bezahlt. (ZmS)

Maike Welsch und Janine Wurster, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 9 a