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Soja-Anbau im Ländle

Josua Neuschelers Familie hat einen eigenen Bauernhof und pflanzt eine für die Region eher ungewöhnliche Pflanze an

Weil Familie Neuscheler ihre Kühe nicht mehr mit importiertem, gentechnisch verändertem Soja füttern wollte, hat sie ein Experim
Weil Familie Neuscheler ihre Kühe nicht mehr mit importiertem, gentechnisch verändertem Soja füttern wollte, hat sie ein Experiment gewagt. Es ist geglückt. Die asiatische Pflanze fühlt sich auch in Walddorfhäslach wohl. FOTO: ZMS
Weil Familie Neuscheler ihre Kühe nicht mehr mit importiertem, gentechnisch verändertem Soja füttern wollte, hat sie ein Experiment gewagt. Es ist geglückt. Die asiatische Pflanze fühlt sich auch in Walddorfhäslach wohl. FOTO: ZMS

WALDDORFHÄSLACH. Eine Pflanze mit Ursprung in Südostasien hier bei uns? Geht das überhaupt? Unser Hof baut seit letztem Jahr Sojabohnen an und bisher funktioniert es. Die Sojabohne gehört zu der Pflanzenfamilie der Leguminosen (Hülsenfrüchtler) wie Linsen oder Erbsen. Soja wächst eigentlich in wärmeren Gegenden. Ursprünglich kommt die Sojapflanze aus Nordchina, Japan und Südostasien, wo das Klima deutlich wärmer ist als hier in Deutschland. Zwischenzeitlich liegen die Hauptanbaugebiete in den USA und Brasilien.

Bisher hat unser Betrieb den benötigten Teil an Sojaschrot zugekauft, um die Versorgung der Milchkühe mit Eiweiß sicherzustellen. Dieser wurde überwiegend aus Mittelamerika importiert. Sojaschrot ist eine wichtige Komponente zur Ergänzung des Kraftfutters für die Milchkühe. Das Kraftfutter wird bei uns überwiegend aus eigenem Getreide hergestellt. Es besteht aus heimischen Getreidearten wie Gerste, Weizen, Hafer und Körnermais, die wir alle selbst anbauen. Lediglich die Eiweißkomponenten Rapsschrot und bisher Sojaschrot werden zugekauft. Die Importware an Sojaschrot wird hauptsächlich aus genveränderten Pflanzen erzeugt.

Das Experiment

Ausgelöst durch die Umstellung der Molkerei auf gentechnikfreie Fütterung – das heißt: ohne Einsatz von genveränderten Pflanzenarten – hatte mein Vater Matthias zusammen mit meinem Onkel Gerhard Neuscheler im Jahr 2017 erstmals den Plan, auf Importware zu verzichten. Dafür wollten wir selbst gentechnisch unveränderte Sojabohnen anbauen. Seit einigen Jahren gibt es hierzu in Bayern und Baden-Württemberg Anbauversuche, die vom Deutschen Sojaförderring e. V. und der Offizialberatung der Bundesländer betreut werden. Aufbauend auf diesen Erfahrungen wurde bei uns auf fünf Hektar Ackerfläche zum ersten Mal Soja angebaut. Durch das gute Wetter 2017 konnte gleich im ersten Jahr ein guter Ertrag geerntet werden. Auch in diesem Jahr konnte trotz der starken Trockenheit eine gut durchschnittliche Ernte eingefahren werden.

Die Ernte

Während der Abreife verliert die Sojapflanze ihre Blätter. Um nun den optimalen Zeitpunkt zum Dreschen herauszufinden (bisher immer ungefähr Ende September), muss man die Schoten schütteln. Wenn dabei das Rascheln der Bohnen zu hören ist, ist der perfekte Zeitpunkt gekommen. Wenn man noch länger wartet, ist es möglich, dass die Schoten aufplatzen und die Bohnen auf den Boden fallen. Auf dem Schönbuchhof übernimmt das Dreschen eine Maschine mit einem 6,70 Meter breiten Schneidwerk, die meinem Vater gehört. Die Sojapflanze wird abgeschnitten, in die Maschine gezogen und ausgedroschen.

Die Sojabohnen landen im Bunker der Maschine. Wenn dieser voll ist, werden die Bohnen auf einen Anhänger abgetankt. Mit diesem werden sie auf den Hof transportiert, um sie in einem Silo einzulagern. Sie dürfen nicht mehr Feuchtigkeit als zwölf Prozent besitzen – wenn dies doch der Fall ist, werden sie getrocknet, um nicht zu verderben. Dann werden sie geschrotet und dem selbst hergestellten Kraftfutter beigemischt, woraus unsere Kühe dann leckere Milch erzeugen.

Fazit

Bisher hatten wir gute Erfahrungen mit dem Sojaanbau: Die Erträge waren gut. Durch die Fixierung von Stickstoff in den Wurzeln durch Knöllchenbakterien ist keine mineralische Stickstoffdüngung notwendig. Die Qualität mit 40 Prozent Eiweißgehalt ist höher als bei anderen heimischen Eiweißpflanzen wie Erbse oder Ackerbohne. Außerdem hinterlässt die Sojabohne eine optimale Bodenstruktur und ist deshalb eine ideale Vorfrucht für Winterweizen. Durch den heimischen Anbau verringert sich die Importabhängigkeit bei gleichzeitiger Bereicherung der Fruchtfolge.

Wenn ihr noch mehr über unseren Hof und meine Familie erfahren wollt, dann informiert euch unter www.schoenbuchhof.de. (ZmS)

 

Josia Neuscheler, HAP-Grieshaber-Gymnasium, Rommelsbach, Klasse 9d

 

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