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Saufen: wöchentlich und immer am gleichen Platz

GAMMERTINGEN. Gewalt, Vandalismus, Diebstahl und Alkohol stehen bei einigen Jugendlichen aus Gammertingen fast schon auf der Tagesordnung. Die selbsternannten »Gangster« verhalten sich oftmals respektlos gegenüber jeglichen Autoritäten, Erwachsenen aber auch gegenüber anderen Jugendlichen.

Auch die Wortwahl dieser »Gangster« ist provokant. Nahezu in jedem Satz kommen Wörter wie »Alter« oder »schwör« vor, was so viel bedeutet wie echt oder wirklich.

»Wir trinken mehrmals in der Woche Alk, aber nicht nur Bier, auch Wodka«

Durch das sogenannte »Anmucken«, was so viel heißt wie pöbeln, kommt es auch innerhalb der Clique zu Schlägereien. Jedoch gibt es vermehrt Gewalttaten mit anderen Gruppen und Jugendlichen. Diese Schlägereien werden meistens zwischen Jungs ausgetragen, doch es ist auch schon vorgekommen, dass Jungs viel schwächere Mädchen brutal zusammengeschlagen haben. Am Anfang einer Schlägerei sind die Gründe oft fadenscheinig oder nur harmlose Wortstreitigkeiten, doch es wird dann sehr schnell ernst.

Die Mitglieder dieser Gruppe klauen oft Dinge wie Zigaretten, Alkohol oder auch einfach nur Kaugummis, um anderen und sich selbst zu beweisen, wie cool sie sind. Oder auch weil sie aus ärmlichen Verhältnissen stammen und sich diese Dinge nicht leisten können. Um den anderen zu zeigen wie hart sie sind, randalieren sie und brechen in öffentliche Gebäude ein. Ein Großteil der Jugendlichen ist unter 16 Jahren, doch sie rauchen und trinken regelmäßig Alkohol.

»Wir treffen uns da immer am gleichen Platz, reden, rauchen, saufen«

Die Clique trifft sich im Gammertinger Zentrum. Dort sitzt man einfach nur herum - die Jugendlichen nennen es gammeln - oder zieht durch die Stadt. Die Jugendlichen treffen sich nie bei jemandem zu Hause, da die Familien, wie schon gesagt, meistens wenig Geld und wenig soziale Kontakte haben.

Die Jugendlichen imitieren das Leben in einer Großstadt, denn dort ist solch ein Verhalten mit Einbrüchen, Alkohol und Herumziehen schon lange typisch.

»Jeder hat Respekt und Achtung vor uns«, meint der 15-jährige Mario M. aus Gammertingen. Mario ist seit zwei Jahren Mitglied dieser Clique. Jana und Vanessa von ZmS hatten die Gelegenheit, mit Mario zu sprechen.

ZmS: Mario, wie bist du in diese Szene gekommen?

Mario: Mein Bruder hat mich ab und zu mitgenommen zu seinen größeren Freunden. Daraus hat sich dann wieder eine Clique gebildet. In der Zwischenzeit gibt es schon drei solcher Cliquen.

Trinkt ihr wirklich schon regelmäßig Alkohol?

Mario: Ja, wir trinken mehrmals in der Woche Alk. Aber nicht nur Bier, natürlich auch harte Sachen wie Wodka oder so.

Erzähl mal, was macht ihr so am Nachmittag in der Stadt?

Mario: Na, wir treffen uns da immer am gleichen Platz, reden, rauchen, saufen was und überlegen, was man beispielsweise klauen könnte. Das machen wir fast jeden Tag. Manchmal gehen wir auch in eine andere Stadt und fangen da Stress an.

Warum klaust du?

Mario: Ich kann mir halt nicht viel leisten.

Was sagen deine Eltern dazu, dass du in dieser Clique bist?

Mario: Meine Mutter findet das nicht gut, aber das ist mir egal.

»Weil es halt alle machen, außerdem ist es lustig und nicht so langweilig«

Findest du es cool, in dieser Clique zu sein?

Mario: Ja, weil jeder Respekt vor dir hat!

Stimmt es, dass ihr manchmal schwächere Mitglieder »anmuckt«?

Mario: Ja, manchmal erpressen wir auch Geld von denen.

Hattet ihr schon Kontakt mit der Polizei?

Mario: Klar, oft. Ich hab auch schon zwei Anzeigen am Hals.

Warum randalierst du dann, wieso beschädigst du öffentliches Eigentum?

Mario: Ja,É. weil es halt alle machen, außerdem ist es lustig und nicht so langweilig. (ZmS)

Jana Brotzer, Vanessa Zeeb

Gymnasium Gammertingen, Klasse 8a