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Aktuell INTERVIEW

Profi sein ist kein Zuckerschlecken

STUTTGART. Der am 3. Mai 1982 geborene, früher schon für den VfB Stuttgart spielende Tobias Rathgeb spielt seit Januar 2010 wieder in Stuttgart. Die erfolgreichste Zeit in seiner Karriere verbrachte der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler bei Hansa Rostock, wo er 2007 sogar in die Bundesliga aufgestiegen ist. Bei Rostock spielte er 59 Partien, in denen er zwei Tore geschossen hat. Beim VfB II ist er heute nicht nur Führungsspieler, sondern auch Kapitän. Wir trafen ihn beim Training mit seiner Mannschaft am 18. November.

VfB-Profi Tobias Rathgeb (Zweiter. von links) sprach mit den ZmS-Reportern  Felix Grabowski, Victor Stähle und Jonas Jürgensen (von links). FOTOS: THOMYS/PR
VfB-Profi Tobias Rathgeb (Zweiter. von links) sprach mit den ZmS-Reportern Felix Grabowski, Victor Stähle und Jonas Jürgensen (von links). FOTOS: THOMYS/PR
VfB-Profi Tobias Rathgeb (Zweiter. von links) sprach mit den ZmS-Reportern Felix Grabowski, Victor Stähle und Jonas Jürgensen (von links). FOTOS: THOMYS/PR


ZmS: Herr Rathgeb, was sagen Sie zur jetzigen Form der ersten Mannschaft?

Tobias Rathgeb: Sie haben einen guten Lauf, sie haben leider das letzte Spiel unglücklich verloren, aber das Spiel in Gladbach bestimmt, und deshalb bin ich überzeugt, dass sie in der Saison keine Probleme mehr bekommen werden und sogar vielleicht Richtung Europa schielen können. Gerade haben sie eine gute Form, die müssen sie über den Winter bringen. Denn das ist immer das Schwierigste im Fußball: dort gut zu starten. Aber wenn sie das schaffen, kann man auch mal nach oben schauen.

»Ich will ein Vorbild für die jungen Spieler sein, weil ich weiß, was sie brauchen«
Wie ist das Gefühl, in einem riesigen Stadion Fußball zu spielen?

Rathgeb: Bei mir ist es ja schon ein paar Jahre her, seit ich in der 1. Bundesliga Fußball gespielt habe, aber es ist natürlich ein Riesen-Gefühl, wenn man zum Beispiel vor 80 000 Zuschauern in Dortmund einläuft, da macht man sich davor schon auch ein paar Gedanken, weil man weiß, was da auf einen zukommt. Und dennoch wird man in diesem Moment erschlagen, wegen der ganzen Lautstärke und den Menschenmassen. Damit muss man aber nur in den ersten zwei oder drei Spielen kämpfen. Wenn man erst mal Erfahrung gesammelt hat, dann gewöhnt man sich daran. Es ist eine positive Geschichte, weil es einen nicht hemmt, sondern motiviert. Es ist nicht so, dass es dir Angst macht, aber man ist so fokussiert auf seine eigenen Leistungen und auf die Vorgaben des Trainers, dass man es nicht wahrnimmt. Im Nachhinein schon eher. Nach einiger Zeit fängt man an, es zu genießen.

Welche Ziele haben Sie noch mit der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart?

Rathgeb: Bei uns ist es so, dass wir eine Ausbildungsmannschaft sind, damit wir so viele Spieler wie möglich in die erste Mannschaft bringen, und so sehe ich meine Aufgabe: den Jungs zu helfen und ein Ansprechpartner für sie zu sein, auf und neben dem Platz. Ich möchte ein Vorbild für die jungen Spieler sein, weil ich weiß, was sie brauchen, wie man sich verhalten muss, um überhaupt Profi zu werden. Und es macht mir auch Spaß, mit den jungen Spielern zu arbeiten. Man sieht auch, dass ein paar Spieler gut rauskommen und dann ist es auch für einen selber eine gute Geschichte, wenn man seinen Anteil daran geleistet hat und man ist auch froh, wenn ein junger Spieler bei den Profis spielt.

Haben Sie noch Ziele in Ihrer Karriere?

Rathgeb: Natürlich, ich spiele jeden Tag Fußball, um am Wochenende erfolgreich zu sein. Und wenn wir eine gute Runde mit der zweiten Mannschaft spielen, dann weiß ich, dass ich einen gewissen Anteil daran habe. Und wenn das eine oder andere Bundesliga-Spiel am Ende auch noch dazukommt, wäre es fantastisch; ich durfte in der Bundesliga ja nur gegen den VfB spielen und nicht mit dem VfB, deswegen wäre es auch interessant, mal zwei drei Spiele mit der ersten Mannschaft zu spielen.

»Man kann nicht nur ein bisschen kicken und dann wieder nach Hause gehen«
Das absolute Ziel ist aber, den Jungs zu helfen. Da ich schon 30 Jahre alt bin, kann ich nicht mehr von einer riesigen Bundesligakarriere sprechen. Es geht nur darum, die Jungs zu unterstützen, deswegen habe ich auch den Vertrag hier abgeschlossen, um danach auch noch Jugendarbeit zu machen. Ich komm von hier, bin VfBler durch und durch.

Was geben Sie noch für Tipps, um Profi zu werden?

Rathgeb: Disziplin! Man sieht als Außenstehender immer nur, dass man vor vielen Zuschauern spielt, Geld verdient, tolle Autos fährt. So einfach ist das nicht! Man muss sich mit dem Job auseinandersetzen können. Man kann nicht nur zum Training kommen, ein bisschen kicken und dann wieder nach Hause gehen. Die Leute bekommen meistens nicht mit, was vor dem Training passiert. Man hat seine eigenen Trainingspläne für sich aufzustellen, bevor das Training beginnt; nach dem Training ist dann noch Pflege angesagt und man muss sich auch außerhalb vom Platz so vorbereiten, dass man immer fit ist. Ich glaube, das ist der große Unterschied zum »normalen« Beruf: dass man eben 24 Stunden Fußballer sein muss. Das heißt, dass man genügend Schlaf und gesunde Ernährung braucht. Das alles in seiner Gesamtheit macht dich dann zu einem Profi. Und wenn man diese Kleinigkeiten nicht berücksichtigt, wird man eben kein Profi. (ZmS)

Felix Grabowski, Victor Stähle und Jonas Jürgensen, BZN-Gymnasium, Reutlingen, Klasse 9 a

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