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Aktuell INTERVIEW

Pampers statt Partys

BAD URACH. In Deutschland gibt es immer mehr junge Mütter. Viele von ihnen, die selbst noch fast Kinder sind, kommen nicht mit der Situation klar. Wir haben Cristina Z. (17) interviewt, die mit 15 schwanger wurde und mit uns über ihre Schwangerschaft und die Zeit nach der Geburt ihrer jetzt einjährigen Tochter sprach.

ZmS: Wie hast du damals erfahren, dass du schwanger bist?

Cristina Z.: Eigentlich habe ich es erst sehr spät erfahren, als ich wegen Übelkeit zur Kontrolle zum Arzt bin.

Und wie war deine erste Reaktion, nachdem du es erfahren hattest?

Cristina Z.: Ich wollte es gar nicht glauben, bis ich das Ultraschallbild in der Hand hielt. Ich bin in Tränen ausgebrochen und mein erster Gedanke war: »Wie konnte das passiert sein?«

Kannst du dich denn daran erinnern, wie es passiert ist?

Cristina Z.: Meine einzige Erklärung ist natürlich mein Freund und ich. Als es passiert ist, waren wir gerade mal drei Wochen zusammen und noch sehr unerfahren. Da er schon 18 war und immer noch Jungfrau war, gab es einen gewissen Druck von seinem Freundeskreis aus. Und ich hatte Angst, er würde mich verlassen, wenn ich nicht mit ihm schlafen würde.

Habt ihr denn nicht an Verhütung gedacht?

Cristina Z.: Wir waren auf einem Geburtstag und haben, wie man so schön sagt, einen über den Durst getrunken. Das war auch der Grund, wieso es so unerwartet passierte und wir das Kondom vergaßen.

Wem hast du dann als Erstes von deiner Schwangerschaft erzählt?

Cristina Z.: Eine richtig gute Freundin hatte ich nie. Deshalb habe ich es dem besten Kumpel meines Freundes erzählt, da er der Erste war, der gemerkt hatte, dass etwas mit mir nicht stimmt. In dem Moment, in dem er mich darauf ansprach, fühlte ich zum ersten Mal richtiges Vertrauen zu einer Person. Ich hatte aber nicht an die Folgen gedacht.

Von welchen Folgen sprichst du?

Cristina Z.: Man kennt das ja. Man vertraut in solchen Situationen jemandem und dabei wird man völlig enttäuscht. Er hat es jedem erzählt außer meinem Freund. Der es dann aber doch aus dritter Hand mitbekommen hat.

Wie reagierte dein Freund darauf?

Cristina Z.: Er glaubte mir nicht und warf mir vor, ihn betrogen zu haben. Er meinte, es könne nicht sein, dass er mit 18 Vater wird, beschimpfte mich als Schlampe und machte mir klar, dass er mich nie wieder sehen wollte.

Als es deine Eltern erfahren haben, wie sind sie mit dir umgegangen?

Cristina Z.: Da sie gemerkt haben, dass ich komplett überfordert war, reagierten sie anders, als man es wahrscheinlich erwartet. Meine Mutter hat mich einfach nur in den Arm genommen und mein Vater meinte, wir würden das schon schaffen.

Wie hast du die Schwangerschaft erlebt und inwiefern hat sich dein Leben dadurch verändert?

Cristina Z.: Durch die Unterstützung meiner Eltern war es leichter. Trotzdem vermisste ich mein altes Leben. Denn man wird von den Menschen einfach anders behandelt. Noch schlimmer war es nach der Geburt, wenn es auf einmal heißt: Pampers statt Partys (lacht). Trotz allem bin ich stolz auf mich, denn ein Jahr nach der Geburt konnte ich meine Mittlere Reife beenden und beginne bald eine Ausbildung als Erzieherin.

Wenn du jetzt auf die letzten zwei Jahre zurückblickst, würdest du es für einen Fehler halten, das Kind bekommen zu haben?

Cristina Z.: Nein, denn durch sie habe ich gelernt, eigenständig zu sein und begriffen, dass es sich im Leben nicht immer nur um einen selbst dreht, sondern man lernen sollte, Verantwortung zu übernehmen. Insgesamt war es für mich eine wichtige Erfahrung und ein Leben ohne mein Kind könnte ich mir heute nicht mehr vorstellen.

Danke für deine Offenheit in diesem Interview. (ZmS)

Sara-Maria Mosca und Karen Buck, Graf-Eberhard-Gymnasium Bad Urach, Klasse 9 d