TÜBINGEN. Jeder kennt das doch: Man ist allein, hat Probleme und weiß einfach nicht, mit wem man reden soll. Wir waren bei einer Organisation, die Jugendlichen in Krisen hilft. Sie ist unter dem Namen »Youth Life Line« bekannt, ihr Sitz ist in Tübingen. Wir haben uns mit der Leiterin Nina-Mareen Schweigert unterhalten.
ZmS: Nina, was genau machst du eigentlich bei deinem Job?
Nina-Mareen Schweigert: Hauptsächlich bin ich für die Betreuung der »Peers«, den jugendlichen Beratern, zuständig. Außerdem organisiere ich alles und sorge dafür, dass alles rund läuft.
Wir wissen, dass ihr der Schweigeplicht unterliegt, aber was für Probleme haben denn die Jugendlichen?
Schweigert: Naja - die meisten, die bei uns Hilfe suchen, sind Jugendliche mit Suizidgedanken. Sie denken darüber nach und wollen wissen, wie es wäre, wenn es sie gar nicht gäbe. Aber auch Jugendliche, die Probleme in der Familie haben und einfach nicht wissen was sie tun sollen, suchen bei uns Hilfe.
Wer genau kam denn auf die Idee mit »Youth life line«? Gibt es einen festen Sponsor?
Schweigert: YLL wurde erstmals vom Arbeitskreis Leben Tübingen-Reutlingen 2002 als ein Projekt gestartet. Es gab davor auch schon Beratungstellen, aber dort sind selten Jugendliche aufgetaucht. Da wurde YLL ins Leben gerufen. (lächelt und sieht in die Ferne) Es war einmalig in Deutschland, dass Jugendliche andere Jugendliche beraten. »Youth life line« steckte noch in den Kinderschuhen und musste natürlich wie jedes Projekt finanziert werden. Die Landesstiftung Baden-Württemberg bot sich dafür zuerst an. Seitdem kamen immer mehr hinzu, und »Youth life line« hat immer mehr Möglichkeiten, zu helfen.
Nina, du arbeitest jetzt schon eine Weile hier - macht dir dein Job eigentlich Spaß?
Schweigert: Ganz ehrlich? Ja. Ich fand es schon immer toll, mit Jugendlichen zu arbeiten. Und ich freue mich immer, wenn neue Jugendliche zu uns stoßen und auch helfen wollen. Der Job ist sehr vielseitig. Man hat einerseits viel Organisation und andererseits auch viel Spaß. Zum Beispiel, wenn wir neue Peers ausbilden. Wir machen Spiele, tanzen, aber unterrichten auch. Und natürlich werde ich auch bezahlt. (lacht über ihre eigene Antwort und versichert uns, dass es nur ein Scherz war)
Was genau unterscheidet die Internetberatung von einer normalen Beratungsstelle?
Schweigert: YLL ist ja nur für Jugendliche da. Und da das Internet von fast allen Jugendlichen genutzt wird ist es natürlich praktischer und gängiger. Außerdem ist es anonym - das heisst, man muss sich nicht für etwas schämen und kann auch viel offener sein. Wir haben natürlich auch noch einige Peers gefragt, warum sie bei YLL mitmachen. Die meisten waren sich einig, dass sie es einfach toll finden, helfen zu können. Eben auch, weil sie genau wissen, wie es ist, und sich auch in die Person hineinversetzten können. Aber auch die Aussage, dass dort eine angenehmen und freundliche Atmosphäre herrscht, ist oft zu hören. Unser Fazit: YLL ist einfach eine tolle Sache und sollte weiter existieren! Denn jeder braucht einmal Hilfe. Und nicht immer können einem Freunde und Familie helfen. Wir hoffen, YLL in Tübingen bleibt nicht die einzige ihrer Art. (ZmS)
www.youth-life-line.de
Anna Hack und Ceylan Akbil, Bildungszentrum Nord-Gymnasium, Klasse 9 c