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Aktuell INTERVIEW

Mit Feuereifer dabei

REUTLINGEN. Kathrin Pregizer (31) aus Oferdingen ist seit fast 20 Jahren bei der Feuerwehr Reutlingen, Abteilung Freiwillige Feuerwehr Oferdingen. Frauen sind auch heute noch bei der Feuerwehr in der Minderheit. Die Feuerwehr spielt in Kathrin Pregizers ganzer Familie eine besondere Rolle. Ihr Ehemann und ihre drei Brüder sind ebenfalls schon seit vielen Jahren dabei. Jasmin Harrer und Melanie Weimar, beide Klasse 9b des BZN Gymnasiums Reutlingen-Rommelsbach, trafen sie zum Gespräch und wollten von ihr wissen, wie es ihr als Frau bei der Feuerwehr ergeht.

ZmS: Wie lange sind Sie schon bei der Feuerwehr?

Kathrin Pregizer: 1994 kam ich zur Jugendfeuerwehr, das ist jetzt schon 18 Jahre her. Ende 1998 habe ich meine Grundausbildung begonnen und bin danach zur Einsatzabteilung gewechselt. Die Zeit der Grundausbildung war die anstrengendste, die ich bei der Feuerwehr bisher hatte. Die vier Wochen haben dennoch Spaß gemacht. Ich habe dann im Anschluss gleich die Atemschutzausbildung gemacht. Diese geht eigentlich nur drei Tage, aber nach diesen drei Tagen habe ich wirklich jeden Muskel gespürt - an Stellen, wo ich gar nicht gewusst habe, dass ich dort Muskeln habe. Aber man war froh, dass man bestanden hatte, als Frau. Männer haben sich da immer viel einfacher getan als ich, aber ich hab' mich durchgekämpft. Aber die Ausbildung damals hat mir richtig Spaß gemacht.

»Es gibt viele Sachen, die kann ich besser als die Männer«
Welchen Dienstgrad haben Sie?

Pregizer: Ich bin, oh Gott jetzt muss ich aufpassen, Löschmeisterin.

Sind Sie auch Maschinistin?

Pregizer: Ja, ich bin Maschinist, aber ich habe keinen Lkw-Führerschein. Ich habe den Maschinisten-Lehrgang und kann die Pumpen und Geräte, die wir auf dem Feuerwehrfahrzeug dabeihaben, bedienen, aber ich darf diese leider nicht fahren. Das fehlt noch.

Wie kamen Sie zur Feuerwehr?

Pregizer: Dazu gekommen bin ich 1994 im Sommer. Ich bin da mit meinem älteren Bruder, der schon in der Jugendfeuerwehr war, mitgegangen, weil es mich interessiert hat, was die Feuerwehr so macht. Das hat mich alles so fasziniert mit der Technik - und klar, auch die roten Autos mit allem Drum und Dran. Alles, was Jungs interessiert hat, hat mich auch interessiert. Dann hab ich mich angemeldet - aus Spaß an der Technik-und... ja ... Feuerbegeisterung.

Sind außer Ihrem Bruder und Ihnen noch mehr aus Ihrer Familie bei der Feuerwehr?

Pregizer: Alle meine Geschwister sind bei der Feuerwehr. Also ich und meine drei Brüder. Die beiden jüngeren hat's dann auch dazugezogen. Nachdem sie gesehen haben, dass mir das Spaß macht, sind sie später auch zur Feuerwehr. Edgar, mein Mann, ist ja auch bei der Feuerwehr. Er ist stellvertretender Kommandant in Oferdingen. Ihn habe ich durch die Feuerwehr kennen gelernt. Ich denke, man kann sagen, wir sind beide mit Herzenseifer dabei und werden hoffentlich noch lang, lang, lang dabei bleiben.

Sie haben ja jetzt Nachwuchs bekommen. Wie kam das bei Ihren Kameraden an?

Pregizer: Bei den Kameraden ist es ganz gut angekommen. Warum auch nicht?! Nachwuchs ist immer gut! Alle haben sich mit uns gefreut.

Werden Sie trotz des Babys bei der Feuerwehr bleiben?

Pregizer: Also ich werde auf jeden Fall dabei bleiben. Und vielleicht kommt mein kleiner Frieder, wenn er größer ist, ja später auch dazu, wer weiß. Jetzt bin ich gerade in der Baby-Pause, bei der Jugendfeuerwehr mach ich das, was ich gerade kann. Aber ich hab' zwei gute Stellvertreter, die das super machen. Und ansonsten pausiere ich mal bis nächstes Jahr im Sommer. Dann kann ich den Kleinen die zwei Stunden zur Oma bringen und wieder Dienst machen. Dabei bleiben werde ich auf jeden Fall!

Sie sind ja auch bei der Jugendfeuerwehr tätig. Was sind dort Ihre Aufgaben?

Pregizer: Ich bin seit 2011 Jugendgruppenleiterin in Oferdingen. Es macht großen Spaß, die Jugendlichen von zehn Jahren an aufwachsen zu sehen, ihnen etwas beizubringen und zu sehen, wie sie dazulernen und das Gelernte anwenden. Wenn man dann miterlebt, wie sie mit 17 oder 18 Jahren zu den Aktiven dazukommen und man dann einfach mit ihnen zusammenarbeiten kann und ein gutes Verhältnis zueinander hat, ist das ein tolles Gefühl.

Was gefällt Ihnen nicht so gut? Und was gut?

Pregizer: Das ist schwer zu sagen. Es gibt eigentlich nichts, was einem nicht so gefällt, aber es gibt Sachen, die macht man gern bei der Feuerwehr und Sachen, die macht man halt weniger gern. Was man gern macht, sind Einsatzübungen oder 24-Stunden-Dienste mit der Jugendfeuerwehr, die kommen immer gut an. Trockene Theorie hingegen macht keiner gern. Also immer, wenn man was anpacken kann, macht das Spaß. Und wenn man beispielsweise bei Diensten nur dasitzen und zuhören muss, dann ist das eben eher langweilig.

Stört es Sie, dass so wenige Frauen bei der Feuerwehr sind?

Pregizer: Stören tut's nicht, nein. Es wäre trotzdem toll, wenn noch mehr dazukommen würden. Zwei Jahre lang gab es in der Freiwilligen Abteilung Oferdingen noch eine weitere Frau. Sie war aus Günzburg, hat uns aber leider wieder verlassen. Sie hatte ihre Ausbildung in Günzburg gemacht und kam dann schon ausgebildet zu uns. Das hat mir gut gefallen, weil ich nicht mehr alleine war. Aber die ist jetzt leider in Augsburg und wird auch nicht mehr zu uns zurück- kommen, aber vielleicht kommt ja bald noch jemand anderes.

Müssen Sie, weil es ja nur wenige Frauen bei der Feuerwehr gibt, mit Vorurteilen kämpfen?

Pregizer: Nein, das musste ich bei der Freiwilligen Feuerwehr in Oferdingen noch nie. Ich bin damals schon bei der Jugendfeuerwehr gut von den Jungs, die dabei waren, aufgenommen worden. Man hat sich am Anfang, als Mädchen bei der Feuerwehr, ein bisschen durchbeißen müssen, aber bei den Erwachsenen in der Einsatzabteilung war das später gar kein Problem. Da haben einen dann ja alle gekannt. Ich sag jetzt mal, wir leisten als Frauen das Gleiche wie die Männer, deshalb ist die Toleranz sehr hoch. Es ist ein gutes Miteinander. Bei allem, was ein bisschen schwerer ist, holt man halt ein paar Männer dazu, dann packt man gemeinsam an. Man muss auch nicht alles alleine machen können. Und dann gibt es wieder viele Sachen, die kann ich besser als die Männer.

»Die Männer passen natürlich auf, ob man einen Fehler macht«
Gibt es besondere Erlebnisse, von denen Sie sagen, die haben Ihnen sehr viel Spaß gemacht?

Pregizer: Es gibt immer wieder besondere Erlebnisse. Als Jugendliche waren das natürlich die Zeltlager, die waren immer toll. Und später bei den Aktiven natürlich der allererste Einsatz. Großbrände bleiben einem im Gedächtnis - Brände also, bei denen man länger draußen ist als nur ein, zwei Stunden. Manchmal ist man da 12 bis 14 Stunden im Einsatz. Und vor zwei Jahren hatten wir mit der Jugendfeuerwehr unser 20-jähriges Jubiläum, da gab es ein eigenes großes Zeltlager, das war auch super. Es war zwar sehr nass, aber wir haben das Beste daraus gemacht, wie zum Beispiel Schlammschlachten. Wir haben das schon auszunutzen gewusst.

Gibt es sonst noch interessante Erlebnisse aus Ihrer Feuerwehrzeit?

Pregizer: Mein allererster Einsatz im Jahr 2000 war gleich ein Großbrand, das war damals die Firma Unomat in Reutlingen. Ich war ziemlich aufgeregt. Aber ich hatte super Kameraden an meiner Seite, mit denen wir den Keller mit Schaum geflutet und so das Feuer gelöscht haben. 2008 habe ich den Gruppenführer-Lehrgang in Bruchsal gemacht, dort war ich 14 Tage mit einem weiteren Kameraden aus Reutlingen. Da lernt man natürlich viel Neues - zum Beispiel, was man als Gruppenführer wissen muss, damit man eine Gruppe leiten und einen Einsatz selbstständig abarbeiten kann. Die nächste Herausforderung ist, das Gelernte auch zu meistern. Die ersten Übungsdienste als Gruppenführerin waren etwas Besonderes für mich. Man sitzt nicht mehr hinten drin, sondern vorne im Fahrzeug und hat das Kommando. Die Männer passen dann natürlich auf, ob man einen Fehler macht. Man steht am Anfang unter besonderer Beobachtung, aber ich glaube, dass hat sich mittlerweile gelegt und ich denke, ich bekomme es ganz gut hin, die Gruppe zu führen.

Ihr Fazit?

Pregizer: Ich könnte mir kein aufregenderes und abwechslungsreicheres Hobby vorstellen! (ZmS)