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Aktuell Soziales

Mehr Unterricht in weniger Zeit

REUTLINGEN. G8 oder auch Gy8 bedeutet, dass die Abiturprüfung nach der 12. Jahrgangsstufe statt der 13. abgelegt werden muss. Das heißt für uns Schülerinnen und Schüler: mehr Unterricht in weniger Zeit. Es heißt darüber hinaus: mehr Unterricht am Nachmittag und weniger Freizeit.

Durch die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre können wir die Schule ein Jahr früher verlassen. Die Intention davon war, dass wir schneller in den Beruf finden und schneller Geld verdienen können. Ein weiterer Grund der Schulzeitverkürzung am Gymnasium war auch, dass in Deutschland die Schulzeit im Vergleich zu anderen Ländern länger ist.

Letztlich spart dadurch der Staat eine Menge Geld, denn ein Gymnasiast kostet diesen im Jahr 2010 rund 5 400 Euro jährlich. Nun werden wesentlich weniger Lehrer benötigt, da eine ganze Klassenstufe wegfällt. Der Lehrstoff aber bleibt gleich und die Unterrichtsstunden pro Woche erhöhen sich. Diesem daraus resultierenden Lern- und Leistungsdruck sind zahlreiche Schüler nicht gewachsen. Häufig kommt es zu Überforderungen in der Schule und auch der Freiraum für außerschulische Aktivitäten wird eingeschränkt.

»Leistungssport: für mich auf den ersten Blick eine ideale Ergänzung zum G8«
Wie kann man G8 noch mit (Leistungs-)Sport verbinden? Wie lassen sich diese zwei zeitintensiven Bereiche mit-einander in Einklang bringen? Dazu muss man einen Blick auf den Begriff des Leistungssports werfen: Leistungssport bedeutet, dass der Sport sehr viel zeitaufwendiger ausgeübt wird als man es beispielsweise im Breitensport jemals tun würde. Das Ziel des Leistungssportlers ist es, sich bei Wettkämpfen mit anderen Leistungssportlern zu messen und sich dabei stetig zu verbessern.

Es gibt je nach Leistungsniveau viele regionale Meisterschaften, aber auch Wettkämpfe auf Landesebene, wie zum Beispiel die Süddeutschen und Deutschen Meisterschaften. Der große Traum eines jeden Sportlers, der in Richtung Hochleistungssport gehen möchte, ist wohl die Teilnahme an den Olympischen Spielen.

Ich bin 15 Jahre alt und ich betreibe Schwimmen als Leistungssport. Das bedeutet für mich sehr viel Training, in Zahlen fünf bis sechs Trainingseinheiten pro Woche, wobei sich eine Trainingseinheit in Trockentraining (eine Art Konditions- und Zirkeltraining) und Wassertraining aufteilt. In den Ferien gibt es zusätzlich spezielle Trainingspläne, im Rahmen derer die Trainingseinheiten teilweise auch zwei Mal pro Tag stattfinden. Hinzu kommen Wettkämpfe, die sich meistens über die Samstage bis hin zu den Sonntagabenden erstrecken. Die Veranstaltungsorte variieren vom Bodensee bis Berlin. Somit ist man das ganze Wochenende weg. Auf den ersten Blick lässt sich mein Hobby nicht mit meiner Schullaufbahn vereinen, da sich beides in Kombination nur nach Stress und Druck anhört. Doch seit dem Anfang des Leistungssportes, das mit der Prüfung zum Seepferdchen begann, ist meine Freude am Wasser und an der Bewegung im Wasser stetig gestiegen. Von Beginn an lernte ich in meiner Schwimmgruppe echte Freunde kennen. Die Trainer und meine Schwimmkollegen sind meine Vereinsfamilie.

Hier klingen schon die zwei Seiten des Vereinslebens an, die mich immer weitermachen lassen: zum einen die sportliche Seite, die einem neben Kondition und Technik auch die Konzentration und Fokussierung beibringt. Zum anderen gibt es die wichtige soziale Komponente, die eine Interessensfamilie bildet. Da lernt man im Freundeskreis zu gewinnen und zu verlieren; man unterstützt sich in schlechten Zeiten und man freut sich gemeinsam in guten Zeiten.

Diese letztere Komponente schafft es trotz des Stresses und des hohen Zeitaufwandes, dass die Trainingseinheiten mich entspannen und zu meinem Ausgleich beitragen. Somit ist der Leistungssport für mich auf den ersten, für andere erst auf den zweiten Blick eine ideale Ergänzung zum G8. Das Schwimmen und meine daraus gewonnenen Freundschaften werden mich mein Leben lang begleiten und unterstützen. (ZmS)

Ben Christian Schmidt, Albert-Einstein-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9c