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Aktuell Zeitung macht Schule

Mannschaft glaubt an den Aufstieg

REUTLINGEN. Dominik Sautter und Yavuz Karakaya von der Reutlinger Eduard-Spranger-Schule interessieren sich für Fußball, und sie interessieren sich für den SSV Reutlingen. Im Rahmen von »Zeitung macht Schule« haben die beiden Neuntklässler SSV-Trainer Peter Starzmann sowie die Spieler Marco Langner, Tobias Heizmann, Fabian Knöpfler, Giuseppe Greco und Roberto Pinto an der Kreuzeiche interviewt.

ZmS: In welchem Alter haben die Spieler Fußballspielen gelernt?

Starzmann: Im Schnitt so mit fünf bis sechs Jahren haben alle angefangen.

Wie lange waren Sie selber als Spieler aktiv?

Starzmann: Wenn man das 6. Lebensjahr mitzählt, 25 Jahre lang. Die Jungs sind in der Regel zwischen 15 und 20 Jahren aktiv.

Seit wie vielen Jahren sind Sie Trainer?

Starzmann: Schon seit 14 Jahren.

Was bewegte Sie, Trainer zu werden?

Starzmann: Der Umgang mit jungen Menschen und mein Sportstudium. Ich wollte im Sport weiter tätig werden, nicht in der Schule, denn damals gab es zu viele Lehrer. Also musste ich auf den freien Markt, und da war Trainer das Naheliegendste.

Ist die Trainertätigkeit schwieriger als noch vor Jahren?

Starzmann: Die Tätigkeit ist etwas anders geworden. Vor allem hat man als Trainer neben der Aufgabe mit der Mannschaft auch andere Aufgaben. Ich für meine Person bin beim SSV gerade dabei, sehr viel Geld einzutreiben. Aber es kommen auch Managementaufgaben dazu. Es ist heute schwieriger, sich auf die Bedürfnisse der jungen Spieler einzustellen, weil sie mit noch ganz anderen Problemen zu mir auf den Platz kommen. Der eine hat Probleme mit der Freundin, der andere mit dem Studium. Heute ist es auch immer schwieriger, Arbeitsplätze für die Jungs zu besorgen. Der Arbeitsaufwand ist großflächiger.

Haben Sie als Trainer noch Freizeit?

Starzmann: Selbstverständlich. Die Kinder kommen nicht zu kurz.

Was esst ihr vor dem Spiel?

Langner: Eine kleine Portion Nudeln drei bis vier Stunden davor, vormittags zwei bis drei Vollkornbrötchen.

Was macht ihr beruflich außer Fußball spielen?

Heizmann: Ich mach zurzeit eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann. Knöpfler: Ich bin noch Schüler. Pinto: Ich habe meine kaufmännische Schule fertig gemacht und eine Lehre als Raumausstatter begonnen und nach eineinhalb Jahren wegen des Fußballs abgebrochen. Greco: Ich habe die Lehre aufgegeben und konzentriere mich voll auf den Fußball. Ich habe als Industriemechaniker gearbeitet.

Wie viel verdient ihr pro Sieg und pro Tor?

Starzmann: Pro Tor bekommen die Spieler eine Gratulation, momentan hat die Mannschaft keine Siegprämie. Die Spieler verdienen ihr Geld über Einsätze und ihre monatlichen Grundbezüge, die ihnen vertraglich zustehen.

Macht es euch Spaß, Fußball zu spielen?

Alle: Ja klar, sonst würden wir es ja nicht tun. Starzmann: Es ist für jeden der Wunsch, das Hobby Fußball zum Beruf zu machen. Der Beruf Fußball-Profi ist ein ganz eigener Bereich, und ich denke das Schwierigste ist es, dass, wenn einer sein Geld damit verdient, dieses auch als Beruf ansieht und sich so verhält wie es der Beruf verlangt. Ich behaupte, dass 80 Prozent der heutigen Fußball-Profis nicht wirklich Berufs-Fußballer sind, sondern immer noch Hobbyspieler. Nur die Spieler der Nationalmannschaft und der internationalen Spiele sind richtige Profis.

Was war eure höchste Niederlage und euer höchster Sieg?

Langner: Dieses Jahr haben wir in Sandhausen 4:2 verloren und gegen Ulm 4:1 gewonnen.

Was sagt eure Freundin oder Familie dazu, dass ihr Fußball spielt?

Langner: Der Fußball-Beruf geht ja eigentlich über die ganze Woche. Samstags sind Spiele angesetzt, und bei Auswärtsspielen ist man acht Stunden unterwegs. Am Sonntag haben wir Auslaufen und Regenerationstraining. Freie Tage haben wir, wenn es in den Zeitplan passt. Du hast einen schlechten Job, weil du am Wochenende keine Zeit hast. Unter der Woche haben die Profis mehr Zeit, weil das Training bloß zwei Stunden dauert. Dann muss aber die Frau arbeiten. Meine Freundin kommt ab und zu mir und sagt: Können wir vielleicht mal am Wochenende nach Paris fliegen? Das geht dann nicht, weil wir in Crailsheim spielen. Knöpfler: Meine Freundin ist gerade eh nicht da, also ist es dann nicht so schlimm. Heizmann: Ja meine Freundin arbeitet abends auch, aber sie akzeptiert es. Greco: Bei mir ist es noch ziemlich frei. Starzmann: Eine ganz andere Form von Freizeit und Freizeitgestaltung ist notwendig, und die gesamte Familie stellt sich auf einen anderen Tages- und Wochen Rhythmus ein. Ich kann zum Beispiel nicht in den Sommerferien mit meiner Familie in den Urlaub fahren. An Pfingsten spielen wir auch. Bloß über Weihnachten hat die ganze Mannschaft frei.

Wie kamen die Spieler zur ihrer Rückennummer?

Starzmann: Teilweise wurden sie zugeteilt, teilweise bekommen sie ihre Wunschnummern. Wenn zwei die gleiche Nummer wollen, dann wird eben ausgelost.

Wer ist euer Lieblingsgegner und wer euer Angstgegner?

Alle: Es ist klar der SSV Ulm. Starzmann: Wir haben eigentlich vor keinem Angst. Es ist halt schwieriger, gegen einen Gegner zu spielen, der unten in der Tabelle steht. Wenn dann auch noch die Sportplätze schlecht sind, dann ist es auch schwer. Unangenehm sind auch die kleinen Stadien wie beispielsweise Lauda, die Spiele bezeichnen wir dann als Dreckspiele.

Was für Regeln gibt es, und was passiert, wenn ihr sie nicht einhaltet?

Greco: Wenn man zum Training zu spät kommt, bedeutet das 10 Euro, beim Spiel zwischen 20 und 50 Euro - es kommt darauf an, wann man kommt. Schlechte Leistung 1 bis 2 Euro. Langner: Es gibt auch eine Kleiderordnung. Der Verstoß kostet 10 Euro. Starzmann: Wenn das Handy in der Kabine klingelt. Handys haben im Sportbereich nichts zu suchen. So gibt es halt verschiedene Regeln, aber die Mannschaft ist sehr brav.

(zu Langner) Sie sind im Jahr 2000, in dem der SSV in die 2. Liga aufgestiegen ist, zurückgetreten. Als der SSV in die Oberliga abgestiegen ist, kamen Sie zurück ins SSV-Tor. Warum?

Langner: Ich bin nicht direkt zurückgetreten. Ich habe sogar noch zehn Spiele gemacht. Ich wurde damals vom Trainer degradiert, war dann noch zwei Jahre Co-Trainer. Ich habe mich aber noch zu jung gefühlt und war während meiner Co-Trainer-Tätigkeit noch zu aktiv. Darum habe ich mich damals mit dem Trainer Uwe Erkenbrecher und Manager Wilfried Gröbner zusammengesetzt und gesagt, dass ich noch mal Fußball spielen will.

Was war das größtes Ereignis, das ihr erlebt habt?

Pinto: Natürlich die Uefa-Cup-Spiele mit Hertha BSC Berlin und für die portugiesische U 21-Nationalmannschaft zu spielen. Starzmann: Ich kann mich an eine besondere Situation von Roberto erinnern. Da haben wir bei Feyenoord Rotterdam gespielt, wo wir 2:1 gewannen und Roberto das Tor vorbereitet hat. 40 oder 45 000 Zuschauer waren im Stadion. Es sind ja noch sehr junge Spieler, die erst noch vor einer Karriere stehen. Greco: Für mich persönlich war es der Aufstieg mit den Stuttgarter Kickers in die Oberliga. Langner: Natürlich alle Spiele, in denen der SSV in der Regionalliga sehr souverän die Meisterschaft gewonnen hat. Es waren halt Spiele vor vielen Zuschauern.

Macht ihr außer Fußball noch andere Sportarten?

Heizmann: Hobbys hat jeder, zum Beispiel Squash, Tennis, Billard und so weiter. Langner: Bei mir ist Sport da, wo man schwitzt.

Wie oft und wie lang habt ihr Training?

Starzmann: Unterschiedlich, manchmal 90 Minuten und manchmal zwei Stunden. Wir trainieren sechs mal die Woche. Je nach Belastungszustand und nach Zeitpunkt der Saison trainieren wir nur noch drei bis vier mal. Zurzeit kann man mehr kaputt als gut machen, die Plätze werden tiefer und die Einheiten werden kürzer, maximal eine Stunde.

Wollt ihr mal mit dem SSV in der 2. Liga spielen?

Alle: Ja klar, so schnell wie möglich. Starzmann: Aber zunächst müssen wir den Ersten Schritt schaffen, und das ist der Aufstieg in die Regionalliga. Das Schwierigste an der Oberliga Baden-Württemberg ist, dass nur der Tabellenführer aufsteigt. In allen anderen Ligen ist es so, dass es Relegations-Spiele gibt, wo auch der 2. oder der 3. der Tabelle aufsteigt. In der Regionalliga ist es schon einfacher, wenn man einen guten Kader hat.

Wissen Sie, warum Ihre Mannschaft nach dem Sieg gegen Ulm so nachgelassen hat?

Starzmann: Das ist ein Phänomen, das gibt es nicht nur bei dieser Mannschaft, es betrifft auch andere Mannschaften. Nach großen Spielen ist es meistens schwierig, die Leistung zu kompensieren. Es ist auch eine Frage der Motivation. Wenn wir wüssten, an was es liegt, dann würden wir es verhindern. Aber Gott sei Dank haben wir uns wieder gefangen - wir sind ja auch seit sechs Spielen ungeschlagen und mit 34 Punkten auf einem ganz guten Weg. 34 Punkte zum jetzigen Zeitpunkt - da spielen wir auf jeden Fall um den Aufstieg mit. Dass Karlsruhe dieses Jahr so überragend ist, ist ein Ausreißer. Wir glauben, dass wir Karlsruhe noch abfangen können. (ZmS)



Dominik Sautter und Yavuz Karakaya, Eduard-Spranger-Schule Reutlingen, Klasse 9a