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»Liebe auf den ersten Blick«

METZINGEN/SWAKOPMUND. Jedes Jahr fin ** det im Süden Afrikas, genauer gesagt in Namibia, die Swakopmunder Musikwoche statt. Dort treffen sich Musiker unterschiedlicher Nationalitäten, um für eine Woche miteinander zu musizieren. Teilnehmen können Anfänger sowie Fortgeschrittene jeden Alters. Letztes Jahr feierte die Musikwoche ihr 45-jähriges Bestehen. Henry Großmann, Leiter der Musikschule Metzingen, nimmt bereits seit über zehn Jahren teil.

Wenn sich Musiker aus aller Welt in Namibia treffen, werden viele Sprachen gesprochen. Eine aber verstehen alle auf Anhieb: die
Wenn sich Musiker aus aller Welt in Namibia treffen, werden viele Sprachen gesprochen. Eine aber verstehen alle auf Anhieb: die Sprache der Musik.FOTO: ZMS Foto: ZmS
Wenn sich Musiker aus aller Welt in Namibia treffen, werden viele Sprachen gesprochen. Eine aber verstehen alle auf Anhieb: die Sprache der Musik.FOTO: ZMS
Foto: ZmS
Auf Einladung des Landesbischofs von Namibia reiste er im Oktober 1997 mit dem Musikschulorchester für eine Konzertreise nach Namibia. In Swakopmund traf das Metzinger Orchester das dortige Jugendorchester, gemeinsam führten sie ein Wiegenlied auf. Die beiden Orchester und auch ihre Leiter verstanden sich von Anfang an ausgezeichnet - Henry Großmann bezeichnet es als »Liebe auf den ersten Blick«.

Stiftung für mittellose Talente

Zurück in Deutschland schickte er eine Einladung an das Swakopmunder Jugendorchester zu einem Gegenbesuch im Jahr 1999. Umgekehrt erhielt er eine Einladung zur Teilnahme an der Swakopmunder Musikwoche, die er begeistert annahm. Leider musste er wenige Tage vor Reiseantritt aufgrund einer Verletzung absagen.

An Ostern 1999 reiste er wieder nach Swakopmund mit der Idee einer Deutschlandkonzertreise, die auch im Mai desselben Jahres stattfand. Es wurden zahlreiche Konzerte in verschiedenen Städten, darunter auch Berlin, gegeben. Kurz darauf erhielt er erneut eine Einladung zur Swakopmunder Musikwoche, an welcher er glücklicherweise auch teilnehmen konnte. Henry Großmann übernahm die musikalische Leitung sowie die Gruppe der Blechbläser. Seither nimmt er jedes Jahr begeistert teil.

An der Musikwoche gefällt ihm besonders gut, dass man in nur einer Woche mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein wunderschönes Konzert auf die Beine stellen kann. Ihn fasziniert die Vielfalt der Musik und der Menschen und damit verbundene Herausforderungen wie die Kommunikation auf Deutsch, Englisch und Afrikaans.

Die Musikwoche bedeutet aber nicht nur Arbeit, sondern sie macht auch großen Spaß: Man trifft sich abends am Strand, unterhält sich und freundet sich an, erklimmt die erste Düne am Wüstenrand oder geht gemeinsam essen. Manche Freundschaft wird auch später über das Internet weiter gepflegt.

Musikschulen, wie wir sie kennen, gibt es in Namibia nicht. Im Auftrag und als Vorstandsmitglied der Deutsch-Namibischen Entwicklungsgesellschaft gründete Henry Großmann im Juni 2010 eine Musikschule in der Schuldorfstiftung Otjikondo und setzte einen namibianischen Musiklehrer für den Unterricht ein. Viele der namibischen Musikwochen-Teilnehmer stammen aus armen Familien, die zum Beispiel durch eine Instrumentenspende aus Metzingen ein Instrument erlernen können.

Ein solcher Musiker ist der aus Katutura stammende Björn B., der mit einer Trompete ankam, die in Deutschland schon lange keiner mehr spielen würde. Henry Großmann erkannte sein Talent und unterrichtete ihn, bereits in kurzer Zeit machte Björn große Fortschritte. Inzwischen war er auch bereits zum Musizieren in Metzingen, als Teilnehmer beim Seminar »Musik & Sprache«. Und heute spielt er im Polizeiorchester Windhoek.

Auch dieses Jahr wird wieder eine Gruppe mit Metzinger Musikern an der Musikwoche teilnehmen. Wie bereits in den vergangenen Jahren wird auch diese Reise wieder mit einer fünftägigen Tour durch Namibia ihren Abschluss finden. (ZmS)

Helen Rittershofer, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 9 b