REUTLINGEN. Bali, die Insel der Götter – wunderschöne Landschaften, eine vielfältige Kultur und ein Riesenproblem: Der Plastikmüll. Nur ein kleiner Teil wird recycelt, der Rest landet in der Natur, oder noch schlimmer im Meer. Zwei Mädchen, Melati (15) und Isabel (13) Wijsen, gründeten vor drei Jahren die Organisation Bye Bye Plastic Bags. Inspiriert wurden sie von Personen wie Nelson Mandela oder Lady Diana, die selbst etwas Großes bewegt haben. Gemeinsam mit einem Team von Schülern aus ganz Bali begannen sie mit einem Projekt, das Erfolg haben sollte.
Sie begannen, Unterschriften zu sammeln, hielten Präsentationen an Schulen, machten auf Märkten auf das Problem aufmerksam und räumten Strände auf. Inzwischen haben sie 427-mal Strände aufgeräumt. Außerdem verteilten sie auch Alternativen zu Plastiktüten, die alle von lokalen Firmen auf Bali hergestellt werden, zum Beispiel Netztaschen oder Stoffbeutel. In einem Pilot-Dorf namens Pererenan, Heimat von rund 800 Familien, verteilten sie jeden Samstag Alternativen zu Plastiktüten an Geschäfte.
Riesige Unterschriftenaktion
Bei der Arbeit in diesem Dorf lernten sie nicht nur viel über die balinesische Kultur, sondern auch, wie wichtig lokale Unterstützung ist. Ihre ersten Versuche, in Kontakt mit der balinesischen Regierung zu treten, scheiterten. Da sie das aber unbedingt erreichen wollten, beschlossen sie, eine Million Unterschriften zu sammeln – so viele können ja nicht ignoriert werden. Doch wie sammelt man so viele Unterschriften? Nach einigen Tagen, die sie im balinesischen Flughafengebäude damit verbrachten, an Türen zu klopfen und ihr Anliegen vorzubringen, erhielten sie die Erlaubnis, dort Unterschriften zu sammeln. Die erste halbe Stunde brachte über tausend Unterschriften ein.
Umdenken bewirken
Man muss Unterstützer in allen Gesellschaftsklassen haben, ist eine der wichtigen Lektionen, die sie lernten. Ban Ki-moon, der von 2007 bis 2016 der achte Generalsekretär der Vereinten Nationen war, versprach ihnen, die Idee weiterzuerzählen. Jetzt arbeiten sie eng mit der UNO zusammen. Jane Goodall, eine britische Verhaltensforscherin, erzählte ihnen von der Macht der Netzwerke. Sie gründete die Erste von jetzt über 4 000 Roots & Shoot-Gruppen. Bye Bye Plastic Bags ist eine von ihnen. Außerdem gehören sie zu Interact, dem jüngsten Club bei Rotary International. Auch Jugendliche in andern Ländern sind inspiriert von der Idee und Bye Bye Plastic Bags gibt es jetzt in neun weiteren Ländern, immer von Jugendlichen geleitet.
In der ganzen Zeit lernten sie viel über Geduld, mit Enttäuschungen umzugehen, Teamwork und noch vieles mehr, was ihnen die Erkenntnis brachte, dass nicht alles einfach ist. Es braucht seine Zeit, um auf Worte Taten folgen zu lassen. Um ihr großes Ziel, mit dem Gouverneur von Bali über das Ende von Plastiktüten auf Bali zu reden, zu erreichen, gingen sie in einen Hungerstreik. Es funktionierte. Er war dankbar und unterstützte ihre Bemühungen, die Umwelt von Bali zu erhalten.
Er versprach ihnen dabei zu helfen, den Leuten beizubringen, dass sie ohne Plastiktüte leben können und schlussendlich, dass bis 2018 Bali plastiktütenfrei werden soll. Der Flughafen ist bereits seit 2016 plastiktütenfrei. Ihre nächste Kampagne, »One Island One Voice« (Eine Insel, eine Stimme), soll ein Umdenken der Menschen bewirken. Sie prüfen Restaurants und Geschäfte, ob diese plastiktütenfrei sind und kleben den »One Island One Voice«-Sticker an ihre Eingangstüren. Diese machen sie dann im Internet und in balinesischen Zeitschriften bekannt. So stechen jene heraus, die keinen Sticker haben.
Vorbild für viele junge Leute
Bei einem Vortrag, der auch auf ihrer Homepage ( http://www.byebyeplasticbags.org) zu finden ist, sagten sie: »An alle Kinder auf dieser schönen Welt voller Herausforderungen: Wenn ihr ein Problem seht, packt es an! Bewegt etwas! Wir sagen nicht, dass es einfach ist, aber es lohnt sich. Wir Kinder mögen nur 25 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, aber wir sind zu 100 Prozent die Zukunft.«
Die beiden wissen, dass sie noch viel zu tun haben, aber sie wollen nicht aufgeben, bis am Flughafen von Bali die erste Frage lautet: »Haben Sie Plastiktüten zu verzollen?« Ihre Erfahrungen, wie viel jeder Einzelne auf dieser Welt bewirken kann, sind unglaublich. Melati und Isabel wurden beim Bambi 2017 in der Kategorie »Unsere Erde« ausgezeichnet und widmeten diesen Preis den Jugendlichen, die hart daran arbeiten, unsere Erde zu schützen. Man kann überwältigt sein von den Herausforderungen auf dieser Welt, aber wenn jeder Mensch sich einen Meter um sich herum vornehmen würde, dann könnte viel erreicht werden. (ZmS)
Marion Mang, Friedrich-List-Gymnasium, Reutlingen, Klasse 9b