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»Kiffen wurde für mich der morgendliche Kaffee«

REUTLINGEN. Die am weitesten verbreitete illegale Droge ist Cannabis, das den benebelnden Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) enthält. Der Grund für den häufigen Konsum von Cannabis ist, dass es fast überall und vor allem relativ leicht zu bekommen ist. Eine Tatsache, die für uns Grund genug war, ein Interview mit einem Cannabisabhängigen zu führen. Andreas K. stand uns Rede und Antwort.

ZmS: Wie lange bist du schon abhängig?

Andreas K.: Seit rund drei Jahren. Mit 13 rauchte ich meinen ersten Joint. Anfangs kiffte ich nur ab und zu an Wochenenden auf Partys oder bei meinen Kumpels. Zuerst war es »just for fun«, doch ich steigerte mich immer mehr hinein. Schließlich fing ich an, zusätzlich unter der Woche zu kiffen, später täglich, meist sogar vor der Schule oder in den Schulpausen.

Inwiefern macht Cannabis abhängig?

Andreas K.: Nach einer gewissen Zeit wird es einfach zur Routine. Es wurde für mich wie für andere Leute der morgendliche Kaffee, das Kiffen war einfach nicht mehr wegzudenken. Es machte mich zwar nicht körperlich abhängig, doch ich hatte das ständige Verlangen, einen Joint zu rauchen.

Wie bist du an das Cannabis gekommen?

Andreas K.: Die Clique, mit der ich mich oft rumgetrieben habe, bestand aus meist über vier Jahre Älteren, die sich auch ab und an mal einen durchgezogen haben. Als sie mir auch einen Joint angeboten haben, wollte ich nicht als Feigling dastehen und habe auch daran gezogen. Irgendwann fand ich dann Gefallen am Kiffen.

Wie viel Geld gibst du monatlich für Cannabis aus, und woher bekommst du das Geld?

Andreas K.: Ungefähr 100 bis 200 Euro im Monat, kommt immer darauf an. Oft verticke ich auch ein Teil davon an Mitschüler oder Kumpels zum teilweise doppelten Preis. Nebenher trage ich Werbeprospekte aus, und natürlich bekomme ich auch Taschengeld.

Wissen deine Eltern, dass du Cannabis rauchst?

Andreas K.: Meine Mutter hat zwar mal eine Tüte Gras in meinem Zimmer gefunden, jedoch konnte ich mich rausreden. Grundsätzlich kiffe ich nicht zu Hause, außer wenn meine Eltern mal nicht da sind.

Was denkst du, würde passieren, wenn deine Eltern herausfinden würden, dass du abhängig bist?

Andreas K.: Ich denke, sie würden mich in eine Entzugsklinik stecken und mir den Kontakt zu meinen Freunden verbieten.

Bereust du es, mit dem Kiffen angefangen zu haben?

Andreas K.: Ja, auf jeden Fall. Meine Leistungen in der Schule werden dadurch stark beeinflusst. Ich habe Konzentrationsschwächen, und mein Kurzzeitgedächtnis wird davon stark beeinträchtigt, außerdem fehlt mir jegliche Lust, irgend etwas anderes zu unternehmen oder mich in irgendeiner Form sportlich zu betätigen.

Hast du schon einmal versucht, damit aufzuhören?

Andreas K.: Versucht, nein. Aber ich habe schon des öfteren mit dem Gedanken gespielt, doch ich glaube nicht, dass ich es ohne ärztliche Hilfe schaffen würde.

»Ich lebe in den Tag hinein, es wird sich schon alles irgendwie ergeben«

Wie stellst du dir deine Zukunft vor?

Andreas K.: Darüber mach ich mir gar keine Gedanken, ich lebe einfach in den Tag hinein, aber erstmal versuche ich, meinen Schulabschluss zu machen. Es wird sich schon alles irgendwie ergeben.

Hast du schon einmal andere illegale Drogen zu dir genommen?

Andreas K.: Ja, ich habe einmal Ecstasy zu mir genommen, jedoch brachte das nicht die gewünschte Wirkung, ich war die nächsten Tage total fertig. (ZmS)



Erwin Krohmer und Alexander Morath, Albert-Einstein-Gymnasium Reutlingen, Klasse 10d