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Im Kampf um das Recht auf Selbstbestimmung

TÜBINGEN. In einer Gesellschaft, in der Gleichberechtigung und Demokratie herrschen, ist es kaum vorstellbar, dass es heutzutage noch Frauen gibt, die ihrer Freiheit beraubt werden, keine Schulbildung haben und ihr Leben nicht nach ihren eigenen Wünschen gestalten können. Aber es gibt sie. Diese Frauen leben ohne Alternative nur mit dem Ziel, einen Mann heiraten zu müssen, um dann eine Familie zu gründen.

Terre des Femmes (TDF), ein Verein, der sich für die Rechte der Frau einsetzt, wurde 1981 gegründet und arbeitet eng mit anderen Organisationen aus dem Ausland zusammen. TDF ist in ganz Deutschland verbreitet und hat heute bis zu 2 800 Mitglieder. Die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Tübingen. Da der Verein als eine gemeinnützige Organisation arbeitet, ist er auf Spenden angewiesen. Er erhält keine regelmäßigen Gelder vom Staat.

Weltweite Unterstützung

Die Organisation befasst sich mit Themen wie zum Beispiel Frauenhandel, sexueller Missbrauch und Ehrverbrechen. Auf der ganzen Welt sollen Frauen und Mädchen das Recht auf Freiheit, Bildung und Selbstbestimmung haben. Eine Arbeitsgemeinschaft konzentriert sich immer auf ein bestimmtes Thema und beschäftigt sich über einen längeren Zeitraum damit. Die Mitglieder einer AG sind ehrenamtlich engagiert.

Seit der Gründung des Vereins engagieren sich Mitglieder beispielsweise für die Abschaffung von Genitalverstümmelung. Hierzu unterstützt Terre des Femmes Gruppen in Afrika, die in ihren Heimatländern gegen diese schlimmen Eingriffe kämpfen.

Die Zahl der betroffenen Frauen und Mädchen liegt derzeit bei 150 Millionen, und jährlich kommen etwa zwei Millionen Opfer hinzu. Auf Grund von über zweitausend Jahre alter Traditionen wird dieser überaus schmerzhafte Vorgang heutzutage immer noch durchgeführt und gilt in diesen Ländern als eine Norm. Dabei werden Klitoris und die inneren Schamlippen teilweise oder komplett entfernt und die äußeren Schamlippen fast vollständig miteinander vernäht.

Die jungen Frauen sind während des Eingriffes bei vollem Bewusstsein und müssen schreckliche Schmerzen aushalten. Genitalverstümmelungen führen zu körperlichen, seelischen und sexuellen Schäden, an denen die Frauen ihr Leben lang leiden. Frauen, die sich weigern, beschnitten zu werden, können nicht heiraten und keine Familie gründen. Für eine Afrikanerin, die auf dem Land lebt, ist das ein schreckliches Schicksal.

Theaterstück über Frauenhandel

Es gibt auch zahlreiche Städtegruppen, die den Verein bundesweit repräsentieren. Sie planen in Zusammenarbeit mit der Bundesgeschäftsstelle in Tübingen diverse Veranstaltungen, betreiben Öffentlichkeitsarbeit, halten Vorträge und so weiter, um über Ausbeutung, Misshandlung und Verfolgung von Frauen zu informieren. Die Mitglieder leisten ebenfalls ehrenamtliche Arbeit.

Dieses Jahr hat Terre des Femmes in Reutlingen die Theater-AG des Albert-Einstein-Gymnasiums unterstützt, deren selbstinszeniertes Theaterstück: »Krabat und die 7 Huren« das Thema Frauenhandel und Zwangsprostitution behandelte. TDF beschäftigt sich mit Gesetzen, die in Bezug auf Menschenrechtsverletzung an Frauen Lücken aufweisen.

Um diese Gesetze zu verbessern, wird die so genannte »Lobbyarbeit« betrieben. So achtet man auch auf die Frauen, die nicht protestieren können und deren Rechte durch Unachtsamkeit und Sparmaßnahmen missachtet werden. Mit Hilfe von Briefaktionen und Unterschriftensammlungen möchte man Druck ausüben auf die Länder in Osteuropa und der »Dritten Welt«. Durch die einflussreichen westlichen Staaten sind die Regierungen der betroffenen Länder gezwungen, den Forderungen nachzugeben.

Darüber hinaus finanziert TDF die Einrichtung von Frauenhäusern und Beratungsstellen und engagiert sich dafür, dass Zuschüsse vom Staat richtig eingesetzt werden. Durch den technischen Fortschritt im Bereich der Kommunikation ist es Frauen aus dem Ausland möglich, auf einfachem Weg über E-Mails mit TDF Kontakt aufzunehmen.

Zur aktuellen Kampagne »Nein zu Verbrechen im Namen der Ehre« wird derzeit bundesweit im Namen von Terre des Femmes ein Theaterstück der Interkulturellen Bühne Frankfurt präsentiert. Dieses trägt den Titel »Savage Rose« und bezieht sich auf das Thema Ehrenmorde.

Ausstellung im Kulturamt

Um auf solche Taten wie Verstoßung bis hin zu Mord wegen Verrats an der Familie oder Zwangsheirat aufmerksam zu machen und zu informieren, ist noch bis Montag, 20. Dezember, im Kulturamt Tübingen eine Ausstellung zu sehen, die dann von anderen Städtegruppen gebucht werden kann und weiter geleitet wird. Weitere Informationen über die aktuelle Kampagne von TDF erhält man in der Bundesgeschäftsstelle oder im Internet. (ZmS)



Christina Freris, Albert-Einstein-Gymnasium, Klasse 10c