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Im Einklang mit der Natur: Urlaub in Weißrussland

Nadjeschda Grunert verbringt den Sommer regelmäßig mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in Weißrussland

Autorin Nadjescha Grunert hat ihre Eindrücke der bunten und vielfältigen Landschaft in Wiemka gemalt.  FOTO: ZMS
Autorin Nadjescha Grunert hat ihre Eindrücke der bunten und vielfältigen Landschaft in Wiemka gemalt. FOTO: ZMS
Autorin Nadjescha Grunert hat ihre Eindrücke der bunten und vielfältigen Landschaft in Wiemka gemalt. FOTO: ZMS

WIEMKA. Ich möchte über meine Urlaubserlebnisse der besonderen Art berichten. Hierzu muss ich vorab anmerken, dass meine Mutter eine gebürtige Weißrussin ist und wir deshalb beinahe jedes Jahr die kompletten Sommerferien dort verbringen. Das heißt in Weißrussland für die Kinder: drei Monate schulfrei! In dieser Zeit zieht es die Menschen, die überwiegend in den Städten leben und arbeiten, weit raus aufs Land in die Datschen. Das sind Grundstücke mit Holzhaus und Garten.

Auch meine Eltern verbringen mit mir und meinen Geschwistern gemeinsam mit einer anderen uns bekannten Familie einen Großteil der Ferien in einer solchen Datscha. Sie liegt mehrere Autostunden von der Hauptstadt Minsk entfernt in einem kleinen Ort namens Wiemka. In dieser alten, von der Natur umgebenen, sehr idyllischen Siedlung, die nur über einen Schotterweg erreichbar ist, leben übers Jahr nur noch drei Einwohner. Nicht wenige der romantischen Holzhütten sind bereits verwaist.

Kein Handyempfang

Doch über die Sommerzeit wird dieser Ort durch die vielen Familien und deren Kinder zu neuem Leben erweckt. Das Besondere daran ist, dass wir dort weder Telefon noch Handyempfang haben und auch sonst über keinerlei technische Geräte verfügen. Zudem gibt es weit und breit keine Einkaufsmöglichkeiten in der Region, weshalb wir die sechs Wochen über ausschließlich von dem leben und uns ernähren, was die Natur zu bieten hat.

Als Stadtmädchen aus Berlin war ich das erste Mal total überrascht, wie bunt und vielfältig das Angebot der Landschaft dort doch ist. Das Trinkwasser holen wir täglich aus einem Brunnen. Doch viel leckerer ist pures Birkenwasser, ein süßlicher Saft, der langsam aus den angebohrten Ästen von Birkenbäumen in darunter hängende Eimer tropft. In dem nahe gelegenen Fluss Pzitsch vertreiben wir uns mit Schwimmen oder auch Angeln die Zeit und fangen fast immer ein paar Fische, wie die Karausche und die Schleie, beides karpfenartige Süßwasserfische. Wir entnehmen den Fischen mit einem Messer die Innereien und kratzen die Schuppen von der Haut, die wir anschließend salzen. In den Wäldern sammeln wir sehr gerne Pfifferlinge und andere Pilzsorten, mit denen wir die unterschiedlichsten Salate zubereiten. Moos-, Blau- und Himbeeren lassen sich nach meist mehrstündigen Wanderungen in der Umgebung mit nach Hause bringen.

Abschluss am Lagerfeuer

Alles was wir nicht direkt verzehren, wird eingelegt oder zu Kompott verarbeitet. In den Gärten wachsen neben Kartoffeln auch Rüben und Kohl. Häufig werden Nahrungsmittel in der Nachbarschaft auch gerne getauscht. Was der eine nicht hat, hat dafür ein anderer. Statt einer Toilette gibt es ein Plumpsklo hinter dem Haus und anstelle des Badezimmers ein mithilfe eines Holzofens beheizte kleine Hütte mit einer Sauna, im Russischen Banja genannt. Einmal die Woche tritt die ganze Familie an, um gemeinschaftlich das Dampfbad zu genießen und im Anschluss schlagen wir uns gegenseitig mit vorher eingeweichten Bündeln aus Birkenzweigen ab.

Krönender Abschluss eines Tages ist das gemütliche Zusammensein beim abendlichen Lagerfeuer. Alles, was sich über dem Feuer zubereiten lässt und vieles mehr wird von der Nachbarschaft mitgebracht und geteilt. Gemeinsam erleben wir den Sonnenuntergang, bis sich nach und nach, einer nach dem anderen verabschiedet.

Müde von dem langen Tag im Freien gehöre ich oft zu den Ersten, die ins Häuschen verschwinden. Nicht selten mit zahlreichen Mückenstichen an den unterschiedlichsten Stellen, die mich noch ein Weilchen am Einschlafen hindern. (ZmS)

 

Nadjeschda Grunert, Wilhelm-Hauf-Realschule Pfullingen, Klasse 8f

 

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