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»Hitze« ist der Hammer

STUTTGART. Die ZmS-Reporter Vincent Bernhardt, Fabian Kaiser und Ismail Oguz haben den Fußball-Profi Thomas Hitzlsperger interviewt. Hitzlsperger spielte lange in England bei Aston Villa (Spitzname: »Hitz the hammer« wegen seines starken Schusses). Seit der Saison 2005/06 kickt der 26-Jährige beim VfB Stuttgart, mit dem er 2007 Deutscher Meister wurde. Trotz der schwierigen Phase, in der sein Verein zurzeit steckt, und des vor Kurzem erfolgten Trainer-Wechsels gab der sympathische Nationalspieler bereitwillig Auskunft über seinen Traumberuf, der ihm wenig Zeit für Privates lässt. Dennoch engagiert sich »Hitze« in dem Internetforum »Störungsmelder« gegen Rassismus: »In unserer Gesellschaft darf kein Platz für Ausländerfeindlichkeit sein.«

»Ich will möglichst lange als Profi am Ball bleiben«

ZmS: Wo und wann begann Ihre Fußball-Karriere? Wer sind Ihre großen Vorbilder?

Thomas Hitzlsperger: Ich habe schon als kleiner Junge mit dem Fußballspielen begonnen und zwar bei meinem Heimatverein VfB Forstinning in Bayern. Ich habe mit meinen Freunden so viel Zeit wie möglich auf dem Bolzplatz verbracht und natürlich den damaligen Stars der Bundesliga nachgeeifert. Heute habe ich keine Vorbilder mehr.

Was braucht man außer Talent, um ein erfolgreicher Fußballer zu werden?

Hitzlsperger: Man braucht einen sehr starken Willen und natürlich auch das nötige Quäntchen Glück. Der starke Wille ist wichtig, weil man schon früh sehr diszipliniert sein und auf viele Dinge verzichten muss. Glück braucht man, um vor schweren Verletzungen verschont zu bleiben und bei der Vereinswahl die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Welche Sportarten interessieren Sie noch außer Fußball?

Hitzlsperger: Ich bin allgemein sehr sportinteressiert. Ich verfolge den Fußball im europäischen Ausland, dazu Basketball oder auch die Olympischen Spiele.

Was hätten Sie beruflich gemacht, wenn Sie nicht Fußballer geworden wären und was möchten Sie nach Ihrem Karriere-Ende tun?

Hitzlsperger: Ich hatte schon sehr früh das Ziel, Profifußballer zu werden, deshalb waren andere Berufswünsche nicht besonders ausgeprägt. Für die Zeit nach meiner aktiven Karriere habe ich schon einige Ideen, zunächst einmal möchte ich aber noch möglichst lange als Profi am Ball bleiben.

Sie haben lange in England gespielt. Was sind die größten Unterschiede zwischen dem deutschen und dem englischen Fußball? Gibt es große Unterschiede im Training?

Hitzlsperger: In England wird besonders körperbetont und schnell gespielt. Die dortige Premier League gilt derzeit als die beste Liga der Welt. Aber auch in der Bundesliga geht es ordentlich zur Sache und die Qualität der Teams ist sehr hoch. Jeder kann gegen jeden gewinnen, das ist für die Zuschauer sehr reizvoll. Im Training gibt es keine grundlegenden Unterschiede zwischen England und Deutschland.

Was ging in Ihnen vor, als Sie zum ersten Mal in die Nationalelf berufen wurden?

Hitzlsperger: Jeder junge Spieler träumt davon, einmal für die Nationalmannschaft seines Landes aufzulaufen. Das war bei mir nicht anders und deshalb habe ich mich riesig gefreut, als es so weit war. Und auch nach über 40 Länderspielen ist es immer noch etwas Besonderes, das Nationaltrikot zu tragen.

Worin sehen Sie Ihre größten Stärken beziehungsweise Ihre Schwächen?

Hitzlsperger: Das sollen andere bewerten, ich spreche nicht besonders gerne über meine Stärken und Schwächen. Grundsätzlich ist es sehr wichtig, dass man sich immer weiter verbessern möchte und jeden Tag im Training hart dafür arbeitet.

Wie ist das Verhältnis der VfB-Spieler in der Mannschaft zueinander? Haben Sie enge Freunde und wenn ja wen?

Hitzlsperger: Enge Freundschaften sind im Profifußball eher selten. Dafür ist der Konkurrenzkampf häufig zu intensiv. Aber natürlich gibt es Spieler, mit denen man sich besonders gut versteht. Beim VfB Stuttgart sind das zum Beispiel Mario Gomez und Ludovic Magnin, in der Nationalmannschaft komme ich mit Arne Friedrich gut klar. Insgesamt verstehe ich mich aber mit allen Spielern gut.

Lässt der Profi-Fußball noch genügend Zeit für die Familie?

Hitzlsperger: Bei den vielen Spielen mit dem VfB und der Nationalmannschaft fehlt leider ab und zu etwas die Zeit für andere Dinge. Wenn es der Trainingplan zulässt, fahre ich aber natürlich so oft es geht zu meinen Eltern und Geschwistern.

Haben Sie vor wichtigen Spielen manchmal noch Angst und was machen Sie dagegen? Was würden Sie einem Spieler raten, der immer sehr aufgeregt ist?

Hitzlsperger: Angst habe ich nicht, die wäre im Fußball auch fehl am Platz. Auch ich bin vor besonders wichtigen Spielen aufgeregt, das gehört einfach dazu. Wichtig ist, dass man sich gut auf seine Aufgaben vorbereitet und von der ersten Minute an konzentriert bei der Sache ist.

»Im Sport gehören Niederlagen und schlechte Leistungen dazu«

Wie bauen Sie sich wieder auf, wenn es sportlich einmal nicht so gut läuft?

Hitzlsperger: Im Sport gehören Niederlagen und schlechte Leistungen dazu, auch wenn man natürlich am liebsten jedes Spiel gewinnen würde. In schwierigen Situationen ist es wichtig, nicht den Spaß am Fußball zu verlieren. Und wenn man hart an sich arbeitet, kommt der Erfolg auch wieder zurück.

Haben Sie bestimmte Rituale vor dem Spiel? Haben Sie einen Glücksbringer?

Hitzlsperger: Ich habe kein bestimmtes Ritual und keinen Glücksbringer.

Sind Sie gläubig? Sind Sie sozial engagiert?

Hitzlsperger: Glaube ist für mich eine sehr persönliche Angelegenheit, darüber spreche ich nicht gerne in der Öffentlichkeit. Ich engagiere mich unter anderem für »Störungsmelder«, ein Blog gegen Ausländerfeindlichkeit. Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen, weil ich der Meinung bin, dass in unserer Gesellschaft kein Platz für Ausländerfeindlichkeit sein darf.

Und zum Schluss unseres kleinen Interviews würden wir gerne noch von Ihnen wissen, auf welchem Platz der VfB am Ende dieser Saison landet?

Hitzlsperger: Ich hoffe so weit oben wie möglich!

Vielen Dank für das Interview und wir wünschen Ihnen, dass Sie weiterhin mit viel Spaß und Erfolg am Ball bleiben. (ZmS)



Vincent Bernhardt, Fabian Kaiser, Ismail Oguz, Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9 d