Logo
Aktuell INTERVIEW

Gefährlicher Weg in ein neues Leben

Esat ist wegen des Kriegs aus Syrien geflohen. ZmS-Reporter Gülsüm hat mit ihm darüber gesprochen

Ein Flüchtling geht über das Gelände einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber.  FOTOS: DPA
Ein Flüchtling geht über das Gelände einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. Foto: Deutsche Presse Agentur
Ein Flüchtling geht über das Gelände einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber.
Foto: Deutsche Presse Agentur

REUTLINGEN. ZmS-Reporter Gülsüm Aksoy hatte die Möglichkeit, einen Flüchtling aus Syrien zum Interview zu treffen. Er nennt sich Esat, seinen richtigen Namen will der 27-Jährige aber nicht nennen. ZMS: Woher kommst du genau?

Esat: Ich komme aus Aleppo, das ist eine Stadt im Norden Syriens.

 

Was vermisst du aus deiner Heimat?

Esat: Ich vermisse meine Familie, meine Universität, meine Freunde, das einfache Leben und auch die Menschen. Die Orte, an denen ich meine Kindheit verbracht hatte. In den letzten Jahren hat sich das Land so extrem verändert, dass es nicht mehr das ist, was damals mein Heimatland war. Es sind nicht mehr die einfachen Menschen, die in Frieden miteinander leben. Meine Freunde leben dort auch nicht mehr. Viele Orte sind zerstört. (Esat drückt er sehr fest seine Zigarette aus und blickt in die Asche.)

Für viele Flüchtlinge aus Syrien ist Deutschland das Ziel.
Für viele Flüchtlinge aus Syrien ist Deutschland das Ziel. Foto: Deutsche Presse Agentur
Für viele Flüchtlinge aus Syrien ist Deutschland das Ziel.
Foto: Deutsche Presse Agentur

Was war der Grund, warum du Syrien verlassen hast?

Esat: Der Krieg. Ich wurde an die Kriegsfront eingezogen.

 

»Während der Fahrt waren wir wie Tiere zusammengepfercht«

 

Hast du noch Verwandte in deinem Heimatland?

Esat: Meine Eltern und auch einige Verwandte leben noch dort.

Hast du auf deiner Reise Zweifel oder Ängste gehabt?

Esat: Das war keine Reise, es war eine Flucht! Auf dem Weg habe ich oft Angst bekommen, da ich sieben Länder illegal durchquert habe, bis ich nach Deutschland gekommen bin. Ich hatte nie Zweifel gehabt – nach jedem Land, das ich durchquert hatte, war die Motivation größer, weiter zu machen.

Was war das schlimmste Erlebnis auf deiner Flucht?

Esat: Die erste Phase meiner Flucht. Sie begann in einem kleinen Boot mit 30 Personen. Die Fahrt war sehr gefährlich, sie dauerte sechs Stunden. Die größte Schwierigkeit erlebte ich an den Grenzen. Ein Beispiel: Wir wollten von Mazedonien nach Serbien fahren. Wir waren 48 Personen und wurden von Schleusern sehr schnell und rücksichtslos in einen Lastwagen gebracht. Während der ganzen Fahrt waren wir zusammengepfercht wie Tiere. Wir hatten keine frische Luft und konnten kaum atmen. Zum Glück kam der Lastwagen nach einer Stunde zum Stillstand und die Türen wurden geöffnet.

Gab es auch etwas Schönes auf deiner Flucht?

Esat: Ich habe viele Menschen kennengelernt, die das gleiche Schicksal haben – das verbindet. Jetzt, wo ich in Sicherheit lebe, kann ich sagen: Das war ein Abenteuer.

War Deutschland so, wie du es dir vorgestellt hast?

Esat: Ja, das Deutschland, das ich kennengelernt habe. Ja!

Was war neu für dich in Deutschland?

Esat: Vieles war neu für mich. Die Mentalitäten, die Kultur, die Traditionen – und die Bürokratie. (Esat lacht und schüttelt den Kopf.)

Was ist für dich typisch Deutsch?

Esat: Autos, Arbeiten, Feiern, Bier trinken. (lacht)

 

Was sollte sich in Deutschland ändern?"

Esat:(Denkt lange nach) Das kann ich nicht sagen.

Was sind deine Träume und Ziele für deine Zukunft in Deutschland?

Esat: Ich will studieren und meine Familie wiedertreffen.

Ich möchte mich bei Esat bedanken für das Interview und einen tiefen Einblick in seine Vergangenheit und sein neues Leben in Deutschland. (ZmS)Das Gespräch führte Gülsüm Aksoy, Eichendorff-Realschule Reutlingen, Klasse 7d