REUTLINGEN. Ich habe mit einer 95-Jährigen gesprochen, die den Zweiten Weltkrieg überlebt hat. Die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, lebte damals in Offenburg. 1938 war sie fertig mit der Schule und musste jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit fahren. Eines Tages hörte sie komische Geräusche.
Der Zug war angeschossen worden, hielt aber nicht an. Trotzdem sprangen die Passagiere in den seitlichen Graben raus. Alle außer ihr. Es war der 7. Februar 1944 als Offenbach von Tieffliegern angegriffen wurde. Auf einmal flogen Splitter herum und erwischten die damals 20 Jahre alte Frau. Daraufhin sprang sie auch aus dem Zug hinaus. Von dort aus musste sie mit einer Verletzung an der Hüfte 15 Kilometer zur Arbeit laufen.
Im Februar 1945, kurz vor Kriegsende, erlebte die Frau außerdem einen Granatenangriff. Sie fuhr mit dem Fahrrad eine Straße entlang, als fünf Meter hinter ihr eine Granate explodierte. Sie stürzte zu Boden. In der Nähe stand ein Mann vor seinem Haus und winkte sie zu sich rüber. Sie rannten in den Keller hinunter, wo andere Leute sich schon versteckten. Glücklicherweise hat die Frau den Krieg überlebt. Viele Menschen waren gestorben oder verletzt und mussten sich selbst versorgen, etwa Brennnesseln pflücken oder Kartoffeln vom Feld klauen, um sich Essen und Trinken zu machen. Später mussten sie hungern und frieren. (ZmS)Kaja Hegel, Eichendorff-Realschule Reutlingen, Klasse 7e