Logo
Aktuell ZmS

Wie es ist, bei der Bundeswehr zu arbeiten

Stabsfeldwebel Alexander Mühl war schon mehrmals im Auslandseinsatz. Er berichtet von seinem Job

Bei Einsätzen im Ausland ist es für Bundeswehrsoldaten besonders wichtig, dass die Gemeinschaft funktioniert. FOTO: DPA
Bei Einsätzen im Ausland ist es für Bundeswehrsoldaten besonders wichtig, dass die Gemeinschaft funktioniert. FOTO: DPA
Bei Einsätzen im Ausland ist es für Bundeswehrsoldaten besonders wichtig, dass die Gemeinschaft funktioniert. FOTO: DPA

REUTLINGEN. Samir und ich interessieren uns schon lange für das Militär und den Beruf des Soldaten. Mit unseren Verwandten haben wir schon oft über den Militärdienst in unseren Familien gesprochen. Wir sind beide dabei zu überlegen, ob wir später zur Bundeswehr gehen und uns verpflichten wollen. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, dass wir vom GEA einen Experten von der Bundeswehr vermittelt bekommen haben. Stabsfeldwebel Alexander Mühl kam extra zum Interview zu uns an die Schule. Er ist derzeit in der Staufer-Kaserne in Pfullendorf stationiert und dort für den Bereich Instandsetzung/ Technik verantwortlich. Er ist 50 Jahre alt und seit 1986 bei der Bundeswehr.

 

GEA: Wie lange dauerte Ihre Ausbildung bei der Bundeswehr?

Alexander Mühl: Die Grundausbildung ging drei Monate. Das war die schönste Zeit bei der Bundeswehr. Man hat echte Freunde gefunden, da man die ganze Zeit zu viert auf einer Stube war. Man war die ganze Zeit zusammen und hat alles gemeinsam gemacht.

Welche Voraussetzungen gibt es, um zur Bundeswehr zu kommen?

Mühl: Wenn man zur Bundeswehr gehen will, muss man 17 bis 18 Jahre alt sein, die deutsche Staatsbürgerschaft haben und man sollte körperlich sehr fit sein. Um Berufssoldat zu werden, muss man immer an der körperlichen Fitness arbeiten. Man sollte einen Basic-Fitnesstest absolvieren können. Man muss zum Beispiel Trainingseinheiten wie 1 000-Meter-Lauf, Klimmhang, Pendellauf immer wieder trainieren. Man sollte jederzeit sechs oder zwölf Kilometer mit etwa 15 Kilogramm Gepäck marschieren können. Auch 800 Meter Schwimmen gehören dazu und die Schießfertigkeit wird ebenfalls immer wieder überprüft.

 

Was war für Sie die schwerste Aufgabe?

Mühl: Die Einsätze im Ausland waren mit am schwierigsten. Im Gegensatz zum normalen Dienst in der Kaserne, der morgens um 7 Uhr beginnt und vielleicht um 17 Uhr endet, ist man im Ausland 24 Stunden, 7 Tage die Woche, im Dienst. Man muss immer wachsam sein. Auch beim Verlassen des Lagers kommt man ja nicht nach Hause, sondern hat bestimmte Aufgaben. Die Gemeinschaft muss gut funktionieren und man muss den Kameraden vertrauen können.

Warum haben Sie sich damals eigentlich entschlossen, zur Bundeswehr zu gehen?

Mühl: Damals gab es noch die Wehrpflicht. Da war es normal, zum Grundwehrdienst eingezogen zu werden.

 

»Die Gemeinschaft muss gut funktionieren und man muss den Kameraden vertrauen«

 

 

Waren Sie schon mal im Ausland wegen eines Einsatzes?

Mühl: Ja, sogar mehrere Male: 2017 war ich vier Monate im Irak. 2016 war ich in Litauen. In den Jahren 2004, 2006, 2008 und 2011 war ich zusammengenommen zwei Jahre lang in Einsätzen in Afghanistan. 1999 war ich sechs Monate lang im Kosovo.

 

Wurden Sie im Einsatz schon mal mit Verletzungen oder dem Tod konfrontiert? Wie hat sich das angefühlt?

Mühl: Als ich im Afghanistaneinsatz war, fuhren wir in die Hauptstadt Kabul. Ich war Beifahrer in einem Fahrzeug. Vor uns stürzte plötzlich ein Fahrradfahrer. Er ließ sein Fahrrad einfach liegen und rannte weg. Wir waren sofort in Alarmbereitschaft. Als ich eine Granate fliegen sah, rief ich dem Fahrer zu: »Sofort ausbrechen.« Wir konnten knapp in den Gegenverkehr ausweichen. Das Fahrzeug war nur leicht beschädigt. Die Detonation tötete einen afghanischen Zivilisten, der am Straßenrand stand. Einerseits waren wir erleichtert, dass wir den Angriff unverletzt überlebt hatten, der Tod des Zivilisten hat uns aber natürlich sehr betroffen gemacht.

Welche beruflichen Möglichkeiten hätten Sie, wenn Sie jetzt die Bundeswehr verlassen würden?

Mühl: Ich bin ein erfahrener Kfz-Meister und habe sämtliche Führerscheinklassen. Ich arbeite derzeit nebenher in der Unfall- und Pannenhilfe. Ich könnte aber auch eine eigene KfZ-Werkstatt leiten. Ich bin aber nicht nur Zeitsoldat, sondern Berufssoldat. Ich werde also bis zu meiner Pensionierung bei der Bundeswehr arbeiten.

Finden Sie, dass die Bundeswehr und ihre Mitarbeiter von der Bevölkerung wertgeschätzt werden?

Mühl: Ja.

Vielen Dank, dass Sie sich zum Interview bereit erklärt haben. (ZmS)

Alexander Wunder und Samir Nasser, Minna-Specht-Gemeinschaftsschule, Reutlingen, Klasse 7c

Alle ZmS-Artikel gibt's hier