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Für einen fairen Milchpreis

Julius Conradi hat sich Gedanken über die Produktion von Lebensmitteln gemacht und darüber auch mit dem Dottinger Bauern Achim Schepper gesprochen

Eine von 240: Milchkuh auf Achim Scheppers Hof.  FOTO: ZMS
Eine von 240: Milchkuh auf Achim Scheppers Hof. FOTO: ZMS
Eine von 240: Milchkuh auf Achim Scheppers Hof. FOTO: ZMS

MÜNSINGEN. Saftige Wiesen, fröhliche Kühe – in unserer Vorstellung existiert ein romantisches Bild der Landwirtschaft. In der Realität sind es aber oft Agrarfabriken, die die Versorgung der Bevölkerung sicher stellen. Bei einer Weltbevölkerung von über sieben Milliarden Menschen ist die Landwirtschaft in stetigem Wandel begriffen und längst bei einer High-Tech-Ausstattung angekommen.

Der riesige Bedarf an Milch, Käse und Fleisch kann nur durch Großbetriebe sicher gestellt werden. Auf Dauer haben nur Betriebe, die rationell und günstig produzieren, echte Überlebenschancen. Der Preisdruck kommt dabei von verschiedenen Seiten. Nicht zuletzt ist es der Verbraucher, der mit seiner Gier nach immer günstigeren Produkten den Landwirten das Leben schwer macht. Wenn im Supermarkt der Liter Milch 70 Cent kostet, kommt davon beim Bauern nicht mehr viel an.

Einerseits muss der Landwirt also investieren, um günstiger produzieren zu können. Andererseits fehlt ihm dafür aber das Geld. Auch muss der Landwirt sehr genau überlegen, ob sich eine teure Neuanschaffung überhaupt lohnt. Die Antwort in Großbetrieben, die es vor allem in Norddeutschland gibt, fällt dabei relativ leicht. Hier stehen manchmal über 10 000 Milchkühe im Stall, und eine technische Neuerung spart sofort viel Arbeitszeit ein.

»Ich wünsche mir, dass die Verbraucher nicht nur billig einkaufen, sondern auf die Produkte schauen«

Wer aber nur 20 Milchkühe im Stall hat, für den rechnet sich ein Melkroboter sicherlich nicht. Der Landwirt muss als Unternehmer sehr genau prüfen, ob sich eine Investition in Hightech-Geräte bei nur geringem Viehbestand lohnt. Süddeutsche Betriebe auf der Alb oder im Schwarzwald sind in der Regel kleinteilig. Wenig Land bedeutet gleichzeitig wenig Kühe im Stall. Woher soll denn auch das Futter kommen? Dennoch wollen die Supermärkte auch diesen Bauern nicht mehr Geld bezahlen für ihre Milch. Ein Spannungsfeld.

Ich interviewte zu diesem Thema den Landwirt Achim Schepper, der seit ein paar Jahren in Münsingen-Dottingen seine Milch direkt ab Hof in einem kleinen Milchhäuschen verkauft. ZMS: Wie viele Kühe haben Sie?

Achim Schepper: 240 Milchkühe

Das ist aber wenig. Es gibt in Norddeutschland Betriebe mit 12 000 Milchkühen. Produzieren diese Betriebe billiger?

Schepper: Ja.

Wenn Sie Ihre Milch an die Molkerei verkaufen: Wie viel Cent bekommen Sie da für den Liter Milch?

Schepper: Aktuell 37 Cent.

Halten Sie das für fair? Oder anders gefragt, wie viel müssten Sie bekommen, um nicht nur Ihre Kosten zu decken, sondern auch noch einen Gewinn zu erwirtschaften?

Schepper: 42 Cent wären nötig.

Was erwarten Sie von den Verbrauchern, die nicht die Möglichkeit haben, direkt beim Erzeuger einzukaufen?

Schepper: Dass sie nicht nur billig einkaufen, sondern auf die Produkte schauen, die sie einkaufen.

Wenn die Molkerei und auch der Verbraucher immer weniger bezahlen möchten, dann drückt das auf Ihren Gewinn. Welche Möglichkeit haben Sie, Ihre Kosten zu senken?

Schepper: Die Stellschrauben sind schon fast alle angezogen, da kann man nicht mehr viel machen.

Sie arbeiten mit einem modernen Melkroboter und einem Futterautomat, können Sie mit diesen Geräten viel Arbeitszeit einsparen?

Schepper: Ja, sehr viel.

Vielen Dank für das Gespräch, ich wünsche Ihnen und Ihren Kühen alles Gute.

(ZmS)

 

 

Julius Conradi, Gustav-Mesmer- Realschule Münsingen, Klasse 8c

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