Wir - die Zehner - hatten einen neuntägigen Aufenthalt in Mannheim. Vom 10. bis zum 14. Oktober sollten wir uns einen möglichst guten Einblick in das Berufsleben verschaffen. Unsere 13 Jungs und 16 Mädchen - natürlich auch unsere zwei Aufsichtspersonen Kurt Keifenheim und Gabi Börner - waren in einer Jugendherberge direkt am Rhein untergebracht, wo wir auch sehr nett behandelt und gut verpflegt wurden.
Auf die Zeit des Berufspraktikums haben wir uns schon lange vorher in der Schule vorbereitet und uns erstmals Gedanken gemacht, welcher Beruf uns interessieren würde, um dann der Kanzlei, Firma oder dem Betrieb eine Bewerbung zuzuschicken. Manche Schüler hatten wirklich Glück und sofort eine Zusage bekommen, doch andere mussten hart arbeiten, bis sie letztendlich doch noch eine Zusage bekommen haben.
Die meisten Schüler waren dann am Ende mit ihrer Berufswahl sehr zufrieden. Die Berufsauswahl vom Krankenpfleger, Braumeister über Hotelfachfrau und Mediengestalter bis zu den meist gewählten Berufen des Anwalts und des Architekten, brachte neue, positive, aber auch negative Erfahrungen mit sich und kennzeichnete auch das vielfältige Interesse der Klasse.
Spannend: Filmen wie beim TV
Anna beispielsweise, die ihr Berufspraktikum als Reittherapeutin absolvierte, war mit ihrer Wahl sehr zufrieden. Sie konnte richtig in die Rolle eines Reittherapeuten schlüpfen und positive aber auch negative Erfahrungen sammeln. Trotz der stressigen Zeit könnte sie sich nach eigenen Angaben den Beruf für ihr späteres Leben durchaus vorstellen. Sie betonte aber, dass es ein sehr anstrengender und harter Beruf ist, der ihr jedoch viel Spaß gemacht hat.
Julian, der Braumeister, war von seiner Arbeit am meisten begeistert. Er hatte sehr viel Freiraum und durfte auch bei Geschmacksproben mitkosten, was ihm sicher viel Spaß gemacht hat. Außerdem hat er viel dazu gelernt und kennt jetzt auch das Geheimnis des Bierbrauens.
Phillip, der als KFZ-Mechaniker arbeitete, durfte unter anderem bei Reparaturen an Autos mithelfen sowie mehrere Ölwechsel durchführen, was man bei seinem Zurückkommen in die Jugendherberge durchaus gemerkt hat. Daniel und Robert haben als Krankenpfleger in einer großen Klinik ihr Praktikum absolviert. Sie durften richtig mit anpacken und den Patienten selbstständig und so gut wie möglich Hilfe leisten, was sie mit Bravour meisterten. Obwohl sie die Ersten waren, die das Haus verlassen mussten, konnten sie trotzdem nur Positives berichten. Nina und Sarah haben sich bei einem Fernsehsender beworben und dort auch ihr Praktikum durchgeführt. Sie durften selbst vieles ausprobieren sowie auch andere Schüler mit der Kamera begleiten und ihren Beruf erforschen.
Unter anderem waren sie auch bei Natalie und Delia und haben sie durch den Beruf begleitet und ein kleines Interview mit ihnen geführt - so wie richtige Profis. Delia, die in einer Praxis als Physiotherapeutin mit Kindern arbeitete, war der Meinung, dass sie den richtigen Beruf gewählt hatte, denn es hat viel Spaß gemacht und auch einen guten Eindruck bei ihr hinterlassen.
Verantwortung übernehmen
Natalie - auch sie wurde von den Zweien begleitet - war bei einem angesehenen und gefragten Fachanwalt für Strafrecht in Mannheim. Sie konnte jeden Tag in ein anderes Berufsfeld des Anwalts Einblick bekommen, indem sie ihn zu mehreren Gerichtsverhandlungen und in das Heidelberger Gefängnis begleiten durfte. Dennoch hat sie auch einen guten Einblick in die theoretischen Aufgaben eines Anwalts bekommen und viele neue Sachen dazugelernt.
Simon, Daniel, Julian und noch viele andere haben sich als Architekten beworben. Sie durften bei Zeichnungen und Messungen mithelfen und auch mal selbst die eigene Kreativität beweisen und sind somit ganz gut in die Arbeit eingeführt und miteinbezogen worden. Sie haben gelernt, Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu tragen.
Akten durchwühlen beim Anwalt
Es gab aber auch einige, die von ihrer Wahl weniger begeistert waren: Matej und Cansu, die bei Rechtsanwälten waren, bekamen nur Akten zum Lesen und wurden nicht richtig beschäftigt, was ihnen natürlich die Möglichkeit genommen hat, den Beruf weiter kennen zu lernen. Damla und ich waren ebenfalls bei Rechtsanwälten.
Wir haben dagegen sehr viele positive Erfahrungen gesammelt. Wir durften mehrere Gerichtsverhandlungen besuchen, Gespräche mit Mandanten führen und konnten uns so gut in die Lage eines Anwalts hineinversetzen. Christine und Elena, die als Hotelfachfrauen tätig waren, waren mit ihrer Arbeitswoche zufrieden, obwohl sie sehr viel arbeiten mussten, da sie jeden Tag in eine andere Abteilung schnuppern konnten.
Wie sich bei den abendlichen Treffen im Gemeinschaftsraum herausstellte, waren die meisten Schüler mit ihrem Praktikum insgesamt recht zufrieden. Die Schüler meisterten das Berufspraktikum ganz unterschiedlich - sowohl mit viel Anstrengung als auch mit wenig Mühe. In der Woche haben wir sehr viel Neues dazu gelernt, da wir viele neue Erfahrungen gesammelt haben, was uns helfen wird die richtige Wahl für den späteren Beruf treffen zu können.
Nur wenige von uns konnten sich den ausgewählten Beruf am Ende doch nicht für die Zukunft vorstellen, da sie in ihrem Praktikum nicht selbst aktiv werden durften. Jedoch war es ihnen durchaus eine Hilfe, denn jetzt können sie sich ganz neue Gedanken über ihre Berufswahl machen.
Genügend Freizeit
Abends und am Wochenende hatten wir jedoch noch genug Freizeit, um uns mit vielen Aktivitäten zu beschäftigen und viele Ausflüge zu machen, die vom Bowling über Kino- und Planetariumsbesuch bis hin zu den Erfindungen von Einstein und den Stadterkundungen in Mannheim und Heidelberg reichten.
Im Großen und Ganzen war es eine schöne Zeit, die jeder gerne wiederholen würde. Somit möchten wir uns bei unseren beiden Lehrern recht herzlich bedanken, die uns begleitet und dies ermöglicht haben. (ZmS)
Christa Schell, Graf-Eberhard-Gymnasium Bad Urach, Klasse 10 d