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Eine Erkennungsmarke war der Auslöser

REUTLINGEN. Die erste Szene in ihrem Buch hat sie als Passantin selbst erlebt, erzählte die GEA-Redakteurin Monique Cantré. Bei einem Besuch an der Laura-Schradin-Schule las sie aus ihrem Krimi »Tot in der Wilhelmstraße« und beantwortete einem ZmS-Team anschließend ein paar Fragen. Von der Autorin erfuhren die Schülerinnen, dass es ihr erster Krimi ist, dass sie vorher aber schon einmal ein Kinderbuch mit dem Titel »Urlaub ist schrecklich« geschrieben hat. Es entstand durch eigene Erfahrung mit ihren zwei Kindern. An ihrem Krimi schrieb Cantré zirka ein Jahr. Das Buch ist jetzt schon ein voller Erfolg. Es wurden bereits 2 000 Exemplare in drei Monaten verkauft und 2 000 weitere Bücher stehen zum Verkauf.

ZmS: Sie sind Journalistin. Woher kam die Idee diese Geschichte zu schreiben?

Cantré: Das war die Idee des Verlegers. Der Buchverlag gehört zum GEA. Dort bin ich beschäftigt, und sie brauchten einen regionalen Krimi. Die Idee zu der Geschichte ist mir in den Osterferien gekommen. Eine Erkennungsmarke vom Militär, die im Boden gefunden wird, spielt eine große Rolle. Das war der Auslöser für die Geschichte.

Reutlingen ist eher eine verschlafene Stadt. Wie kamen Sie darauf, die Geschichte in Reutlingen spielen zu lassen?

Cantré: Ich find gar nicht, dass Reutlingen verschlafen ist. Aber die Idee, dies in Reutlingen spielen zu lassen, ist ja eigentlich die Grundlage von einen regionalen Krimi. Regionale Krimis sind zurzeit Mode.

Verschlafen war ja eigentlich darauf bezogen, dass hier in Reutlingen nicht laufend »Morde« geschehen.

Cantré: Das stimmt Gott sei Dank.

Sie erwähnten im Buch die Frauenarbeitsschule, dies ist die heutige Laura-Schradin-Schule. Wie haben Sie recherchiert?

Cantré: Es gab mal in Reutlingen eine Ausstellung, die handelte von den letzten Kriegsjahren und der Nachkriegszeit. Von ihr gibt es einen sehr guten Katalog. Dort stehen die Details. Auch das mit den Schürzen, die beidseitig Taschen haben, dass man, wenn sie schmutzig waren, sie einfach umdrehen und weiter arbeiten konnte. Das habe ich so recherchiert, als wenn ich in meinem Beruf wäre.

Ist die Geschichte erfunden oder wahr?

Cantré: Die Familiendetails habe ich erfunden. Ich habe sie mir einfach vorgestellt. Aber was mit diesem Raff, dieser Raffdynastie nach dem Krieg passiert ist, da gibt es schon Parallelen. Ich hab halt viel darüber gelesen. Ich bin geschichtlich interessiert, deswegen hab ich manches einfach parat.

Stehen nicht doch konkrete Reutlinger hinter Ihren Personen?

Cantré: Doch, es gibt zwei Figuren, die ein direktes Vorbild für Raff und Selma haben. Selma ist eine Freundin von mir, und sie ist viel jünger. Sie hatte wirklich diese Probleme mit der Stadt, dass der Garten schmutzig war und sie 500 Euro Strafe zahlen musste.

Was hilft Ihnen beim Schreiben?

Cantré: Weiß ich nicht so genau, wahrscheinlich ist es mein Beruf. Ich schreibe ja jeden Tag. Aber so ein Buch, da muss man ja ganz viel drumrum, ich sag jetzt mal, schwafeln können. Man muss viel ausschmücken und die Figuren ganz anders als in der Zeitung wiedergeben.

Was machen Sie alles in ihrem Beruf?

Cantré: Ich bin die Leiterin der Kulturredaktion. Ich schreibe Theaterkritiken, bespreche Ausstellungen, Lesungen und Bücher. Meine Hauptaufgabe ist es, täglich eine Seite redaktionell zu betreuen.

Haben Sie vor, noch einen Krimi oder vielleicht ein ganz anderes Buch zu schreiben?

Cantré: Ein ganz anderes Buch würd' ich schon gerne schreiben, aber erst wenn ich nicht mehr arbeite. So dass ich dran bleiben kann und nicht erst nach zwei Wochen mal wieder überlegen muss, was hast du da geschrieben, wie war jetzt das und so. Man kommt unheimlich schnell raus, wenn man nicht dran bleiben kann. Man hat mich gefragt, ob ich nochmal einen Krimi schreiben würde, aber ich weiß nicht. Das ist eine unheimliche Fleißarbeit.

Bleibt bei der vielen Arbeit überhaupt noch Zeit für ein Hobby und wenn ja, welches?

Cantré: Mein Hobby ist lesen, und das passt ganz gut zu meinem Beruf. Hin und wieder fahre ich mit meiner Familie Ski. So ein richtiges Hobby, nein. Ich bin froh, wenn ich so einigermaßen den Haushalt hinkriege.

Ihr Name hört sich französisch an. Sind Sie dort geboren?

Cantré: Ich bin in Deutschland geboren, aber mein Vater ist Franzose. Bis zu meinem 22. Lebensjahr hatte ich die französische Staatsangehörigkeit, bin aber jetzt deutsche Staatsangehörige.



Julia Hammer, Saskia Eichholz, Simone Reisacher und Ayse Batar, Laura-Schradin-Schule Reutlingen, 2BFP1

FOTO: ZMS