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Dieser Verein rettet Hühner vor dem Schlachter

Greta Bader stellt einen Verein vor, der ausgediente Legehennen aus Massenhaltung vorm Schlachter rettet

Chantal, die in einer Legebatterie leben musste, ist heute ein glückliches Huhn. Bei Greta Bader hat sie ein zweites Leben gesch
Chantal, die in einer Legebatterie leben musste, ist heute ein glückliches Huhn. Bei Greta Bader hat sie ein zweites Leben geschenkt bekommen. Foto: ZmS
Chantal, die in einer Legebatterie leben musste, ist heute ein glückliches Huhn. Bei Greta Bader hat sie ein zweites Leben geschenkt bekommen.
Foto: ZmS

PLIEZHAUSEN. Hunde und Katzen haben viele, aber Hühner? Meine Familie ist stolze Besitzerin von 17 glücklichen Hühnern. Jeden Tag erfreuen wir uns an diesen witzigen Tieren. Darf ich vorstellen? Chantal. Unsere Chantal ist eine braunfedrige Schönheit, die vor Selbstbewusstsein nur so strotzt. Wir haben sie vor eineinhalb Jahren in einem schrecklichen Zustand vom Verein »Rettet das Huhn« übernommen. Sie war mehr tot als lebendig. »Rettet das Huhn« ist ein gemeinnütziger Verein, der ausgediente Industrielegehennen aus der Massentierhaltung übernimmt und so vor dem Schlachter rettet. In unserer Hühnerschar leben inzwischen neun ehemalige Legehennen, und jede Einzelne genießt ihr neues Leben!

Unsere Hühner brauchten immer Zeit, um bei uns anzukommen. Sie befanden sich oft in einem jämmerlichen Zustand. Manche waren völlig nackt. Ihnen musste man zum Schutz selbst genähte »Hühnerpullis« anziehen, damit sie nicht auskühlten, bis das Federkleid nachgewachsen war. Chantal hatte Angst, ins Freie zu gehen. Die ersten Tage verließ sie ihr neues Haus überhaupt nicht. Sie kannte keinen Salat, kein Gras. Die ersten Sonnenstunden ihres Lebens genoss sie später in vollen Zügen. Sie lag stundenlang mit ausgebreiteten Flügeln in der Sonne. Frau Maier, ein anderes Huhn, konnte die ersten Tage nicht laufen, weil es das Gleichgewicht nicht halten konnte.

»Ein Tier zu retten verändert nicht die ganze Welt – aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier«

Laut Tierschutzgesetz dürfen in der Bodenhaltung neun Hühner auf einem Quadratmeter gehalten werden. Ein Drittel des Stalls muss aus Einstreu bestehen. Über der Einstreu sind noch zwei zusätzliche Ebenen erlaubt. Somit kann es sein, dass bis zu 27 Hühner pro Quadratmeter leben. Ein Huhn hat dann weniger als ein DIN-A4-Blatt Platz!

Die Ebenen bestehen aus Gitterrosten. Das ist für die Hühner äußerst unangenehm und schmerzhaft. Es hat aber den Vorteil, dass der Hühnerkot auf ein Transportband fällt und automatisch abtransportiert wird. Der Kot im eingestreuten Bereich bleibt dagegen das ganze Jahr über im Stall.

Da sich die Hühner kaum bewegen können, leiden sie unter ständiger Langeweile und extremem Stress. Sie picken sich gegenseitig die Federn aus. Aus diesem Grund kürzen viele Betreiber die Schnäbel der Tiere, um die Verletzungen so gering wie möglich zu halten. Trotzdem überleben viele Hühner nicht.

Hühner aus Massentierhaltungen verbringen etwa ein Jahr in einem Stall ohne Tageslicht. Nach dieser Zeit kommen die Hühner in die Mauser und legen weniger Eier. Sie werden für die Betreiber unwirtschaftlich und werden aussortiert. Jährlich sterben so über 51 Millionen Hühner aus der Legeindustrie. Eine furchtbare Vorstellung!

An diesem Punkt kommt »Rettet das Huhn« ins Spiel. Ziel des Vereins ist es, möglichst viele dieser ausgedienten Hühner vor dem Schlachter zu retten und an Menschen zu vermitteln, die ihnen ein artgerechtes Leben bieten. Im Durchschnitt können so jährlich etwa 10 000 Hühner gerettet werden. Insgesamt wurden bisher bereits 57 300 Hühner befreit. Zu der Arbeit von »Rettet das Huhn« habe ich Carmen Martinovic interviewt. Sie ist für die Vermittlung der Hühner im Großraum Baden-Württemberg zuständig.

Bilder, die keinen kalt lassen: So sah Chantal aus, als sie zu Familie Bader kam.
Bilder, die keinen kalt lassen: So sah Chantal aus, als sie zu Familie Bader kam. Foto: Gea
Bilder, die keinen kalt lassen: So sah Chantal aus, als sie zu Familie Bader kam.
Foto: Gea

 

GEA: Weshalb sind Sie bei »Rettet das Huhn«?

Carmen Martinovic: Da ich selber Hühner habe und im Internet Informationen gesammelt habe, bin ich irgendwann auf die Homepage und die Arbeit von »Rettet das Huhn« gekommen. Dort wurde mir schnell klar, dass dieser Verein eine tolle Arbeit leistet.

Was machen Sie bei »Rettet das Huhn«?

Martinovic: Ich vermittle nicht nur Hühner im Großraum Baden-Württemberg, sondern leiste auch Öffentlichkeitsarbeit. Ich gehe zu Tierheimen, wenn dort Feste oder ein Tag der offenen Tür anstehen. Bei Tierärzten oder Läden mache ich Aushänge. Gerne komme ich auch zu Kindergärten und Schulen, um dort das Thema Hühner in Massentierhaltungen zu erklären.

Wie läuft eine Rettung ab?

Martinovic: Uns wird von den Besitzern ein fester Termin für die Ausstallung genannt. Bis dahin müssen wir alle Hühner vermittelt haben. Am Tag der Ausstallung fangen ehrenamtliche Helfer die Tiere ein und bringen sie zu den Transportboxen. Dort wird jedes einzelne Huhn angeschaut. Extrem kranke Tiere werden aussortiert und tierärztlich behandelt. Die anderen Tiere werden in Autos verladen und zu den jeweiligen Übergabepunkten transportiert. Dort werden die Hühner dann an ihre neuen Besitzer übergeben. Diese müssen für die Hühner nichts bezahlen. Sie erklären sich nur bereit, den Tieren ein artgerechtes Zuhause zu bieten. Für die Hühner beginnt nun ein neues Leben ohne Qual.

Wie finanziert sich der Verein?

Martinovic: Helfer und Vermittler arbeiten alle ehrenamtlich. Die gesamte Arbeit wird nur durch freiwillige Spenden finanziert.

Ich hoffe, dass ich mit meinem Bericht über die Massentierhaltung in der Legeindustrie und über den Verein »Rettet das Huhn « ein wenig dazu beitragen konnte, dass das Bewusstsein für diese armen Geschöpfe in unsere Köpfe gelangt. Achten Sie beim nächsten Eierkauf darauf, dass die Eier aus einer artgerechteren Haltungsform stammen. Vielleicht haben Sie aber auch selbst Interesse bekommen, solchen gequälten Tieren ein neues Leben zu geben? Es lohnt sich. Getreu dem Motto des Vereins: »Ein Tier zu retten verändert nicht die ganze Welt – aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier!« (ZmS)

Greta Bader, Gemeinschaftsschule Pliezhausen, Klasse 8c

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