Zunächst war es nur eine langweilige Gehorsamsprüfung, bei der der Hund Fußlaufen musste. Doch eines Tages hatte eine junge Frau eine geniale Idee. Sie brachte dem Hund tolle Tricks bei. Außer »Platz« und »Sitz« beherrschte der Hund nun auch »Pfötchen« und »Winken«. Diese und etliche andere Kunststücke wurden mit passender Musik hinterlegt, so dass eine Choreographie entstand.
Mit Tanz Geschichten erzählen
Die Schwierigkeit des Dogdancing besteht darin, die ausgewählte Musik zu interpretieren. Man kann mit Dogdancing sogar richtige Geschichten erzählen, so dass eine Art Musical zwischen Mensch und Hund entsteht.
Dieser muss dabei keinerlei spezielle Begabungen mit sich bringen, im Gegenteil, für ihn ist es eine Beschäftigung voller Spaß und ohne Druck. Durch die Arbeit mit dem Hund intensiviert sich die Beziehung zwischen Mensch und Tier.
Seminare und Workshops
Wir haben dazu eine junge Expertin aufgesucht und sie zu dem Thema befragt: Carmen Mayer ist eine junge Frau, die seit 2004 Dogdancing professionell ausübt und sogar Seminare und Workshops gibt. So hat sie auch beim Pliezhäuser Ferienprogramm großes Engagement gezeigt und viele Kinder zum Staunen gebracht. Mit ihrem Beagle namens Lou hat sie schon an vielen Turnieren teilgenommen.
ZmS: Wie sind Sie darauf gekommen, das mit Ihrem Hund zu machen?
Carmen Mayer: Über das Internet bekam ich Wind von Dogdancing und war begeistert. Endlich einmal eine Hundesportart, bei der man selbst kreativ werden kann, oder besser gesagt, muss, und die man überall üben kann.
Wie haben Sie Ihrem Hund das Tanzen beigebracht?
Mayer: Lou ist von seinem Naturell her eher ein Clown. Übungen wie Pfötchen geben oder Winken schienen ihm viel mehr Spaß zu machen als das übliche »Sitz« und »Platz«. Viele Kunststücke kamen von Lou selbst. Wenn er seine Aufgabe erfüllt, bekommt er ein Leckerli. Zuvor ertönt das Geräusch eines »Klickers«. Der Ton ist für ihn eine Motivation. »Klick« bedeutet Belohnung, also Futter. Es ist ein konditionierter Verstärker, wie beim Experiment von Pavlow.
Seit wann gehen Sie auf Turniere, und wo liegt da die Schwierigkeit?
Mayer: Ich gehe seit 2005 auf Turniere, wobei es bloß vier oder fünf Turniere jedes Jahr in Deutschland gibt. Aber Dogdancing ist im Kommen und ich hoffe, dass es bald mehr Turniere gibt. Man muss den Hund soweit bringen, dass er trotz Ablenkungen seine Aufgaben ohne Hilfsmittel erfüllt. Erfolg stellt sich nur ein, wenn der Hund Spaß daran hat. Man kann sagen, der Hund tanzt auch seinem Herrchen zu Liebe. Wenn er seine Tricks auch nicht auf Anhieb durchführt, gibt es natürlich keine Bestrafungen. Merken die Kampfrichter, dass der Hund dazu gezwungen wird, kann man disqualifiziert werden.
Üben Sie täglich mit Lou?
Mayer: Ich übe mehrmals die Woche mit ihm.
Wie lange brauchen Sie, um eine Choreographie einzuüben?
Mayer: Für meinen ersten Auftritt »König der Löwen« - Lou war der Löwe - habe ich damals ein viertel Jahr gebraucht.
Wie reagieren andere Leute darauf, wenn Sie sagen, dass Sie mit Ihrem Hund tanzen?
Mayer: Da Dogdancing in Deutschland noch nicht sehr populär ist und viele es noch nicht kennen, erklären mich einige für verrückt. Viele verstehen außerdem nicht, dass die Motivation allein von dem Hund ausgeht und es ihm Spaß macht. Es ist also keine Tierquälerei. Nach dem Interview zeigte Carmen uns noch einige Kunststücke mit Lou, und wir durften uns sogar selber darin versuchen - was uns sehr viel Spaß machte. Nachdem sie uns die entsprechenden Handzeichen erklärt hatte, waren wir sehr verblüfft, dass Lou sogar auf uns hörte. Allerdings war der Sack voller Leckerlis danach auch leer. (ZmS)
Leonie Dudda, Marleen Wandel, Yvonne Heritier, BZN-Gymnasium, Klasse 10d