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Aktuell Zeitung macht Schule

Die Haare müssen ab

REUTLINGEN. Um eine der vielen Umstellungen für meinen Bruder und mich noch einmal aufzugreifen, möchte ich im nun folgenden Text die Unterschiede zwischen einem deutschen Gymnasium und der Highschool in Südafrika darstellen.

Schon vor unserer Abreise mussten die ersten Vorbereitungen für die Schule getroffen werden: Die Haare mussten ab. Denn sie durften weder den Kragen des Hemdes, noch die Ohren berühren und selbst Strähnchen oder Farbe war verboten.

»Alle Schüler müssen sich beim Eintreten des Lehrers erheben«

In Südafrika angekommen ging es dann sofort weiter, mit vielen ungewohnten Regeln und Vorschriften. Die Schuluniform bestand aus einem weißen Hemd mit offiziellem Wappen der Schule, einer grauen Hose, grauen Socken, schwarzen Lackschuhen, einem schwarzen Gürtel und im Winter kam noch eine Krawatte und ein Jackett dazu.

Außerdem mussten wir uns an die neuen Unterrichtszeiten gewöhnen. Diese waren täglich von 7.55 Uhr bis 14.10 Uhr und wurden genau eingehalten. Es gab also keine Ausnahmen, auch dann nicht, wenn ein Lehrer krank oder verhindert war.

Vor Schulbeginn war jede Jahrgangsstufe verpflichtet, sich auf einem jeweils vorgeschriebenen Platz auf dem Schulgelände zu versammeln und sich dann klassenweise dem Alphabet nach aufzureihen.

Der Schultag selbst war sehr verwirrend, denn jede einzelne Unterrichtsstunde war verschieden lang. So kam es, dass die große Pause auch jeden Tag zu anderen Zeiten begann und aufhörte.

Neu für uns war auch, dass jeder Lehrer sein eigenes Klassenzimmer hatte. Das bedeutet, dass man als Schüler in jeder kleinen Pause durch das halbe Gebäude hetzen musste, um ja rechtzeitig zur nächsten Unterrichtsstunde zu kommen.

Der Respekt vor Lehrern war sehr wichtig, und daher mussten sich alle Schüler beim Eintreten des Lehrers erheben und durften sich erst wieder setzen, wenn der Lehrer es sagte. In der Schule galt außerdem in jeder Situation: Ladies first.

Zweimal die Woche fand vor dem Unterricht eine »Assembly«, also eine Versammlung, statt. Alle Schülerinnen und Schüler trafen sich in einer speziellen Halle, in der dann zunächst alle zusammen auswendig den »School Song« sangen und dann über Sport, Clubs und jede Menge sonstige Ereignisse berichtet wurde.

Anders als hier in Deutschland, gibt es in Südafrika keine Sportvereine, denen man beitreten kann, sondern alle Sportaktivitäten, wie zum Beispiel Rugby, Kricket, Fußball, Leichtathletik und andere werden von den Schulen angeboten.

Da sich nicht jeder Schüler das alles auf Anhieb merken kann, gibt es jedes Jahr ein kleines, grünes Heft im DIN-A5-Format, in dem auf 28 Seiten die Regeln und Vorschriften in kleinster Schrift zusammengefasst sind.

Auch wenn sich manches an der südafrikanischen Schule etwas übertrieben oder streng anhört, muss ich sagen, dass man sich an all die neuen Sachen gewöhnt und schnell in den Schulalltag findet.

»Die Schulvorschriften sind in einem Heft mit 28 Seiten in kleinster Schrift zusammengefasst«

Einige persönliche Highlights gibt es für mich auch bei diesem Thema: Auf dem Korridor müssen die Schüler zügig auf der linken Seite laufen. Die Hände gehören dabei nicht in die Hosentaschen. Und - auch das ist in Südafrika selbstverständlich - darf man auf dem Schulweg nicht über einen Zaun klettern! (ZmS)