ZmS: Wer leitet das Theater momentan?
Jürgen Schroeder: Geleitet wird das Theater von einem Intendanten, der für den kaufmännischen Bereich zuständig ist, und einem kaufmännischen Geschäftsführer.
Die Tonne wurde »vergrößert«. Wo und wie kam es dazu?
Schroeder: Die zweite Spielstätte befindet sich in der Planie 22, und das hat drei Vorteile: Da die Zeit zwischen zwei Spielen sehr knapp ist, muss der Umbau, hat man nur eine Spielstätte, sehr schnell ablaufen, und es bleibt nur wenig Zeit, das nächste Stück mit dem neuen Bühnenbild einzustudieren. Die neue Spielstätte hat 150 Sitzplätze, was von Vorteil ist, denn das Kellertheater bietet nur 90 Sitzplätze. Auch sind aufwendigere Spiele wie Schiller 1 oder Gastspiele im Tonnengewölbe nicht möglich, unter anderem aus technischen Gründen. Die neue Spielstätte ist eine Fabrik-Etage und sehr variabel.
Was sind die Aufgabenbereiche der Mitarbeiter, und welche Berufe haben sie?
Schroeder: Es gibt natürlich Spezialisten für Licht und Ton oder für den Kulissenbau einen Schreiner. Da es aber nur 14 fest angestellte Mitarbeiter gibt, muss jeder auch mal die Vorstellung fahren, Stühle hinstellen oder schwere Arbeiten wie Podeste tragen erledigen.
Welche Ausbildung ist die Voraussetzung, um hier als Schauspieler arbeiten zu dürfen?
Schroeder: Die Schauspieler waren an staatlichen oder privaten Schulen. Allerdings sind die Plätze begehrt. Gerade bei weiblichen Schauspielern gibt es ein großes Überangebot.
Wer ist für die Auswahl der Stücke zuständig?
Schroeder: Die Wahl des Stückes ist vor allem Sache des Intendanten. Es werden sowohl Stücke selbst geschrieben, als auch fertige verwendet. Es gibt eine große Bandbreite von Stücken verschiedenster Art. Von Profis werden sie meist bearbeitet, indem beispielsweise ganze Teile gestrichen werden.
Was war Ihr schönstes Erlebnis?
Schroeder: Das schönste Erlebnis, in letzter Zeit war, dass nach 44 Jahren, durch die Hilfe vieler Sponsoren und durch große Eigenleistungen eine zweite Spielstätte entstehen konnte. Es war eine sehr gelungene Eröffnung mit der Schillerproduktion, auf die wir als Mitarbeiter sehr stolz sind.
Man sagt so schön: »Hals und Beinbruch«. Gab es tatsächlich schon mal einen Unfall?
Schroeder: Immer mal wieder gibt es natürlich auch Unfälle, so beispielsweise bei Schiller 1, wo sich in einer Aufführung, beim Fechten, der Griff des Degens löste, wodurch der andere Schauspieler an der Ferse verletzt wurde. Doch er spielte weiter und ließ sich erst nach Ende der Aufführung nähen.
Sind die Rollen doppelt besetzt, oder was macht man bei einem Krankheitsfall?
Schroeder: Nein, keine Rolle ist doppelt besetzt. Es musste aber noch nie eine Vorstellung ausfallen.
Gibt es Schauspieler, die bei der Tonne angefangen haben und jetzt berühmt sind?
Schroeder: Es gibt Schauspieler, die bei der Tonne angefangen haben und dann berühmt wurden. Beispielsweise ist einer bei Marienhof, der hier beim Sommertheater immer noch mitspielt. Doch solche populären Schauspieler sind nicht immer die besten. Viele gute Schauspieler bleiben beim Theater, obwohl sie hier weniger verdienen.
Der Reiz, von der Bühne aus direkt mit dem Publikum in Verbindung zu sein, ist beim Theater sehr groß. Mit welchen Schwierigkeiten hat die Tonne zu kämpfen?
Schroeder: Wie überall haben auch wir mit dem Finanziellen zu kämpfen. Ein großes Problem ist, dass nächstes Jahr die Zuschüsse gekürzt werden. Da der Stadt sechzig Prozent des Theaters gehören, ist sie auch dafür verantwortlich und unterstützt uns, wo es nur geht. Doch auch sie hat bekanntlich nicht genügend Geld.
Wie hat sich das Theater über die Jahre verändert?
Schroeder: Vierzig Jahre lang wurden hier eher experimentelle Stücke gespielt - dadurch hatte die Tonne allerdings keinen so guten Publikumsruf. Doch unter Fachleuten wird es geschätzt, Experimentelles auf die Bühne zu bringen. Deshalb hatte die Tonne bei ihnen ein ausgesprochen gutes Image. Inzwischen gehen wir eher auf das Publikum ein, und damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. (ZmS)
Cosima Ganzhorn und Juliane Fessel, Freie Georgenschule Reutlingen, Klasse 10