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Aktuell Schmiedekunst

Die Alb haarscharf

HOHENSTEIN. Beim Gespräch mit meinem Bekannten Janosch Vecenjes habe ich erfahren, dass er einen besonderen Beruf ausübt. Er ist Messerschmied und beherrscht die Jahrhunderte alte Tradition der ungarischen Schmiedekunst. Sofort war ich von diesem Thema fasziniert und wollte mehr darüber wissen.

FOTO: ZMS
FOTO: ZMS
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Ich erfuhr, dass Janosch und sein Vater diese Leidenschaft für die Schmiedekunst schon seit 15 Jahren teilen. Bei Janosch blieb es nicht beim Hobby, er machte seine Leidenschaft zum Beruf. Mit der Erfahrung von zehn Jahren kreiert er jedes Mal aufs Neue ein Kunstwerk. Diese außergewöhnliche ungarische Art erlernten beide bei zwei Schmiedekunstfamilien in ihrer Heimat und verkaufen sie heute unter dem Namen Albmesser.

Das Interesse an besonderen Messern war bei ihnen immer schon da, wie sieerzählten. Es ist eine traditionelle und unbekannte Schmiedekunst, die bei ihren Kunden sehr gut ankommt. Doch was unterscheidet so ein Messer von denen, die man günstig erwerben kann? Darauf bekam ich die simple und logische Antwort: »Hochwertige Materialien, leichte Handhabung und auf die Hand maßgeschneiderte Holzgriffe«.

Messer in allen Größen

In ihrem Angebot haben sie verschiedene Messerarten wie Filetiermesser, Jagdmesser und Kochmesser in allen Größen. Doch am meisten taten es mir die Damastmesser an, die Janosch und sein Vater auch zur Auswahl haben. So kam ich auf die Idee, mich mehr auf die Familie der Damastmesser zu konzentrieren. Hier ist die Vielfalt besonders groß. Namen wie Rosendamast, Wilder Damast und Mosaikdamast tauchen hier auf. Mir wurde erzählt, dass der Wilde Damast durch seine ausgezeichnete Schneidefähigkeit von ihnen hauptsächlich an Spitzenköche in ganz Deutschland verkauft wird.

Doch zugleich ist der Mosaikdamast das Wertvollste, denn die Sammler bezahlen für so ein einzigartiges Messer bis zu 10 000 Euro. Der Grund, weshalb sie so begehrt sind, ist ihre Form die Schnitthaltigkeit und ihre Klingenstruktur. Doch wer diese Qualität bis zum Ende seines Lebens erhalten möchte, sollte auf die richtige Pflege achten. Diese hochwertigen Messer sollten nur auf weichem Holz verwendet werden und niemals auf Keramik oder Glas, denn sonst wird das Messer beschädigt. Ein Albmesser sollte nie in die Spülmaschine, dies schadet den edlen Griffen wie auch der Klinge und der Schärfe.

Aber auch das richtige Schleifen gehört dazu. Beim »groben Vorschliff« wird das Messer in einem gewählten Schleifwinkel auf dem groben Schleifstein geschliffen, bis sich eine durchgehende Glätte übers ganze Messer bildet. Dies gilt besonders im griffnahen Bereich. Ist eine neue Schneidekante aufgebaut, ist der grobe Vorschliff vollendet. Beim nächsten Schritt, dem »Hauptschliff«, verwendet man den gleichen Winkel wie zuvor, nur mit einem mittleren Schleifstein.

Von Vorschliff bis Feinschliff

Nach diesem Vorgang hat das Messer nun eine Gebrauchsschärfe erreicht. Beim »Feinschliff« wird der Schleifwinkel leicht erhöht. Dadurch kann der Feinschliff schon nach kurzer Zeit beendet werden. Bis hier entstand ein Grat, der beim nächsten Schritt reduziert werden muss. Dabei entfernt Janosch Vecenjes aber nur sehr wenig.

Für den Rest ist der letzte Schritt »Grat entfernen« da. Dabei zieht man das Messer mit den Messerseiten abwechselnd mit Polierpaste über einen Lederriemen, damit der Grat vollständig entfernt wird. Diese Techniken können auch gerne im hauseigenen Schleifkurs bei den Vecenjes erlernt werden. Doch am meisten interessierte mich noch die Frage, ob er diesen körperlich schweren und anspruchsvollen Beruf wieder erlernen würde? Darauf bekam ich ein strahlendes: »Ja, sofort!« (ZmS)

Tanita Adamic, Grund- und Werkrealschule Würtingen, Klasse 8