Also jedenfalls braucht Nikolaus als krasser, muskelbepackter Dönermann ordentlich »Street Credibility«. Was das sein soll? Jakob Nacken sieht in seinem schicken Sakko zwar nicht wirklich aus, wie ein echter Gangster, spricht - oder besser: rappt - aber trotzdem genauso. Locker-flockig aus dem Handgelenk lässt er Reime wie diesen vom Stapel: »Ich hab' Süßigkeiten in dem fetten Sack da, ich hoffe ihr wart brav, ihr kleinen Motherfucka.«
Okay - das ist vielleicht nicht so besonders nett. Aber witzig ist es allemal. Die rund 100 ZmS-Teilnehmer, die den Tübinger Kabarettisten im Saal des Johannes-Kepler-Gymnasiums live erlebten, amüsierten sich jedenfalls prächtig und lachten sich scheckig. Jakob Nacken passt in keine Schublade und überrascht sein Publikum mit Musik und Sprachspielereien irgendwo zwischen Lyrik und Hip-Hop - nur eben mit jazzigem Klaviersound statt fetten Beats. Manchmal ein bisschen versaut, manchmal nachdenklich oder sogar ein bisschen traurig, aber immer ungeheuer virtuos.
Angesichts der vielen guten Einfälle, die in seinen Texten stecken, könnte man fast ein bisschen neidisch werden. Wer kommt schon auf die Idee, ein Liebesgedicht zu schreiben und dabei in neun Strophen ganz nebenbei auch neun Verben vollständig durchzukonjugieren? Die beiden Dichterfürsten Goethe und Schiller beim Poetry Slam gegeneinander aufzuhetzen? Oder selig am Klavier zu schwelgen, dabei zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd - und dabei nicht etwa über die schönste Frau der Welt, sondern den neuen DSL-Anschluss zu besingen? Das kann wahrscheinlich nur einer, der schon als Kind lieber Gedichte als irgendwelchen Krimskrams verschenkte. Also: Falls Ihr auch noch kein Weihnachtsgeschenk habt, reimt einfach, was das Zeug hält. (ZmS)