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»Der Mann aus dem Fernsehen«

METZINGEN. Hellmuth Karasek, Schriftsteller, Kritiker und Herausgeber des Tagesspiegels, bekannt aus dem Literarischen Quartett und der 5-Millionen SKL-Show, besuchte vor Kurzem das schöne Ermstal, mit dem er viele Jugenderinnerungen verbindet. Dies veranlasste uns, mit ihm über die Zeit in Metzingen und über sein jetziges Leben im Rampenlicht zu sprechen.

»Der Mann aus dem Fernsehen« sitzt uns gegenüber und erzählt aus seiner Jugend. Eine Filmmatinee im Metzinger Luna-Filmtheater Anfang November ist der Grund, dass Hellmuth Karasek zu Besuch ist. In heimeliger Atmosphäre und äußerst sympathisch steht er uns Rede und Antwort.

Hellmuth Karasek plaudert ausgelassen über Vergangenes und erklärt, dass er immer wieder mit großer Freude nach Metzingen komme, um unter anderem seine Verwandten zu besuchen.

Zwar ist er etwas überrascht über den Wandel Metzingens, doch sobald er Geschichten von seiner Tante Irmgard Karasek und seinen Großonkel Otto Binder, bei dem er einige Zeit in der Schützenstraße über der familieneigenen Gerberei wohnte, erzählt, kommt er wieder ins Schwärmen: »Meine Tante war für mich fast wie eine zweite Mutter, immer wenn ich etwas Anständiges essen wollte, ging ich zu ihr.«

Ein ganz normaler Beruf

Auf die Frage, was er als seine Heimat bezeichnen würde, meint er, das sei der Ort, an dem seine Familie wohne, doch in Stuttgart fühlte er sich fast am wohlsten, was wohl nicht zuletzt an seiner Vorliebe für die schwäbische Küche liegt.

Heute lebt er mit seiner Familie in Hamburg. Seine vier Kinder wohnen mittlerweile nicht mehr zu Hause. Dies bringt ihm allerdings auch genügend Zeit für sich selbst, und bei Bedarf kann er sich zurückziehen.

Hellmuth Karasek betont im Gespräch, dass er am Schreiben selber keinen Spaß habe, sondern erst am fertigen Werk. Auch legt er großen Wert auf den Unterschied zwischen »berühmt« und »bekannt«. Eine Berühmtheit ist für ihn zum Beispiel Albert Einstein, der für die Welt Immer-Währendes erfunden oder entdeckt hat.

Sich selbst sieht er nur als bekannt an, da er in seinen Augen einen ganz normalen Beruf wie jeden andern ausübt, mit dem einzigen Unterschied, dass dieser im Fernsehen ausgestrahlt wird.

»Angestrebt habe ich es nie, in der Öffentlichkeit zu stehen, es war mehr oder weniger der Lauf meines Lebens.« Gerade mit zunehmendem Alter zeigen ihm ganz normale Dinge wie eine Kur oder Haarausfall auf jeden Fall wieder, wer er immer noch ist.

Zudem ist er ein großer Bewunderer Marcel Reich-Ranickis, mit dem er im Literarischen Quartett zu sehen war, sowie Billy Wilders - über den er auch eine Biografie schrieb -, seiner Frau und seines früheren Biologielehrers, der heute mit über neunzig Jahren noch fit ist.

Immer und überall erkannt

Mittlerweile sieht er auch gewisse Vorteile seiner Bekanntheit. »Beim Zigarrenkaufen zum Beispiel sieht der Besitzer weg, wenn ich vor den Regalen stehe und vertraut mir mehr.« Zwar wird er fast immer und überall erkannt, er hat aber immer Freude daran, da es nur selten zu unangenehmen Situationen durch aufdringliche Menschen kommt.

Am Ende des Gesprächs stellen wir ihm die Frage, ob er, wenn er könnte, sein Leben noch einmal so leben würde. Darauf antwortet er, dass er mit dem Verlauf seines Lebens sehr zufrieden sei und Entscheidungen, die ihm selbst überlassen waren, auch wieder genauso treffen würde. (ZmS)



Julia Rometsch, Kathrin Karasek, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Metzingen, Klasse 10 b