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Aktuell Menschen

Der Alltag ist schwierig. Aber machbar.

REUTLINGEN. Ich heiße Helen Zeeb. Ich gehe in die achte Klasse der Matthäus-Beger-Schule in Reutlingen und habe von Geburt an eine Sehbehinderung. Obwohl ich eine Brille trage, sehe ich trotzdem nur etwa 12 bis 15 Prozent. Das bedeutet, dass ich nur rund 1 bis 1,50 Meter weit sehen kann. Alles, was weiter weg ist, kann ich nicht mehr erkennen. Aber auch Sachen, die in der Nähe sind, kann ich oft nicht richtig sehen.

Jugendbücher sind fast alle zu klein geschrieben. Das strengt mich beim Lesen sehr an, sodass ich sehr schnell keine Lust mehr habe, weiterzulesen. Viele Bastelarbeiten kann ich auch nicht machen (zum Beispiel kleine Perlen auffädeln, genau auf der Linie ausschneiden, in der Schule nähen, und so weiter), da ich dies einfach nicht erkennen kann.

Eine Lupe benutzen? Ungern

Ich habe auch ganz oft mit der Orientierung Schwierigkeiten. Da ich ja nicht sehe, was sich weiter weg befindet, fällt es mir oft sehr schwer, den richtigen Weg zu finden. Dadurch ist mein Tag - vor allem natürlich in der Schule - oft sehr anstrengend und schwierig.

Ich kann Tafelaufschriebe nur ganz selten lesen und am Tageslichtprojektor kann ich nichts erkennen. Filme zu schauen ist sehr anstrengend. Da das Klassenzimmer verdunkelt wird, und die »Bilder« sich sehr schnell bewegen, werde ich dabei sehr müde. Deshalb gehe ich auch überhaupt nicht gerne ins Kino. Zum Glück ist die Schriftgröße in meinen Schulbüchern groß genug. Nur manchmal brauche ich eine Lupe. Aber ich benutze sie überhaupt nicht gerne.

Alle Arbeitsblätter, die wir in der Schule bekommen, werden für mich grundsätzlich auf DIN A3 kopiert, sodass ich auf jeden Fall alles sehr gut lesen kann. Nur Bilder beziehungsweise Fotos, die dann auch kopiert werden, kann ich sehr oft nicht erkennen.

Normale Schule statt Internat

Damit ich aber in der Schule genauso alles mitbekomme, habe ich eine Schulbegleitung, die ein paar Stunden in der Woche mit mir im Unterricht dabei ist und mir hilft. Und in den anderen Schulstunden helfen mir die Lehrer und meine Freundinnen.

Ich bin sehr froh, dass ich in die Matthäus-Beger-Schule gehen kann. Denn sonst müsste ich auf ein Internat für Blinde und Sehbehinderte gehen. Dann könnte ich nur am Wochenende und in den Ferien daheim sein.

Obwohl ich so schlecht sehe, fahre ich sehr gerne Ski. Ich war auch schon öfter im Hochseilgarten, was mir auch großen Spaß macht. Meine Hobbys sind Reiten und im Verein Bowlingspielen. Lesen gehört nicht unbedingt zu meinen Hobbys. Ich finde, dass ich eigentlich ganz gut mit meiner Sehbehinderung klarkomme, aber ich kenne es ja auch nicht anders. (ZmS)

Helen Zeeb, Matthäus-Beger-Schule, Reutlingen, Klasse 8 a