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Boom in den 50er-Jahren

MÖSSINGEN. Wissen Sie, wie viele Kinos es in Deutschland gibt? Und wie viele Kopien benötigt man von einem Kinofilm? Und was geschieht eigentlich mit ihnen, wenn sie nicht mehr benötigt werden? Ein ZmS-Team hat das bei Stefan Schlegel vom Mössinger Kino heraus gefunden. Er betreibt gemeinsam mit seinem Onkel, Walter Schlegel, der es 1952 erbaut und eröffnet hat, dieses Mössinger Kleinod.

Während der 50er-Jahre wurde das Kino viel besucht, denn kaum jemand hatte damals einen Fernseher zu Hause. Damals war ein Kino die reinste Goldgrube, so dass sogar Dörfer wie Dußlingen ein Kino hatten; insgesamt gab es zirka 6 000 in ganz Deutschland.

Filme für Gastarbeiter

Das änderte sich jedoch, als Mitte der 60er-Jahre der Fernseher Einzug in die Wohnstuben hielt. Um zu überleben, musste das Programm umgestellt werden. Von nun an wurden brutalere und erotische Filme gezeigt (zumindest das, was man damals als brutal und erotisch ansah), was zwar das jüngere Publikum aus der ganzen Umgebung anzog, wovon die älteren Leute jedoch abgeschreckt waren und ausblieben. In der Folge sank das Niveau, und die kleineren Dorfkinos mussten geschlossen werden.

In Mössingen wurden bis Mitte der 60er Jahre einmal wöchentlich so genannte »Italienerfilme« gezeigt. Für die »Gastarbeiter« aus Italien. Ein Angebot, das von ihnen gerne angenommen wurde. Laut Stefan Schlegel machten diese Filme 50 Prozent des gesamten Umsatzes aus. Doch auch hier zeigte der Fernseher seine Wirkung, und im März 1984 wurde dieses Angebot eingestellt.

Um dennoch zu überleben, wurden kleinere Kinos wie das in Mössingen ab 1987 mit »Förderkopien« beliefert: Kopien eines aktuellen Filmes, damit nicht nur die Großstadtkinos ab Filmstart einen Film spielen können. Zusätzlich bekommt das Mössinger Kino Subventionen und Preise und wird von Bund und Ländern immer wieder ausgezeichnet.

Überleben durch Fördermittel

Heute gibt es nur noch zirka 4 000 Kinos in ganz Deutschland. Von großen Filmen gibt es etwa 1 000 Kopien, womit natürlich zuerst die größeren Kinos versorgt werden. Heute haben es selbst Action-Filme wie Matrix, die ja vorzugsweise für das jüngere Publikum gemacht werden, schwer. Denn teilweise sind bereits vor dem Kino-Start Raubkopien im Internet erhältlich.

Große Kinos zahlen rund 50 Prozent der Einnahmen an den Filmverleih, Mössingen hingegen 38 bis 45 Prozent. Es gibt aber immer einen Mindestpreis von 100 bis 200 Euro, der bezahlt werden muss - egal, wie viele Besucher den Film sehen. Wäre das Mössinger Kino kein Familienbetrieb, bekäme keine Fördermittel und müsste dafür auch noch Miete gezahlt werden, so wäre es sicherlich schon lange geschlossen worden.

Dieses Jahr lief das Kinogeschäft eher schlecht, so Stefan Schlegel, was einerseits an dem heißen Sommer und andererseits am Mangel wirklich großartiger Filme lag. Übrigens: Wenn sie nicht mehr benötigt werden, werden die Filme einfach vernichtet. (ZmS)



Lisa Butt und Constanze Otto, Quenstedt-Gymnasium Mössingen, Klasse 10c