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Beruf: Feuerwehrkommandant

Viel Verantwortung: Harald Herrmann ist für 500 haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte zuständig

Harald Herrmann ist Feuerwehrkommandant in Reutlingen.   FOTO: STADT REUTLINGEN
Harald Herrmann ist Feuerwehrkommandant in Reutlingen. FOTO: STADT REUTLINGEN
Harald Herrmann ist Feuerwehrkommandant in Reutlingen. FOTO: STADT REUTLINGEN

REUTLINGEN. ZmS-Reporter Nils Yannik Bender aus der Klasse 8b des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Reutlingen hat mit dem Feuerwehrkommandanten Harald Herrmann gesprochen.

 

ZMS: Seit wie vielen Jahren arbeiten Sie schon als Feuerwehrmann beziehungsweise Feuerwehrkommandant?

Harald Herrmann: Am 1. Januar 2019 bin ich seit 45 Jahren Feuerwehrmann und davon über 27 Jahre als Feuerwehrkommandant tätig.

Wieso entschieden Sie sich für Ihren Beruf?

Herrmann: Bereits über meinen Vater habe ich sehr früh Einblicke in die Feuerwehrarbeit erhalten. Dies und die Kameradschaft, das Zusammenspiel im Team und die Faszination, mit Technik zu arbeiten, hat dazu geführt, dass ich 1974 in die Freiwillige Feuerwehr eingetreten bin. 1979, als Stellen im Hauptamtlichen Bereich ausgeschrieben wurden, hatte ich Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte und nach dem Auswahlverfahren ausgewählt wurde.

Müssen Sie oft auch in Ihrer Freizeit plötzlich zu Einsätzen gehen?

Herrmann: Da die Feuerwache ständig besetzt ist, muss ich nicht mehr zu allen Einsätzen mit raus fahren. Zusammen mit meinem Stellvertreter und weiteren Kollegen stellen wir, insbesondere in der Freizeit, die zweite Führungsebene der Feuerwehr. Um bei größeren oder schwierigen Einsätzen, bei den Menschen in Gefahr sind, sehr schnell eine geordnete Führungsstruktur aufbauen zu können, wird diese in Rufbereitschaft geleistet. Dieser Dienst wird pro Woche im Durchschnitt zwei bis drei Mal aus der Freizeit alarmiert.

 

Wie viel Zeit bleibt Ihnen noch für Freizeit und Familie?

Herrmann: Der Beruf des Feuerwehrkommandanten ist sehr anspruchsvoll. Er ist Chef der gesamten Feuerwehr, die aus 13 Freiwilligen Feuerwehrabteilungen, einer Abteilung Berufsfeuerwehr und sechs aufgabenbezogenen Sondereinheiten wie beispielsweise der Führungsunterstützungseinheit, den Taucher- oder Höhenrettungstruppen oder der Gefahrstoffeinheit, besteht. Diesen Abteilungen gehören knapp 500 Einsatzkräfte, davon 73 Berufsfeuerwehrmänner und fünf Verwaltungskräfte, an. Außerdem ist der Kommandant als Leiter des städtischen Amtes Feuerwehr für die Verwaltung, die Organisation, die Beschaffung und den Haushalt von über zwölf Millionen Euro zuständig. Darüber hinaus muss ich regelmäßig dem Bürgermeister und dem Gemeinderat über alle wichtigen Angelegenheiten der Feuerwehr berichten. Diese anspruchsvolle Aufgabe, insbesondere mit den vielen ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen, nimmt viel Zeit in Anspruch. Oft bleibt daher für die Familie und Freizeit leider nur sehr wenig Zeit.

Wie viele Einsätze haben Sie ungefähr am Tag und in der Woche?

Herrmann: Die Feuerwehr Reutlingen hatte in den vergangenen Jahren rund 1 500 Einsätze pro Jahr. In diesem Jahr sind die Einsatzzahlen bereits über 2 000 angestiegen. Täglich rückt die Feuerwehr im Durchschnitt zwischen fünf und sechs Mal aus. Von den 35 bis 40 Einsätzen pro Woche fahre ich ungefähr zwei bis drei Mal mit raus.

Kamen Sie schon in gefährliche Situation bei zum Beispiel Bränden?

Herrmann: Da man nie weiß, was einen an einer Einsatzstelle erwartet, ist Feuerwehrdienst immer mit Gefahren verbunden. Daher werden alle Einsatzkräfte besonders auf gefährliche Situationen geschult. Ich kam schon öfter in gefährliche Situationen, als ich noch als Trupp- und Gruppenführer mit in den Einsatz gefahren bin. Einmal bin ich bei einem Brand in einem mehrstöckigen Industriegebäude in der Kaiserstraße durch die Decke gebrochen. Ein anderes Mal wurden ein Kollege und ich von einer Stichflamme getroffen und zu Boden gedrückt. Damals ist Gott sei Dank nicht allzu viel passiert. Heute ist es meine Aufgabe, nicht nur an den Einsatzstellen die Lage schnell zu erfassen und die Gefahren einzuschätzen, sondern auch, dafür zu sorgen, dass alle meine Männer und Frauen heil und gesund aus dem Einsatz zu ihren Familien zurückkehren. (ZmS)

 

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