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Bücher schrieb er am liebsten

LICHTENSTEIN. Schloss Lichtenstein ist eines der bekanntesten Bauwerke in der Region. Besucher aus nah und fern besichtigen es und hören dabei immer wieder den Namen »Wilhelm Hauff«. Wer war dieser Mann? Wo erfährt man etwas über ihn? In Honau steht das Wilhelm-Hauff-Museum, dort kann Käthe Betz alles Wissenswerte über ihn erzählen.

Am 29. November 1802 wurde Wilhelm Hauff in Stuttgart geboren. Er hatte noch einen älteren Bruder und zwei jüngere Schwestern. Als sein Vater starb, war er erst sieben Jahre alt. Seine Mutter zog daraufhin mit ihren vier Kindern zurück in ihr Tübinger Elternhaus. Dort in Tübingen ging er auch zur Schule. Er war kein guter Schüler und bekam von seinen Lehrern immer wieder schlechte Noten verpasst.

Dann wurde er nach Blaubeuren zur Schule geschickt. Dort unterrichteten sehr strenge Lehrer, die genau auf das Einhalten der strengen Schulordnung achteten. Das hat dem jungen Wilhelm überhaupt nicht gefallen, er war sehr freiheitsliebend. Und er hat schon immer gern gedichtet, er dachte sich kleine Gedichte zu Geburtstagen und anderen Feiern aus.

Von der letzten in die erste Reihe

In seine Schulklasse gingen 40 Schüler; der Beste saß ganz vorne, der mit dem schlechtesten Zeugnis ganz hinten. Wilhelm war zuerst der 38., also der drittschlechteste Schüler. Da er bei guten Zensuren die Schule eher hätte verlassen dürfen und ihm der Platz hinten sowieso nicht gefiel, setzte er sich auf den Hosenboden und lernte fleißig. Beim nächsten Zeugnis konnte er auf den drittbesten Platz vorrücken.

In Tübingen studierte Wilhelm Hauff Philosophie und Theologie; er lernte wieder sehr eifrig, schrieb eine Doktorarbeit in Philosophie und war mit 22 Jahren fertig. Nun hätte er Pfarrer werden können, aber dafür fühlte er sich noch zu jung. Als Religionslehrer wollte er auch nicht arbeiten, denn dann hätte er wieder jeden Tag zur Schule gehen müssen.

Deshalb nahm er in Stuttgart eine Stellung als Hauslehrer bei Freiherr von Hügel an. Er lehrte dessen zwei Kinder und hatte nebenher genug Zeit, um Bücher zu schreiben, das tat er am liebsten. Sein erstes Buch war eine Sammlung von Kriegs- und Volksliedern. Er schrieb auf, was die Leute sangen, und er dichtete auch selbst etliche Lieder. Eines seiner bekanntesten ist »Morgenrot, früher Tod«. Dann hat er sich drei Bände Märchen ausgedacht wie »Der kleine Muck«, »Kalif Storch« und »Zwerg Nase«. Einen Teil des Buchhonorars erhielt seine Mutter zur Erziehung der Schwestern.

Hauff hat viele Schriften für Erwachsene verfasst, zum Beispiel das »Taschenbuch für Damen«. Darin forderte er eine Berufsausbildung für Frauen. Ebenso forderte er für die Frauen das Recht, einem Hobby nachgehen zu dürfen; sie sollten nicht nur für die drei K's (Kinder, Küche, Kirche) zuständig sein.

Zwischendurch las Hauff die Abenteuer-Bücher des Engländers Walter Scott und dichtete daraufhin selbst Ritter- und Abenteuer-Romane, die großen Erfolg hatten. 1826 verfasste er sein bekanntestes Werk, nämlich den Roman »Lichtenstein«. Darin erzählt er die Lebensgeschichte des Herzog Ulrich. Hauff hat dabei viel dazu- oder umgedichtet. Er schrieb über die Vertreibung des Herzog Ulrich von Württemberg (1519), seinem Versteck in der Nebelhöhle und seine Wiedereinsetzung als Landesherr und Reformator in Württemberg (1534).

Die Geschichtsschreiber haben Schriften gegen den Lichtenstein-Roman veröffentlicht, weil er nicht der Wahrheit entsprach. Trotzdem glaubten die Leser eher Hauff als den Historikern. Schloss Lichtenstein gab es damals noch nicht so, wie wir es heute kennen. 1840/41 ließ es Wilhelm Graf von Württemberg nach dem »Lichtenstein«-Roman bauen. Wir haben also dem Buch »Lichtenstein« das Schloss zu verdanken.

Es gibt über den Roman Lichtenstein viele Theaterstücke, sogar ein Puppentheater mit Pappfiguren. Zum 100-jährigen Geburtstag von Hauff wurde in Honau ein Freilichttheater veranstaltet, zum 200. Geburtstag führte man eine Oper auf. Auch die Nebelhöhlenfeste an Pfingsten sind eine Erinnerung an ihn.

Efeu aus der Nähe der Nebelhöhle

Wilhelm Hauff heiratete seine Kusine Luise. Vor und während seiner Ehe unternahm er verschiedene Reisen ins In- und Ausland. Von seiner letzten Reise, die nach Südtirol führte, kam er krank zurück. Am 18. November 1827 starb er an Nervenfieber, genau eine Woche nach der Geburt seiner Tochter Wilhelmine. Er ist auf einem Stuttgarter Friedhof begraben. Als Grabstein dient ein Felsbrocken aus dem Wald vom Lichtenstein. Das Efeu, mit dem das Grab bewachsen ist, stammt aus der Nähe von der Nebelhöhle.

1982 wurde das Hauff-Museum in Honau eingerichtet, in dem alles Wissenswerte über Wilhelm Hauff zusammengetragen wurde. Man findet dort seine Bücher in Vitrinen, man kann in den Märchenbänden lesen, ein Puppentheater ist ausgestellt, ein großes Modell von Schloss Lichtenstein, Plakate, Puzzles und vieles andere, was an Wilhelm Hauff und den Lichtenstein erinnert. (ZmS)



Ann-Loraine, Francesco, Ioanna, Michael und Saskia, Peter-Rosegger-Schule Reutlingen